Air Berlin mit Rekordverlust Pichlers schwere Bürde

Die Krisen-Fluglinie Air Berlin hat den größten Verlust ihrer Geschichte eingeflogen. Auf dem neuen Chef, Stefan Pichler, lastet ein hoher Druck. Scheitern seine Umbaupläne, steht es um die Zukunft der Airline schlecht.

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Der neue Air-Berlin-Chef Stefan Pichler will die Fluglinie endlich profitabel machen. Quelle: dpa

Er steht vor einem riesigen Haufen an Problemen. Stefan Pichler, seit Februar neuer Chef der Fluglinie Air Berlin, muss nur wenige Woche nach Amtsantritt mit dem größten Verlust der Firmengeschichte zurechtkommen. Das geht aus der vorläufigen Jahresbilanz hervor, die die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft am Donnerstagabend veröffentlichte.

Die Zahlen, die noch aus der Ära von Wolfgang Prock-Schauer stammen, waren in ihrer Tendenz erwartet worden, sind aber dennoch düster: Demnach wird das Nettoergebnis von Air Berlin für das vergangene Jahr zwischen minus 362 Millionen und minus 387 Millionen Euro liegen. 2013 hatte das Defizit minus 316 Millionen Euro betragen.

Die Chronik von Air Berlin

Der Umsatz des Konzerns lag 2014 fast unverändert zum Vorjahr bei 4,16 Milliarden Euro (2013: 4,15 Mrd. Euro). Als vorläufiges operatives Ergebnis (Ebit) nannte Air Berlin minus 279 bis minus 304 Millionen Euro im Vergleich zu minus 232 Millionen Euro im Jahr zuvor.

Die Probleme von Air Berlin

Die Höhe der Aufwendungen für den Umbau des Unternehmens sei „derzeit noch nicht abschließend ermittelt“, hieß es zur Begründung für die genannte Spanne. Der endgültige Konzern- und Jahresabschluss werde im April veröffentlicht. Ursprünglich war dafür der kommende Montag vorgesehen.

Klar ist jedoch: Der Schuldenberg wächst und wächst - auf 810 Millionen Euro Ende 2014.

Dass die Verluste von Air Berlin nicht höher ausfallen und, dass die Linie überhaupt noch fliegen kann, liegt auch an den hohen Beihilfen, die die Linie von seinem Hauptaktionär Etihad erhält. Der Preis dafür ist hoch, Air Berlin ist faktisch von der Gedulf und den Interessen der Fluglinie aus Abu Dhabi abhängig.

Denn trotz harter Sparprogramme, der Verkleinerung der Flotte, einem Stellenabbau und einem reduzierten Flugangebot ist der Turn-Around über Jahre nicht gelungen.

Die Probleme, die sich durch einen übereilten Expansionskurs aufgetürmt haben, waren einfach zu groß: Nicht nur, dass sich viele neue Verbindungen als unprofitabel herausstellten. Um schnell zu wachsen hatte sich die Fluglinie etwa Flugzeuge für zu viel Geld gemietet. Um später an Finanzmittel zu kommen, verkaufte die Airline eigene Flugzeuge - und leaste zu horrenden Kosten zurück. Diese Fehler der Vergangenheit lasten bis heute schwer auf dem Unternehmen.

Der Rettungsplan für Air Berlin

Um endlich die Wende zu schafffen, ist Stefan Pichler mit viel Ehrgeiz in seinen Job gestartet: Anfang März, gerade einmal einen Monat nach Amtsantritt, stellte der Vorstandschef seine Vision für eine gesunde Air Berlin vor. Und einen Stramme Zeitplan: 2016 soll die angeschlagene Fluggesellschaft wieder schwarze Zahlen schreiben. Vereinfacht ausgedrückt, will der 57-Jährige mit neuen Leuten, einer neuen Arbeitsweise aber der im Kern alten Strategie aus den roten Zahlen fliegen.

Weltweit rastlos: Der Lebenslauf des Stefan Pichler

In drei Phasen sollen Management und Vertrieb umgebaut werden. Pichler will das Flugangebot stärker auf ertragreiche Strecken ausrichten und die Drehkreuze wie Düsseldorf und Berlin ausbauen. Neue Billigtarif und mehr Angebote für Geschäftsreisende sollen zusätzliche Passagiere und mehr Umsatz bringen. Mit Air Berlin flogen im vergangenen Jahr 31,7 Millionen Passagiere, 0,6 Prozent mehr als 2013. Die Auslastung der Flugzeuge und der Ertrag pro Sitzplatz sind 2014 zurückgangen.

Seine Pläne vermittelt Pichler mit großer Überzeugung. Er zeigt sich überzeugt, so die dringend benötigte Wende schaffen zu können: Man erwarte eine "deutliche Ergebnisverbesserung", heißt es aus dem Konzern. Diese solle „die Grundlage für eine angestrebte Rückkehr zur Profitabilität in 2016 schaffen“. Pichler verwies auf eine günstige Entwicklung bereits im ersten Quartal. Air Berlin werde „die negative Performancespirale vergangener Jahre“ 2015 durchbrechen.

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