Internationale Luftfahrtausstellung Wie sich Flugzeugbauer und Grüner zanken

Wie kann Fliegen sauber werden? Auf der Internationalen Luftfahrtausstellung gaben ausgerechnet Airbus-CEO Tom Enders und Ralf Fücks, Chef der grünen Heinrich-Böll-Stiftung, dazu eine gemeinsame Pressekonferenz. Und waren sich nur selten einig.

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Ein Airbus A350 landet auf der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) in Schönefeld (Brandenburg). Quelle: dpa

Rüstungskonzern trifft Rüstungskritiker, Flugzeugbauer trifft Klimaschützer: Es ist die wohl ungewöhnlichste Pressekonferenz an diesem Mittwochmorgen auf der Internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Berlin. Akteure auf dem Podium: Tom Enders, CEO von Airbus, und Ralf Fücks, Chef der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung. Das Thema: Wie kann Fliegen grüner werden? 

Dass die beiden gemeinsam auftreten, wäre vor wenigen Jahren undenkbar gewesen. Fliegen, das war für Grünenwähler mindestens genauso so ein Umweltkiller wie Strom aus bröseligen Kernkraftwerken. Schon vor der Konferenz melden sich dann auch die ersten Kritiker. „Grüne machen Werbung für Airbus“, titelt Spiegel Online am Morgen. Mit dem Auftritt auf der ILA tue Fücks der Stiftung keinen Gefallen, zitiert das Magazin die sicherheitspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Agnieszka Brugger.

Doch auf dem Podium wehrt Fücks die Kritik als erstes ab: „‚Grüne machen Werbung für Airbus‘, das ist natürlich Quatsch“, sagt er. „Wir brauchen den Dialog mit der Industrie, um das Fliegen umweltfreundlich zu machen.“ Die Gespräche zwischen Parteistiftung und Flugzeugkonzern liefen schon seit zwei Jahren. Grünen-Wähler, räumt Fücks sogar ein, seien öfter per Flugzeug unterwegs als das Klientel von CDU und SPD.

Umsatzzahlen der Airbus-Geschäftsfelder

Aber: „Der Dialog mit der Luftfahrtbranche war und ist keine Harmonieveranstaltung.“ Und dann listet Fücks Forderungen auf, die bisher so auf einer Airbus-Pressekonferenz wohl noch nicht zu hören waren: Fliegen müsse bis 2050 klimaneutral werden, fordert der Böll-Stiftungschef. Kurzstreckenflüge müssten auf die umweltfreundlichere Bahn verlagert werden. Selbstverpflichtungen der Branche reichten nicht. Vielmehr müsse Flugbenzin versteuert werden - und der Flugverkehr müsse Teil des Emissionshandels werden. 

Das ist der Moment, an dem Airbus-Chef Enders sein Pokerface nicht mehr im Griff hat, kurz kritisch den Mund spitzt und die Brauen hebt. „Wir wollen die Emissionen bis 2050 um 75 Prozent senken gegenüber 2005“, entgegnet er. „Keine andere Branche hat so weitreichende Klimaziele formuliert wie die Luftfahrt.“ 

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