Niki und Walter fliegen weiter Air Berlin stellt am 28. Oktober den Flugbetrieb ein

Air Berlin stellt den eigenen Flugbetrieb wohl Ende Oktober ein. Nach Angaben der insolventen Airline sollen die Töchter Niki und Walter jedoch weiterfliegen – jene Teile, an denen die Lufthansa interessiert ist.

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Air Berlin Quelle: AP

Air Berlin kann aus eigenen Mitteln den Flugbetrieb nur noch bis Monatsende aufrechterhalten. "Ein eigenwirtschaftlicher Flugverkehr im eröffneten Insolvenzverfahren ist nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober nicht mehr möglich", teilte das Unternehmen am Montag mit. Tickets für spätere Flüge verlieren ihre Gültigkeit, wie das Unternehmen erläuterte. Nach einem Verkauf von Konzernteilen könne in der Zeit bis zur kartellrechtlichen Genehmigung der Flugbetrieb aber im Rahmen von Leasingvereinbarungen fortgesetzt werden.

Ganz außen vor sind Niki und LGW, die beide nicht insolvent sind. Sie können weiterarbeiten. Das gilt nach Air-Berlin-Angaben auch für die 38 Maschinen, die inzwischen für die Lufthansa-Töchter Eurowings und Austrian fliegen. An der österreichischen Konzern-Tochter Niki und der Regional-Tochter LGW ist die Lufthansa interessiert.

Damit bestätigte Air Berlin weitgehend Informationen des Betriebsrats, über die die Nachrichtenagentur Reuters bereits am Freitag berichtet hatte. Air Berlin ist seit Mitte August pleite. Der Konzern verhandelt noch bis zum 12. Oktober mit Lufthansa und dem britischen Billigflieger Easyjet exklusiv über den Kauf von Teilen der Fluggesellschaft. Nach Abschluss der Kaufverträge müsse Air Berlin aus insolvenzrechtlichen Vorgaben "die eigene Geschäftstätigkeit Zug um Zug beenden".

Doch die Verkaufsverhandlungen scheinen zum Teil nicht so erfolgreich zu verlaufen wie erhofft. Wie die "B.Z." am Sonntag berichtete, droht der eigentlich eingeplante Verkauf von bis zu 30 Maschinen an Easyjet zu scheitern. Unter Berufung auf Air-Berlin-Kreise schrieb das Blatt, die Briten hätten ihr ursprüngliches Angebot von rund 50 Millionen Euro reduziert. Außerdem gebe es Streit um Landerechte in Düsseldorf und Berlin-Tegel mit der für andere Air-Berlin-Teile bietende Lufthansa. Bei Air Berlin glaube man inzwischen nicht mehr daran, wie geplant am 12. Oktober unterschriftsreife Verträge mit Easyjet zu haben. Air Berlin und Easyjet wollten dazu am Sonntag keinen Kommentar abgeben.

Ungewiss ist, ob und welche AB-Flüge ab 28. Oktober von den neuen Eigentümern übernommen werden. Eine Entscheidung kann es erst nach dem Abschluss der Verkaufsverhandlungen geben. Klar ist allerdings, dass Tickets der Air Berlin für Flüge nach dem 28. Oktober bei den Nachfolgern nicht gültig sind. „Diese Tickets verfallen“, erklärte ein Unternehmenssprecher. Sollten sie nach dem 15. August gekauft worden sein, können die Kunden auf eine Rückzahlung vom eigens für diese Fälle angelegten Treuhand-Konto rechnen. Tickets der Niki bleiben hingegen gültig. Die LG Walter soll ihr Mietgeschäft weiter betreiben, hat aber keine eigenen Tickets verkauft.

Einige Air-Berlin-Mitarbeiter werden ihre Jobs verlieren – aber wie viele?

Sollten die Gespräche mit Easyjet tatsächlich platzen, müssten Insidern zufolge schnell neue Verhandlungen mit anderen Interessenten aufgenommen werden, denn der insolventen Air Berlin droht das Geld für den Flugbetrieb auszugehen. Mit der Lufthansa stehe man dagegen kurz vor einem Vertragsabschluss, berichtete die Zeitung.

"In wenigen Tagen werden wir mehr wissen", hieß es zum Stand der Gespräche. Nicht jeder Air-Berlin-Mitarbeiter werde bei den Käufern eine neue Anstellung finden. Deshalb sollte sich jeder aktiv auf dem Arbeitsmarkt umschauen. Im Air-Berlin-Konzern gibt es zurzeit rund 6800 Vollzeitstellen, die sich auf etwa 8000 Mitarbeiter verteilen. 900 Stellen bei Niki und 400 Stellen bei LG Walter sind nicht direkt von der Insolvenz betroffen. Etwa 300 Air-Berlin-Mitarbeiter haben laut Unternehmen bereits anderswo eine Anstellung gefunden.

Die Chronik von Air Berlin

Mit den Arbeitnehmervertretern seien am Montag Verhandlungen über Interessenausgleich und Sozialpläne begonnen worden. Zudem sollen in dieser Woche Job-Messen am Air-Berlin-Sitz in Berlin mit potenziellen künftige Arbeitgebern, darunter der Chemiekonzern BASF und die Deutsche Bahn, abgehalten werden.

Nach Einschätzung der Gewerkschaft Vereinigung Cockpit haben sich bislang erst sehr wenige Piloten der insolventen Air Berlin einzeln bei anderen Fluggesellschaften beworben. „Wir schätzen, dass von den 1250 Kollegen vielleicht 20 bis 50 diesen Schritt gegangen sind“, sagte VC-Sprecher Markus Wahl am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Der Betriebsrat wolle bei den in dieser Woche anlaufenden Sozialplan- Verhandlungen weiterhin kollektive Übergangsregeln erreichen, um soziale Gesichtspunkte zu berücksichtigen, erklärte der Gewerkschafter. Nur so könne eine „Rosinen-Pickerei“ der aufnehmenden Gesellschaften verhindert werden, die ansonsten besonders alte, teure oder aufmüpfige Piloten nicht einstellen würden. Die VC wolle beispielsweise erreichen, dass Familienväter und -mütter gegenüber Singles bevorzugt würden.

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