Werner knallhart

„MyTaxi“ heißt jetzt „Free Now“. Das ist nicht Euer Ernst!

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„Now“ klingt flexibel, schnell und greifbar

Die zwei weltweit agierenden Car-Sharing-Unternehmen Car2Go (Daimler) und DriveNow (BMW) werden zu „Share Now“. Das kapiert man, das kann man sich merken.

Der Dienst, der einem dabei hilft, Parkplätze an der Straße oder im Parkhaus zu finden, heißt künftig einheitlich „Park Now“. Bingo. Passt.

Der Service, mit dem man sein Elektroauto an Ladesäulen aufladen kann, heißt dann aus einem Guss, na? Na? „Charge Now“. Wie sonst? Gekauft.

Der Dienst, der die Buchung mehrerer Verkehrsmittel bündelt, damit man Zug, Bus, Taxi und geteiltes Auto nicht mehr getrennt bestellen und bezahlen muss, heißt nun „Reach Now“. Gut, würde man so nicht drauf kommen, aber kann man nachvollziehen.

Und dann gibt es da noch „MyTaxi“. Die App, mit der man ein Taxi ruft und direkt auch bezahlt. Ohne Kleingeld-Geklimper und Quittungsgekritzel beim Aussteigen. Alles übers Smartphone. Und „MyTaxi“ organisiert dank Alexa-Anbindung sogar einen Wagen, wenn man vom Sofa aus nur sagt: „Alexa, bestell mir ein Taxi.“

Die kriegt jetzt auch einen neuen Namen. Genau wie die anderen Dienstleistungen mit Fahrer unter dem Dach von BMW und Daimler wie etwa „Clever Taxi“ und „Beat“. Sie heißen jetzt: „Taxi Now“? Nein. Taxi war denen wohl zu wenig. Wer weiß, was da bald alles kommt mit autonomem Fahren und so. Und vielleicht auch zu heikel. Denn für Taxis gelten strenge altmodische Regeln. „Drive Now“? Nein, der Name ist verbrannt. „Ride Now“? War wohl schon weg. Zumindest ist er ein schönes Wortspiel (Ride now/ right now). Nein, der neue Name ist „Free Now.“

Free Now. Also, Kinners, ich weiß nicht, aber das ist kein guter Name für eine Taxi-App! Da tut mir „MyTaxi“ leid.

Bislang haben wir gesagt: „Ich nehme mir ein Mytaxi.“

Sollen wir jetzt sagen: „Ich nehme mir ein Free Now?“ Ich denke da an Free Willy. Und was haben denn Taxifahren oder sonstige Chauffeur-Services mit Free zu tun? Also mehr mit Free als etwa Share Now? Dass man vorab frei und ohne Limit Alkohol trinken kann? Dass man freihändig fahren kann, weil man gefahren wird? Dass ich frei von Bargeld fahren kann? „Exakt all das“, werden die Erfinder nun vielleicht rufen. Aber das ist schon weit hergeholt. Denn die anderen Now-Dienste versprechen auf ihre Weise doch auch Freiheit.

„MyTaxi“ wird zu „Free Now“. Das ist so, als würde aus „Iglo Fischstäbchen“ jetzt „Enjoy Life“. „Free Now“ könnte einfach alles sein: vom flexiblen Versicherungstarif für Singles über die Halbfettbutter bis hin zur Slipeinlage.

Ich bin mir sicher. Die Strategen saßen da und haben diskutiert: „Ja, Free Now ist nichts Dolles, aber wer meckert, soll was Besseres vorschlagen. Und wer noch einmal was mit Taxi sagt, fliegt raus.“

Und da stand am Ende an der Flip Chart: Free Now. Und die starke Marke „MyTaxi“ wird beerdigt. So als hätte Lufthansa seine Töchter Austrian Airlines und SWISS glattgebügelt und neben Eurowings gestellt als Austrian Wings und Swiss Wings. Hat sie aber nicht.

Denn der Kunde denkt nicht konzernstrategisch in Dachmarken. Wenn sich plötzlich der Name seiner Fluggesellschaft oder App ändert, fragt er nicht nach der Einbettung ins Große und Ganze. Er fragt sich doch: Finde ich den neuen Namen besser? Ich würde sagen: Das ist bei Free Now irgendwie nicht so recht geglückt.

Aber ich halte jetzt meinen Mund. Ich bin nur ein kleiner Kunde ohne eine bessere Idee. Tschüss, „MyTaxi“.

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