Tesla-Ökostromtarif Musk mischt den deutschen Strommarkt auf – und das ist gut so

Zusammen mit Octopus Energy bietet Tesla nun auch einen Ökostrom-Tarif an. Quelle: PR

Der neue, bundesweit verfügbare Tesla-Ökostromtarif ist nicht für jeden etwas. Aber dass Tesla-Gründer Elon Musk nun auch versucht, den deutschen Strommarkt aufzumischen, wird Veränderungen beschleunigen. Ein Kommentar.

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Elon Musk ist allgegenwärtig. In Brandenburg lockt die Gigafabrik des Tesla-Gründers in Grünheide schon jetzt mit BASF und Rock Tech weitere Firmen an, bei Volkwagen steht der bewunderte Super-Konkurrent so hoch im Kurs, dass er mal eben bei einer Topmanager-Konferenz per Video zugeschaltet wird – und jetzt kommt Elon Musk auch noch in ganz Deutschland aus der Steckdose. Theoretisch zumindest. Tatsächlich ist der Ökostromtarif nicht für jeden verfügbar und auch nicht für jeden zwingend die günstigste Lösung. Sicher ist aber: Musk wird auch den deutschen Strommarkt aufmischen.

Teslas Partner heißt Octopus Energy. In Großbritannien hat das Unternehmen über drei Millionen Kunden, in Deutschland bislang schon in Baden-Württemberg und Bayern einen Tesla-Tarif angeboten, monatlich kündbar. Bedingung: Kunden müssen eine Tesla Powerwall besitzen und eine Solaranlage. Ein Elektroauto benötigen sie dagegen nicht zwingend. Die Idee: die Powerwall speichert den überschüssigen Solarstrom und gibt ihn ab, wenn er benötig wird. Gibt es keine Solarenergie, liefert Octopus Energy Ökostrom aus dem Netz. Kosten: Eine monatliche Pauschale von drei Euro auf Grundgebühr des Netzbetreibers und Einkaufspreis für den Öko-Strom.

Das Ziel sind virtuelle Kraftwerke

Das kann sich für manche Kunden rechnen, trotz der Investitionen in Powerwall und Solaranlage. Spannend ist aber vor allem die Vision: Mittelfristig sollen „virtuelle Kraftwerke“ entstehen, die die Kapazitäten der einzelnen Nutzer kombinieren. Hardware wie Solaranlagen und Powerwall werden digital in die Gesamtsteuerung und Kalkulation mit einbezogen. Grün und maximal effizient, das ist die Hoffnung und das Versprechen – mit Musk'scher Wucht und dem entsprechenden Geld flankiert.

Dass Octopus Energy im Bund mit Tesla keineswegs vorhat, bescheiden im deutschen Markt aufzutreten, lässt sich allein an dem Anspruch ablesen, mit dem die Octopus-Energy-Manager den Markteintritt flankiert haben: „Deutschland treibt die Energiewende zwar offensiv voran, hat aber nach wie vor die höchsten Strompreise in Europa“, sagte Deutschland-Geschäftsführer Andrew Mack.




Vergangene Woche veröffentlichte er auch gleich ein „Energiemanifest für Deutschland“ – Motto: „Deutschland braucht keine müde Energiewende“ – mit deutlichen Forderungen an die Chefverhandler von SPD, Grünen und FDP in Berlin: EEG-Umlage? Weg! Stromsteuer? Weg! Dafür bundesweit einheitliche, transparente Netzentgelte und eine Querfinanzierung von Smart Metern – intelligenten Zählern – über die Netzentgelte, eine Deckelung der teuersten Tarife – und „smartere Regulierung“.

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VW war nur der Anfang

Natürlich ist dieses Politmarketing am Ende auch nur Marketing, viel Tamtam. Und ob die Angebote für deutsche Kunden wirklich nachhaltig attraktiv sind, wird sich erst noch zeigen müssen, zumal auch Konkurrenten in dieselbe Richtung gehen. Aber dennoch hat Octopus Energy – und damit Tesla – das Zeug, die Veränderung am Strommarkt in Deutschland zu beschleunigen. Und wenn es gut läuft für Musk, dann wird er demnächst nicht nur bei VW zugeschaltet, sondern auch bei den Führungskräfte-Meetings von E.On und RWE. Und irgendwann darf er dann vielleicht auch in Koalitionsverhandlungen.

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