Werbesprech
Werbung von Saturn Quelle: imago images

Ist Geiz bald wieder geil?

Die Inflation bremst den Konsum. Ein Debakel für Werber, denen jede Antwort darauf fehlt. Ihre Kampagnen taumeln ins Minus und greifen nicht einmal den Zeitgeist auf.

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Die Inflation klettert auf fast acht Prozent und befindet sich damit im erneuten Steigflug: „Die Inflation in Deutschland ist schon vor dem Auslaufen von befristeten Entlastungsmaßnahmen wie dem Tankrabatt und dem 9-Euro-Ticket wieder deutlich gestiegen. Waren und Dienstleistungen kosteten im August durchschnittlich 7,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.“ Das hat immer deutlichere Auswirkungen auf das Konsumklima im Lande, ein Index, auf den die Marketing- und Werbebranche besonders erwartungsvoll blickt.

Nach Aussage der GfK scheinen sich die meisten Indikatoren der Verbraucherstimmung aktuell auf niedrigem Niveau zu stabilisieren. „Überschattet wird dies allerdings vom sprunghaften Anstieg der Sparneigung, wodurch das Konsumklima insgesamt seine steile Talfahrt fortsetzt. GfK prognostiziert für das Konsumklima für September 2022 -36,5 Punkte und damit 5,6 Punkte weniger als im August dieses Jahres.“

Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte: „Die Furcht vor deutlich höheren Energiekosten in den kommenden Monaten zwingt viele Haushalte zur Vorsorge und dazu, Geld für zukünftige Energierechnungen auf die Seite zu legen. Dies belastet das Konsumklima weiter, da im Gegenzug weniger finanzielle Mittel für den übrigen Konsum zur Verfügung stehen“.

Werbemotor gerät ins Stottern

Wer nun denkt, die Unternehmen würden in einer solchen Situation in Werbung investieren, um den Konsum anzukurbeln, sieht sich getäuscht. Horizont beschreibt die Situation: „Es hatte sich bereits angedeutet, jetzt gibt es keine Zweifel mehr: Der deutsche Werbemarkt befindet sich auf Talfahrt. Nach dem Mini-Minus von 0,5 Prozent im Mai weist Nielsen für den Monat Juni nun ein dickes Minus in Höhe von 7,1 Prozent aus. Auf gerade einmal 2,63 Milliarden Euro brutto summierten sich die Werbespendings der Unternehmen im vergangenen Monat. Im Juni 2021 waren es 2,83 Mrd. Euro gewesen.“

Nur einen Monat später setzt sich die Negativmeldung fort: „Deutscher Werbemarkt stürzt im Juli weiter ab. Die Bilanz für den Gesamtmarkt der Werbespendings in Deutschland rutscht im Juli in den zweistelligen Negativbereich und liegt nun bei -10,3 Prozent verglichen mit derselben Zeit im Vorjahr.“

Werbewirkung hat ihren Preis

Gleichzeitig steigen die Preise für Werbung in den Medien. Der Grund hierfür liegt keinesfalls alleine in steigenden Kosten für Energie oder Papier. Trotz sinkender Reichweiten steigt beispielsweise die Nachfrage nach Werbeplätzen im Fernsehen. Viele Werbungtreibende bezweifeln inzwischen, ob Videos, die bei Facebook oder YouTube ausgespielt werden, die gleiche Wirkung erzeugen wie im linearen TV. Der Vermarkter SevenOneMedia legt hierzu immer wieder bemerkenswerte Forschungsprojekte auf, die die Überlegenheit des klassischen Fernsehens nahelegen.

Dabei steigen die Kosten für die begehrte TV-Reichweite signifikant. Nach der Studie „Global Ad Trends“ der Beratung WARC stiegen die TV-Werbekosten seit 2019 um 31 Prozent. Es ist der steilste Anstieg seit mehr als zwei Jahrzehnten. Aber nicht nur TV erhöhte die Preise. Der Report sieht steigende Werbekosten über alle Kanäle hinweg. Auch Social Media hat sich zwischen 2019 und 2021 um 33 Prozent verteuert. Die Werbekunden kommen vom Regen in die Traufe.

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