Erneuerbare Energien Wer sich an Wind- und Solarkraft die Finger verbrannte

Schraubenkönig Reinhold Würth, BMW-Erbin Susanne Klatten, Schokoladenfabrikant Alfred Ritter - sie alle haben auf den Erfolg der neuen, grünen, Energiequellen gesetzt - und verloren.

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Reinhold Würth - Mit Innovationen überfordert

Mit dem Abenteuer Solar hat der schwäbische Unternehmer 160 Millionen Euro verbrannt.

„Schraubenkönig“ wird er genannt. Reinhold Würth hat im schwäbischen Künzelsau den weltweit führenden Großhändler für Befestigungs- und Montagetechnik aufgebaut. Im Ruhestand kümmert sich der 77-jährige Milliardär nicht nur um seine vielen Museen, sondern auch um die Förderung der erneuerbaren Energien. Dazu gründete er das Tochterunternehmen Würth Solar. Die eröffnete 2006 in Schwäbisch Hall eine Fabrik, in der weltweit zum ersten Mal in Großserie Solarmodule in CIS-Technik produziert werden sollten. Dabei bestehen die verbauten Solarzellen nicht, wie sonst üblich, aus dem damals knappen Silizium, sondern aus anderen Rohstoffen wie Kupfer, Indium und Selen.

Mit dieser Innovation war der branchenfremde Investor offenbar überfordert. Es fehlte an der Erfahrung mit den alternativen Materialien.

Anfang Januar 2012 verkaufte Würth die CIS-Fabrik an den Partner Manz aus Reutlingen, einen der weltweit bedeutendsten Hersteller von Maschinen für die Produktion von Solarzellen und -modulen. „Wir haben einen Schlussstrich gezogen“, sagt Würth-Chef Robert Friedmann. Das Abenteuer hat Würth nach eigenen Angaben inklusive der Forschung und Entwicklung 160 Millionen Euro gekostet. Statt auf die Produktion konzentriert sich Patriarch Reinhold Würth auf den Vertrieb. Davon versteht der Schraubenhändler etwas.

Neuer Rückschlag für Solarworld
SolarworldDer Bonner Solarmodulhersteller kommt nach seinem scharfen Kapital- und Schuldenschnitt vom Frühjahr nur langsam wieder in Tritt. Die konzernweite Absatzmenge sei im ersten Halbjahr nach vorläufigen Zahlen zwar um mehr als die Hälfte auf 357 Megawatt gestiegen, teilte Solarworld mit. Hierzu habe aber vor allem das Auslandsgeschäft beigetragen. In Deutschland sei der Markt weiter schwach. Das Umsatzziel für 2014 von mehr als 680 Millionen Euro werde deshalb wahrscheinlich nicht erreicht. In den ersten sechs Monaten wuchs der Konzernumsatz um 13 Prozent auf 228 Millionen Euro, blieb dabei aber leicht unter den Erwartungen des Unternehmens. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie bereinigt um Sondereffekte des internen Umbaus kam Solarworld auf einen leichten Gewinn von einer Million Euro (Vorjahreshalbjahr: -37 Millionen Euro). Ein insgesamt positives operatives Ergebnis erwartet das Unternehmen weiterhin für 2015. Mit der Restrukturierung hatte Solarworld seinen Schuldenberg um mehr als die Hälfte auf 427 Millionen Euro verringert. Dabei mussten Aktionäre und Gläubiger hohe Verluste hinnehmen. Erst vor kurzem hatte sich der Konzern mit einem wichtigen Rohstoff-Lieferanten auf neue Verträge geeinigt - musste im Gegenzug aber viel Geld in den Wind schreiben. Quelle: dpa
Nordex Der Windkraftanlagenbauer Nordex will seine Geschäfte in Südamerika ausbauen. Schon heute verkaufe Nordex vor allem in Uruguay mit einigem Erfolg, sagte Vorstandschef Jürgen Zeschky. Auch in Chile werde Nordex aktiv sein. „Diese Länder haben einen ungestillten Hunger nach Energie und zahlen für Strom aus heimischen Kraftwerken gutes Geld.“ In den USA habe sich Nordex dagegen bescheidene Ziele gesteckt. „Ich würde nicht so weit gehen, diese Strategie "Rosinen picken" zu nennen, aber dem härtesten Wettbewerb gehen wir so aus dem Weg“, sagte Zeschky. Der Umsatzanteil Amerikas liege bei 18 Prozent. Nach einem guten ersten Quartal hatte Nordex seine Prognose für 2014 zuletzt angehoben. Erwartet werden nun ein Auftragseingang von 1,5 bis 1,7 Milliarden Euro und ein Umsatz von 1,5 bis 1,6 Milliarden Euro. Die Ebit-Marge für 2014 - also das Verhältnis von operativem Ergebnis und Umsatz - wird laut Zeschky 4 bis 5 Prozent betragen. Nordex werde sein Werk in Rostock für rund 25 Millionen Euro ausbauen, kündigte Zeschky an. Dort sind etwa 1400 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt wolle Nordex bis 2016 rund 50 Millionen Euro in seine Kerntechnologie „Rotorblatt“ investieren. Hintergrund sind die größeren Dimensionen der Rotorblätter und zugehörigen Werkzeuge, die den Umbau der bestehenden Produktionshallen notwendig machen. Quelle: dpa
SolarworldDie Sanierung ist planmäßig abgeschlossen, die Verluste sind eingedämmt (auf 427 Mio. Euro) - jetzt müssen nur noch die Umsätze wieder fließen. Der Photovoltaikkonzern Solarworld sieht sich nach dem drastischen Kapital- und Schuldenschnitt wieder gut aufgestellt. „Wir kommen nicht nur in ruhigeres Fahrwasser, wir nehmen auch massiv Fahrt auf“, sagte Konzernchef Frank Asbeck im Mai bei der Hauptversammlung des Unternehmens in Bonn. Solarworld profitiere von dem Einstieg des Emirats Katar sowie von der Übernahme von Fertigungskapazitäten von Bosch in Thüringen. Der Unternehmenschef geht von einem Wachstum des globalen Photovoltaikmarktes aus, mit einem Schwerpunkt in Asien und in den USA. Allein im ersten Quartal seien in den USA fast so viele Neuanlagen installiert worden wie in dem rückläufigen Markt Deutschland für das ganze Jahr 2014 erwartet wird. Quelle: dpa
SMA SolarSchlechter Start ins Jahr 2014: Im ersten Quartal stand beim operativen Ergebnis des Solar-Technikherstellers ein Minus von 22 Millionen Euro in den Büchern - nach einem Verlust von 8 Millionen Euro Anfang 2013. Zudem brach der Umsatz deutlich ein. Grund dafür seien zum einen Unsicherheiten in Europa wegen der Ukraine-Krise, aber auch Projektverschiebungen in Nordamerika und Währungsturbulenzen in Indien, heißt es offiziell von SMA Solar. Auf der Hauptversammlung 2014 wurde beschlossen, für das Geschäftsjahr 2013 keine Dividende auszuschütten. Große Probleme hat das Unternehmen aber schon länger. Der Weltmarktführer bei Photovoltaik-Wechselrichtern hatte 2013 einen Verlust von rund 67 Millionen Euro eingefahren - nach einem Gewinn von 75,1 Millionen Euro 2012. Mit weiteren Sparmaßnahmen will SMA Solar nun wieder in die Gewinnzone zurückkommen. Schon im Jahr 2013 hat der Wechselrichter-Hersteller seine Kosten um 180 bis 200 Millionen Euro gesenkt. Zudem will das Unternehmen in Zukunft neue Märkte erschließen und neue Produkte einführen. „Im besten Fall“, so Vorstandssprecher Pierre-Pascal Urbon, soll 2014 ein Ergebnisplus von 20 Millionen Euro erreicht werden. Ende Mai gab SMA Solar bekannt, das Solar-Wechselrichter-Geschäft vom Mitbewerber Danfoss komplett zu kaufen und eine strategische Partnerschaft anzustreben. Quelle: dpa
SunwaysBeim Fotovoltaik-Unternehmen aus Konstanz läuft seit Ende April das offizielle Insolvenzverfahren. Der Insolvenzverwalter hat damit begonnen, den Konzern zu zerschlagen. Als ersten Schritt zur Liquidierung beantragte Sunways am 19. Mai den Widerruf der Börsenzulassung an der Frankfurter Wertpapierbörse beantragt. Gleichzeitig trat der Vorstandsvorsitzende Hoong Khoeng Cheong zurück. Das Geschäft mit Wechselrichtern und gebäudeintegrierter Photovoltaik hat bereits der chinesische Solarkonzern Shunfeng übernommen. 40 Mitarbeiter können deshalb ihren Arbeitsplatz behalten. Alle anderen hätten ihre Kündigung bereits erhalten, teilte ein Sprecher mit. Ende 2012 waren bei Sunways noch 265 Menschen beschäftigt. Die Aktionäre müssen davon ausgehen, bei der Insolvenz komplett leer auszugehen. Sunways schrieb seit Jahren rote Zahlen und wies hohe Verluste aus. Wie im Mai bekannt wurde, waren die Geschäfte des Unternehmens schon mehrere Monate vor der Zahlungsunfähigkeit fast völlig zum Erliegen gekommen. Bereits 2013 befand sich das Unternehmen einmal in einem vorläufigen Insolvenzverfahren, nachdem mehrere Banken dem Unternehmen Kredite in Millionenhöhe gekündigt hatten. Durch eine Vergleichsvereinbarung wurde das eigentliche Insolvenzverfahren damals jedoch abgewendet. Quelle: dpa
S.A.G. Solarstrom AGDie Solarkrise hat den Anlagenbauer in die Knie gezwungen. Das Unternehmen stellte am 13. Dezember 2013 einen Insolvenzantrag. Die Solarstrom AG kann nach Ansicht des Insolvenzverwalters aber gerettet werden. Mit einer Zerschlagung des Solarunternehmens sei derzeit nicht zu rechnen, teilte eine Firmensprecherin am 16. Mai am Rande einer Gläubigerversammlung mit. Die Sanierung und die Suche nach Investoren laufe positiv und werde fortgeführt, sagte Insolvenzverwalter Jörg Nerlich. Einzelheiten hierzu nannte er nicht. Nerlich erwartet den Angaben zufolge eine Insolvenzquote von rund 50 Prozent. Ob Aktionäre Geld zurück erhalten können, sei aber weiter offen. Das Freiburger Unternehmen mit heute rund 170 Mitarbeitern zählt zu den Pionieren der Solarbranche. Es war 1999 eine der ersten börsennotierten Solarfirmen in Deutschland. Quelle: dpa
ProkonDer Windkraftanlagen-Finanzierer hat im Januar beim Amtsgericht Itzehoe Insolvenz angemeldet. Das Verfahren wurde Anfang Mai eröffnet. Die Zukunft für die insgesamt rund 1300 Beschäftigten ist ungewiss. Gut 75.000 Anleger hatten dem Unternehmen über Genussrechte rund 1,4 Milliarden Euro anvertraut. Sie müssen sich auf schmerzvolle Verluste einstellen. Insolvenzverwalter Dietmar Penzlin schätzt, dass sie zwischen 40 und 70 Prozent ihres investierten Kapitals verlieren werden. Das Geschäftsmodell des von Carsten Rodbertus 1995 gegründeten Windparkbetreibers stand seit langem in der Kritik. Quelle: dpa

Klaus Grohe - Der Überzeugungstäter

Der Sanitärunternehmer lässt sich von Verlusten nicht abschrecken.

Welche Kraft die Sonne spendet, hat Klaus Grohe schon Mitte der Siebzigerjahre entdeckt. Gemeinsam mit anderen Studenten bastelte er einen Solarkollektor, den die jungen Tüftler in einem selbst gebauten Haus auf der spanischen Insel Formentera ausprobierten. „Wir waren erstaunt, dass wir damit Wasser zum Kochen bringen konnten“, sagt der 75-Jährige, der sich 2008 nach mehr als 30 Jahren aus der Leitung des Schwarzwälder Sanitärherstellers Hansgrohe zurückzog. Seitdem ist er Chef des Aufsichtsrats.

Anfang der Neunzigerjahre schraubte Grohe eine Solaranlage auf das Dach eines Werks in Offenburg, damals die größte ihrer Art in Europa. 1994 errichtete der Solar-architekt Hans Disch, ein Freund Grohes, am gleichen Ort den Hansgrohe-Solarturm.

Vom Unternehmertum kann er nicht lassen. Grohe hält inzwischen gut zehn Prozent an der Freiburger Solar-Fabrik. Die Breisgauer bauen und vertreiben Module. 2011 setzten sie 177 Millionen Euro um.

Die Hoffnung, die gefallenen Kurse würden sich erholen, hat sich bislang nicht erfüllt. „Es stimmt leider, dass der Aktienkurs nach meinem Einstieg weiter abgesackt ist. Daran gemessen entstünde ein Verlust von rund zwei Millionen Euro“, bilanziert Grohe.

Dennoch wolle er nicht verkaufen, denn das Unternehmen arbeite verlustfrei: „Ich bin ein Überzeugungstäter.“ Grohe möchte sich künftig intensiver darum kümmern, was mit seinem Geld geschieht: Auf der Hauptversammlung der Solar-Fabrik am 4. Juli ließ er sich in den Aufsichtsrat wählen.

Strüngmann und Meltl

20 Millionen Euro versenkt - Thomas und Andreas Strüngmann Quelle: dpa

Gebrüder Strüngmann - Finanziell motiviert

Wie sich die Hexal-Gründer bei Conergy verzockt haben.

Sie sind ehrlich: Andreas und Thomas Strüngmann geben offen zu, dass sie schlicht ein wenig mit vermeintlich unterbewerteten Solaraktien zocken wollten. Im Dezember 2008 beteiligten sich die Brüder im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit rund 65 Millionen Euro am Solarunternehmen Conergy aus Hamburg. „Das Investment war rein finanziell motiviert. Andreas und Thomas Strüngmann hatten keinen besonderen Bezug zu erneuerbaren Energien“, sagt Klaus-Joachim Krauth, Manager der Münchener Athos Service, die einen Teil des Vermögens der Brüder verwaltet. Die 62-jährigen Zwillinge hatten den Arzneimittelhersteller Hexal 2005 für 5,65 Milliarden Euro an den Schweizer Pharmakonzern Novartis verkauft.

Die Spekulation, der Kurs der angeschlagenen Conergy werde sich wieder erholen, ging nicht auf. Das Papier sackte unaufhaltsam weiter ab. Im März 2011 verloren die Strüngmanns die Geduld und stießen ihr Aktienpaket größtenteils wieder ab. Gut 20 Millionen Euro mussten die früheren Pharmaunternehmer abschreiben. Krauth: „Den Brüdern Strüngmann war von vornherein bewusst, dass das Investment bei Conergy mit hohen Risiken verknüpft war.“

Das bittere Fazit aus einem Jahr Energiewende
Kühltürme des Braunkohlekraftwerkes der Vattenfall AG im brandenburgischen Jänschwalde (Spree-Neiße) Quelle: dpa
Freileitungen verlaufen in der Nähe eines Umspannwerkes bei Schwerin über Felder Quelle: dpa
Die Flagge Österreichs weht auf einem Hausdach Quelle: dpa
Ein Strommast steht neben Windkraftanlagen Quelle: AP
Windräder des Windpark BARD Offshore 1 in der Nordsee Quelle: dpa
Eine Photovoltaikanlage der Solartechnikfirma SMA Quelle: dpa
Euroscheine stecken in einem Stromverteile Quelle: dpa

Josef und Dorothea Meltl - Nicht mehr

Das bayrische Unternehmerpaar wagt sich auf die Nordsee.

Wasser und Wind haben schon immer das Leben von Dorothea und Josef Meltl begleitet. In Bernau am Chiemsee sind die 59-Jährige und ihr 14 Jahre älterer Ehemann daheim. 2007 verkaufte das Unternehmerpaar seinen 50-Prozent-Anteil an Bavaria Yachtbau, damals eine der größten Werften Europas für Segelyachten und Motorboote mit einem Umsatz von 270 Millionen Euro. Finanzkreisen zufolge berappte der US-Finanzinvestor Bain Capital insgesamt mehr als eine Milliarde Euro für das Unternehmen.

Ihren Erlös streuten die beiden Bayern breit: in Immobilien, Seniorenheime und landwirtschaftliche Großbetriebe, die die Meltls zu einem wichtigen Milchproduzenten in Oberbayern und Brandenburg machten. Rund um die Höfe bauten sie Biogasanlagen und schraubten Solarpaneele auf Stalldächer. Unmittelbar nach dem Bavaria-Verkauf legten sich Meltls einen Windpark mit sechs Mühlen in Bramstedt bei Bremen zu.

Verkäufer der Mühlen war der Stuttgarter Windparkentwickler Willi Balz, Inhaber des Unternehmens Windreich. Balz suchte kurze Zeit später Eigenkapitalgeber für seinen Windpark Global Tech 1, einen der ersten kommerziellen Windparks in der Nordsee. Global Tech 1 kostet rund 1,7 Milliarden Euro, knapp eine Milliarde wird mit Krediten finanziert, der Rest ist Eigenkapital. Das stammt unter anderem von Stadtwerken sowie von Ativo, der Beteiligungsgesellschaft der Familie Meltl.

„Wir haben uns das getraut, weil Herr Balz schon große Stadtwerke mit im Boot hatte“, sagt Dorothea Meltl. Zehn Prozent des Eigenkapitals haben die Chiemgauer beigesteuert, also rund 70 Millionen Euro. „Wir sind uns des unternehmerischen Risikos bewusst. Aber wir glauben fest an den Erfolg des Vorhabens.“ Baustart war Anfang August. Mittlerweile ist Balz wieder auf Sammeltour für neue Windparks in der Nordsee. „Nein“, sagt Dorothea Meltl, „das muss er ohne uns machen.“ Das Geld für Global Tech 1 hätten sie gerne beigesteuert. „Nicht weniger. Aber auch nicht mehr.“

Maschmeyer und Happel

AWD-Gründer Carsten Maschmeyer beteiligt sich seit 2011 an AEG Power Solutions Quelle: dpa

Carsten Maschmeyer - Ein kleiner Stromschlag

Das Glaubensbekenntnis des umstrittenen Finanzjongleurs.

Er hat den umstrittenen Versicherungs- und Finanzvertrieb AWD gegründet, die Schauspielerin Veronica Ferres erobert und Spitzenpolitiker wie Ex-Kanzler Gerhard Schröder und Ex-Präsident Christian Wulff gefördert. Nun versucht sich der 53-jährige Carsten Maschmeyer als Freund der erneuerbaren Energien.

Im August 2011 beteiligte sich sein Finanzunternehmen Paladin Asset Management an AEG Power Solutions, einem Produzenten von Komponenten für die Solarindustrie. „AEG Power Solutions steht für mich exemplarisch für eine Reihe zukunftsträchtiger Unternehmen im Bereich erneuerbare Energien“, sagte Maschmeyer damals.

Doch schon im April 2012 stürzte die Aktie – die Holding der AEG Power Solutions ist an der Börse in Luxemburg notiert – ab. Auf dem Papier hat Maschmeyer dadurch binnen weniger Monate zwei Millionen Euro Miese gemacht. „Von Verlusten kann man erst sprechen, wenn sie realisiert werden“, verteidigte er sich gegenüber der WirtschaftsWoche. Glück hatte der Aufsteiger mit AEG Power Solutions aber auch in der Folgezeit nicht. Im April platzte der Verkauf an den Finanzinvestor Nordic Capital. Finanzjongleur Maschmeyer stockte trotzdem seinen Anteil weiter auf. „Ich glaube fest an das enorme Potenzial der AEG Power Solutions und bin sicher, dass sich der Aktienkurs erholen wird“, sagt er. Noch ist der Wunsch Vater des Gedankens.

Was gute und schlechte Vertreter ausmacht
AuftrittIn Strukturvertrieben wie AWD, der einmal von Carsten Maschmeyer geführt wurde, gelten strenge Kleidervorschriften für Vermittler. Die Berater wirken deshalb oft zum Verwechseln ähnlich: Dunkler Anzug, weißes Hemd, farblose Krawatte. Kritiker raten, hinter das seriös wirkende Äußere zu blicken. So zeigte der Film "Versicherungsvertreter" MEG-Vermittler, die sich erst beim Kunden auf Augenhöhe einschmeicheln und hinterher mit dem flotten Sportwagen abrauschen. Das Erscheinungsbild kann blenden und verrät nichts über Beratungsqualität. Quelle: ap
Beratung im BüroGehen Sie zu Ihrem Versicherungsvertreter und schauen Sie sich sein Arbeitsumfeld an. Vermittler, die am liebsten im Wohnzimmer des Kunden Kaffee trinken, in der Sonne Cocktails schlürfen oder im Cafe Kuchen essen, haben vielleicht keine eigenen Räumlichkeiten, sondern nur ein Großraumbüro. Dort sitzen sie mit anderen Verkäufern, die über das Telefon oder das Internet Geschäfte anbahnen und vor Ort mit einer Schmalspurberatung die rasche Vertragsunterschrift suchen. Zwar hat der Ort der Beratung nichts mit der Qualität der Beratung zu tun, doch auf die Arbeitsweise des Beraters könnte er Hinweise liefern. Quelle: dpa
Telefon? Nein Danke!Ein Versicherungsvertreter braucht eine solide Basis, um Geld zu verdienen. Er sollte einen festen Kundenstamm haben und in einem stabilen Umfeld arbeiten. Wenn er darauf angewiesen ist, über das Telefon Geschäfte anzubahnen, sollten Interessenten vorsichtiger werden. Es könnte sich um jemanden handeln, der nur einmal einen schnellen Abschluss machen möchte und dann nie wieder zu sehen ist. Quelle: dpa
Bieder feiernDie zum Ergo-Versicherungskonzern gehörende Hamburg-Mannheimer hat für ihre besten 100 Vertreter eine rauschende Sex-Party in Budapest organisiert, in der traditionsreichen Gellert-Therme. Wüstenrot fuhr mit seinen Vertretern nach Rio, dabei streiften sie auch ein zweifelhaftes Gebäude. Mit solchen Feiern belohnen Finanzkonzerne Power-Vertreter, die besonders viele Verträge verkauft haben. Oft kommt bei solchen Vermittlern die Beratung zu kurz, weil sie zu sehr ans Geldverdienen denken. Quelle: dpa
Ruhiges ArbeitsumfeldDer Verkaufsdruck in der Versicherungsbranche ist groß, manchmal tragen auch Kostensenkungsprogramme von Aktiengesellschaften dazu bei. Wo Versicherer im Innendienst Kosten senken, müssen Vermittler oft besonders viele Abschlüsse liefern. Denn der Versicherer will seine Gewinnmarge erhöhen. Das Bedürfnis der Kunden nach gutem Service und günstigem Versicherungsschutz muss da oft zurückstehen. Quelle: dpa-dpaweb
Orientierung am BedarfVerkäufer reden gerne und stellen ihren Kunden dann Fragen, die nur in ihrem Sinne beantwortet werden können. Das leitet dann meist schnell über in den Verkauf einer ganz speziellen Versicherung. Gute Berater erkundigen sich dagegen nach den Bedürfnissen und checken, ob ein Kunde die wichtigen Versicherungen hat, wie etwa eine private Haftpflicht oder einen Schutz gegen Berufsunfähigkeit. Als Kunde sollten Sie sagen, was Ihnen wichtig ist. Ob jemand eine Versicherung überhaupt benötigt, hängt auch von der Risikobereitschaft und dem Vermögen des Kunden ab. Wer finanziell gut dasteht, kann einen Schaden auch mal selbst tragen. Quelle: dpa
SelbstbewusstseinHochwertige Beratung ist nicht umsonst, auch wenn manche Versicherungsvertreter diesen Eindruck gerne erwecken. Seriöse Vermittler nennen daher vor der Beratung ihren Preis und lassen den Kunden entscheiden, ob er damit einverstanden ist. Das kann ein Honorar sein, das vorher vereinbart wird. Es kann aber auch eine Provision sein, die hinterher von den ersten Beiträgen an die Versicherung abgezogen wird. In jedem Fall sollte der Kunde wissen, was er bezahlt - und was er dafür bekommt. Denn die Kehrseite des Preises ist die Leistung, die jedoch sehr unterschiedlich ausfallen kann. Quelle: dpa

Otto Happel - Späte Notbremse

Das Conergy-Debakel des pensionierten Ruhr-Magnaten.

Er gilt als Phantom der deutschen Wirtschaft. In den vergangenen Jahren hat Otto Happel sich zunehmend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Den Grundstock für das spätere Engagement in der Solarbranche bildete der Verkauf des ererbten Maschinenbaukonzerns Gea 1999 an die damalige Metallgesellschaft. Happel kassierte für seinen Anteil 1,5 Milliarden Euro.

Heute ist der pensionierte Industrielle im Schweizer Ort Meggen bei Luzern gemeldet. Obendrein hat er Mitte der Neunzigerjahre im Indischen Ozean die Seychellen-Insel Frégate langfristig gepachtet und sie in ein Snob-Eiland verwandelt. 2007 und 2008 erwarb der 64-Jährige in mehreren Schritten Aktienpakete des Hamburger Solarunternehmens Conergy im Wert von rund 100 Millionen Euro. Die Käufe liefen über sein Finanzunternehmen Leemaster mit Sitz auf den British Virgin Islands.

Dem retirierten Ruhr-Magnaten war allerdings entgangen, dass Conergy schon damals ins Fiasko raste. Das Unternehmen war just in die Produktion von Solarzellen und -modulen eingestiegen, als asiatische Billiganbieter auf den Markt drängten. Zwei Jahre nach dem Einstieg zog Happel die Notbremse: 2009 stieß er seine drastisch im Kurs gefallenen Conergy-Aktien wieder ab. Vorsichtig geschätzt hat er bei seinem Solarinvestment rund 40 Millionen Euro verloren. Happel war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen; er meidet heute jeden Kontakt zu Medien und Öffentlichkeit.

Quandt

Die Quandt-Erbin Susanne Klatten erwarb 2008 Anteile am Windturbinenhersteller Nordex Quelle: AP

Susanne Klatten/ Stefan Quandt - Zweimal Pech

Die Verluste der BMW-Erben betragen mindestens eine Viertelmilliarde Euro.

Im Sommer 2008 hatten auch Klatten die erneuerbaren Energien gepackt: Sie erwarb 20 Prozent am Rostocker Windturbinenhersteller Nordex, an dem ihr Ehemann Jan Klatten bereits mit knapp zwei Prozent beteiligt war. In den folgenden Jahren stockte die 50-Jährige ihren Anteil in mehreren Schritten auf. Insgesamt steckte das Ehepaar rund 300 Millionen Euro in den Windmühlenbauer aus Rostock und hält heute über die Beteiligungsgesellschaft SKion 24,99 Prozent. Doch Fortune hatten die beiden mit ihrem Investment nicht.

Die im TecDax notierte Aktie des Unternehmens, das im vergangenen Jahr 912 Millionen Euro umsetze, ist tief gefallen. War das Papier Mitte 2008 etwa 30 Euro wert, notiert es heute bei einem Zehntel. Allein in den vergangenen vier Monaten gingen 40 Prozent des Werts verloren. Damit hat das 25-Prozent-Paket der Klattens derzeit einen Börsenwert von nur noch rund 60 Millionen Euro. Gemessen an dem Investment, wären das, wie aus ihrer Umgebung zu hören ist, rund 240 Millionen Euro Verlust.

Die mächtigsten Frauen Deutschlands
Simone Bagel-Trah Quelle: dpa
Nicola Leibinger-Kammüller Quelle: AP
Hannelore Kraft Quelle: dpa
Friede Springer Quelle: AP
Maria-Elisabeth Schaeffler Quelle: AP
Anke Schäferkordt Quelle: dpa
Beate Baumann Quelle: dpa

An einen Verkauf der Aktien denkt die düpierte Milliardärin nicht. „Sie betrachtet ihre Beteiligung als langfristiges Investment“, sagt ein Vertrauter. Im Übrigen sei in der Familie Jan Klatten für Nordex verantwortlich. Susanne Klatten kümmere sich vor allem um Altana und SGL Carbon.

Auch Susannes Bruder Stefan Quandt versucht sich bei erneuerbaren Energien: Er ist beteiligt am Fotovoltaikunternehmen Solarwatt. Der Dresdner Modulbauer musste Mitte Juni Insolvenz anmelden. Der 46-jährige Quandt hält rund 36 Prozent und ist damit größter Anteilseigner.

Fast wäre es ihm gelungen, Solarwatt vor der Pleite zu retten. Denn der ebenfalls hoch vermögende Quandt-Spross wollte größer bei Solarwatt einsteigen. Er hatte am 11. Mai beim Bundeskartellamt den „Erwerb der alleinigen Kontrolle“ angemeldet und zwei Wochen später das Plazet erhalten. Doch die anderen Aktionäre stellten sich quer, weil Quandt durch seine Kapitalerhöhung ihren Anteil prozentual verringert hätte.

Nach der Insolvenz kommt Quandt doch noch zum Zug: Um Solarwatt zu retten, wird das Grundkapital zunächst technisch auf null gestellt. Dann werden fünf Millionen Euro neues Eigenkapital eingezahlt, zu 94 Prozent finanziert von Quandt, zu sechs Prozent von der Acton 1 Beteiligungsgesellschaft, die der Quandt-Familie gehört. Weitere fünf Millionen Euro will Quandt dem Unternehmen als Gesellschafterdarlehen zur Verfügung stellen.

Ritter und Brenninkmeijer

Der Schokoladenfabrikant Alfred Ritter unterstützt seit 1996 die Solar-Fabrik in Freiburg Quelle: Andreas Körner für WirtschaftsWoche

Alfred Ritter - Zartbittere Investments

Die Familie Ritter produziert nicht nur Schokolade – sondern ist auch ein Pionier in der Solarthermie.

So früh wie der schwäbische Schokoladenfabrikant Alfred Ritter haben sich nur wenige Mittelständler für die erneuerbaren Energien eingesetzt. Seit ihrer Gründung 1996 unterstützt er die Solar-Fabrik in Freiburg, eines der ersten Unternehmen, das sich in Deutschland mit der kommerziellen Anwendung der Fotovoltaik befasst hat.

Zudem gründete der 59-jährige Chocolatier die heutige Ritter Energie- und Umwelttechnik. Das Unternehmen produziert unter anderem Kollektoren, die Sonnenlicht zur Erwärmung von Wasser nutze, ; die sogenannte Solarthermie. 2009 erlitt die Ökofirma jedoch einen schweren Umsatzeinbruch, von dem sie sich bis heute nicht erholt hat. Grund: Die immer billiger gewordene Fotovoltaik hat der Solarthermie den Rang abgelaufen. Dennoch: „Das Unternehmen arbeitet profitabel“, versichert Geschäftsführer Jürgen Korff.

Anders als viele Konkurrenten macht auch die Solar-Fabrik derzeit Gewinn. Doch der Kurs der Aktie ist tief gefallen: Derzeit notiert das Papier bei 2,30 Euro. Im April 2007, auf dem Höhepunkt des Solar- hypes, standen die Kurse zeitweise sogar mehr als zehnmal so hoch. Ritters Aktienpaket von 19 Prozent wurde damals mit rund 50 Millionen Euro bewertet. Daran gemessen liegt sein Buchverlust heute bei rund 45 Millionen Euro.

Von solchen Berechnungen will der Solarmäzen aber wenig wissen. Er hält unbeirrbar an seinem Engagement fest, wie er der WirtschaftsWoche sagt: „Solarthermie und Fotovoltaik sind für mich klare Zukunftstechnologien, deren technologische Marktführerschaft derzeit in Deutschland liegt.“

Brenninkmeijer - Ausstieg verschlafen

Das grüne Milliardengrab des C&A-Clans.

Sie gilt als reichste Familie Europas. Auf rund 25 Milliarden Euro wird das Vermögen der Brenninkmeijer-Dynastie taxiert, die ihren Reichtum vor allem der Textilkette C&A verdankt. Kaum jemand hat in Europa aber auch so großzügig Geld in grüne Energien geschleust wie die niederländische Textilsippe. Die vom 54-jährigen Clan-Mitglied Marcel Brenninkmeijer 2001 gegründete Holding Good Energies mit Sitz im Schweizer Steuerparadies Zug durfte zeitweise 350 Millionen Euro pro Jahr investieren. Heute ist die Finanzgesellschaft in knapp drei Dutzend Investments in den Sparten Solar-, Wind- und Gebäudetechnik sowie Energiespeicherung engagiert.

Das Kronjuwel von Good Energies war lange der Solarzellenhersteller Q-Cells aus Sachsen-Anhalt, der insgesamt schätzungsweise 200 Millionen Euro Cash erhielt. Im Februar 2007 brachten die Brenninkmeijers ein riesiges Aktienpaket an dem norwegischen Solarkonzern REC als Sacheinlage bei Q-Cells ein. Im Gegenzug bekamen die Niederländer neue Aktien im Wert von 1,14 Milliarden Euro. Nach der Transaktion hielt der Textil-Clan knapp 50 Prozent an Q-Cells. Auf dem Höhepunkt des Solarbooms Ende 2007 hatte die Beteiligung einen Börsenwert von rund vier Milliarden Euro. Heute besitzen die Aktien nur noch Ramschwert – Q-Cells musste Anfang April Insolvenz anmelden.

Die Niederländer hielten viel zu lang an ihrem Investment fest. Zwar warf Marcel Brenninkmeijer schon am 30. November 2010 seinen Vorsitz im Q-Cells-Aufsichtsrat hin. Doch erst ein knappes Jahr später begann der Clan, Anteile in großem Stil abzustoßen. Da war die Marktkapitalisierung längst unter 200 Millionen Euro gefallen, ein Vierzigstel des Höchstwerts. Summa summarum haben die Brenninkmeijers bei Q-Cells insgesamt schätzungsweise rund eine Milliarde Euro eingebrachtes Bar- und Sachkapital versenkt. Gemessen am Allzeithoch im Dezember 2007, summieren sich die Kursverluste auf dem Papier rein rechnerisch sogar auf fast vier Milliarden Euro.

Mit anderen Investments haben die Brenninkmeijers zwar Gewinn gemacht. Wie die Ökobilanz unter dem Strich ausfällt, dazu mochte sich der verschwiegene Textil-Clan nicht äußern. „Als private Investment-Management-Gesellschaft“ wolle Good Energies keine Fragen beantworten, erklärt Michael Asche, Geschäftsführer bei der Holding-Gesellschaft Cofra, die das Vermögen der Geheimniskrämer verwaltet.

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