Düsseldorfer Modehandelskette Wie zwei Männer das kriselnde Modehaus P&C retten wollen

P&C-Filiale in Düsseldorf Quelle: imago images

Ein Fall für zwei: Mit Dirk Andres und Horst Piepenburg sind zwei erfahrene Insolvenzexperten beim Schutzschirmverfahren des Düsseldorfer Modehändlers Peek & Cloppenburg im Einsatz. Das sind ihre nächsten Schritte.

  • Teilen per:
  • Teilen per:

Sein erster Fall? Das „war 1985 ein kleiner Kfz-Reparaturbetrieb in Neuss“, berichtete der Düsseldorfer Insolvenzverwalter Horst Piepenburg vor einigen Jahren im Gespräch mit der WirtschaftsWoche. Eigentlich war es ein ganz klassisches Verfahren: „Der Inhaber hatte sehr spät Konkursantrag gestellt, und mit den damaligen Möglichkeiten gab es keine Chance, das Unternehmen zu retten“, erzählte Piepenburg. Heute würde er hingegen versuchen, den Betrieb weiterzuführen. „Insolvenz bedeutet nicht mehr das Aus“, sagt Piepenburg. Es gebe andere rechtliche Möglichkeiten, um Krisenunternehmen zu helfen. „Das beginnt bei speziellen Insolvenzvarianten, die auf die Sanierung einer Firma ausgerichtet sind, dazu gehören das Schutzschirm- und das Eigenverwaltungsverfahren“, erläutert Piepenburg. 

Ein solches Schutzschirmverfahren will nun auch der Düsseldorfer Modehändler Peek & Cloppenburg nutzen, um sich neu aufzustellen – unter Aufsicht Piepenburgs. Bei der auf Sanierung ausgerichteten Insolvenzvariante übernimmt ein gerichtlich bestellter Sachwalter die Aufsicht über das Verfahren, während die Unternehmensführung weiter die Kontrolle behält, aber von einem Sanierungsexperten unterstützt wird.

Im Fall von P&C wurde Piepenburg vom Amtsgericht Düsseldorf als vorläufiger Sachwalter eingesetzt. Der Restrukturierungsexperte Dirk Andres soll die operative Sanierung leiten. Die Rollenverteilung ist damit klar: Piepenburg soll dafür sorgen, dass bei der Rettungsmission die Interessen der Gläubiger gewahrt werden und überwacht den Verfahrensablauf. Andres ist für die Umsetzung der Sanierungsschritte zuständig und geht als Restrukturierungsgeschäftsführer auch direkt in die Geschäftsführung von P&C. 

Andres und rund 20 Mitarbeiter seiner Kanzlei AndresPartner sollen das Unternehmen durch die insolvenzrechtlichen Untiefen des Verfahrens lotsen, die Geschäftsführung beraten und bei Verhandlungen mit Lieferanten, Vermietern oder Mitarbeitervertretern zur Seite stehen.

Piepenburg wie Andres verfügen über reichlich Erfahrung im Insolvenz- und Sanierungsgeschäft. Ihre Kanzleien tauchen regelmäßig im WirtschaftsWoche-Ranking der führenden Insolvenzverwalter auf. Die beiden Juristen sind zudem Mitglieder im Gravenbrucher Kreis, ein Zusammenschluss der bekanntesten Insolvenzverwalter des Landes. Die von ihnen betreuten Verfahren haben schon in der Vergangenheit regelmäßig für Schlagzeilen gesorgt.

Wie es in den Filialen weitergeht

So hat Andres als Insolvenzverwalter Unternehmen wie die Handelskette Strauss Innovation, die Heitkamp Bauholding, die Hänsel Textil-Gruppe und den Autozulieferer Walter Hundhausen betreut. Er ist als Sachwalter beim Reformhaus Bacher im Einsatz und war als Sanierer unter anderem an der Restrukturierung der Dachziegelwerke Nelskamp maßgeblich beteiligt.

Erst Görtz und Galeria, jetzt der Düsseldorfer Bekleidungshändler Peek & Cloppenburg: Die Modebranche leidet unter hohen Kostensteigerungen – und sparsamen Kunden. Die Insolvenzgefahr steigt.
von Henryk Hielscher

Piepenburg wiederum hat seit jenem ersten Fall 1985 hunderte Insolvenzen betreut und sich als Sanierer von Handelsketten wie SinnLeffers und Ihr Platz einen Namen gemacht. Auch den Anlagenbauer Babcock Borsig brachte Piepenburg wieder auf Kurs, er war bei Großverfahren wie dem des Immobilienkonzerns IVG, des Holzverarbeiters Pfleiderer und des Solarzellenherstellers Solarworld an Bord.

Gemeinsam steuerten die beiden Insolvenzexperten 2019 den Gebäudereiniger Clemens Kleine mit 4700 Mitarbeitern durch ein Eigenverwaltungsverfahren: Andres als Sanierer, Piepenburg als Sachwalter. In der gleichen Konstellation geht es nun um den Erhalt von Peek & Cloppenburg.

Das Verfahren wurde in den vergangenen Wochen minutiös vorbereitet. Nun muss Andres‘ Team dafür sorgen, dass der Geschäftsbetrieb normal weiterläuft. „Anschließend geht es darum, mit Gläubigern wie Lieferanten, Vermietern und Finanzierern im Detail zu sprechen und Restrukturierungsmaßnahmen zu konkretisieren und umzusetzen“, erklärte P&C-Manager Thomas Freude der WirtschaftsWoche.

Die Personalkosten der 6800 Mitarbeiter werden in den kommenden drei Monaten von der Arbeitsagentur übernommen, was die Finanzlage deutlich entspannt. Zugleich sollen Sparmaßnahmen die Kosten senken. Stellenstreichungen dürfte es vor allem in der Zentrale geben, nicht aber in den 67 Verkaufshäusern. „Stand heute wollen wir alle Stores weiterbetreiben und dort auch auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten“, betont Manager Freude. „Wir gehen davon aus, dass wir das Verfahren spätestens Ende des Jahres über einen Insolvenzplan abschließen können“. Darin werde dann geregelt, welche Gläubiger zu welchen Zugeständnissen bereit sind, damit es für das Unternehmen weitergehen kann. Auch die Eigentümerfamilie habe „bereits grundsätzlich Unterstützung signalisiert“, versichert Freude.

Entgeltumwandlung Lohnt sich betriebliche Altersvorsorge?

Einen Teil des Gehalts für betrieblich Altersvorsorge einsetzen: Rechnet sich das? Und: Geht es auch mit Aktien? Eine Fallanalyse.

Rezept zum Reichwerden? Das steckt hinter dem System von Deven Schuller

Ein selbsternannter Finanzexperte will seinen Kunden laut eigener Aussage dabei helfen, finanzielle Freiheit zu erreichen, und pflastert das Internet mit Werbung. Was steckt dahinter? Ein Selbstversuch.

Freiberufler-Report So viel verdienen Selbstständige in Deutschland

Zwei Euro mehr pro Stunde – und kaum noch ein Gender Pay Gap: Selbstständigen geht es auch in der aktuell schwierigen Lage recht gut. In welchen Bereichen sie am meisten verdienen.

 Weitere Plus-Artikel lesen Sie hier

Klingt ganz so, als würde sich Piepenburgs frühere Einschätzung auch im Fall von Peek & Cloppenburg bestätigen: „Insolvenz bedeutet nicht mehr das Aus.“

Lesen Sie auch: P&C-Manager Thomas Freude erklärt, wo jetzt gespart wird und warum ein Kurswechsel im Onlinegeschäft nötig ist.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%