„Harter Lockdown“ nach Weihnachten? Einzelhandel sorgt sich um die umsatzstärkste Zeit des Weihnachtsgeschäfts

Coronahilfen Quelle: dpa

Die Corona-Maßnahmen sollen bundesweit wieder angezogen werden. Das könnte vor allem den Einzelhandel treffen. Der Handelsverband Deutschland warnt vor den „fatalen wirtschaftlichen Folgen“ einer erneuten Schließung.

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Der Handelsverband Deutschland (HDE) hat vor einer erneuten Schließung von Teilen des Einzelhandels zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gewarnt. „Der Einzelhandel hat deutlich bewiesen, dass sicheres Einkaufen unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsvorschriften auch in Zeiten der Pandemie möglich ist. Daher wäre eine erneute Schließung nicht nur unverhältnismäßig, sondern mit Blick auf mögliche Panikkäufe auch kontraproduktiv“, warnte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser am Dienstag in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina hatte zuvor eine drastische Verschärfung der Corona-Beschränkungen bereits ab kommender Woche gefordert. In einem solchen „harten Lockdown“ sollten alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen notwendigen Waren schließen.

Der HDE warnte jedoch, ein solcher Schritt werde für den bereits jetzt stark existenzgefährdeten innerstädtischen Handel „fatale wirtschaftliche Folgen“ haben. „Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist neben der Woche vor Heiligabend die umsatzstärkste Zeit des Weihnachtsgeschäfts, die bis zu einem Viertel des Jahresumsatzes ausmachen kann“, schrieb Sanktjohanser. Bei einem verschärften Lockdown drohten dem Handel Umsatzverluste von bis zu einer Milliarde Euro pro Tag.

Wenn die Politik dennoch entscheide, dass im Rahmen eines verschärften Lockdowns auch viele Geschäfte wieder schließen sollten, dürfe dies „frühestens nach dem 24. Dezember für einen vorab klar definierten und überschaubaren Zeitraum“ geschehen, verlangte Sanktjohanser. Außerdem müsse die Schließung mit ausreichend zeitlichem Vorlauf bekanntgegeben werden, um Panikkäufe zu vermeiden.

Um einen Flächenbrand in den Innenstädten zu verhindern, sei es außerdem notwendig, dass die von einer Schließung betroffenen Einzelhändler wie zuvor die Gastronomie für den Schließungszeitraum entschädigt würden.

Söder unterstützt Forderung der Leopoldina

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder unterstützt den von der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina geforderten „harten Lockdown“ mit Geschäftsschließungen ab Weihnachten. Wenn das eine Empfehlung der Ministerpräsidentenkonferenz werde, werde Bayern dies auch machen, sagte der CSU-Chef am Dienstag in seiner Regierungserklärung im bayerischen Landtag. Er habe sich mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) lange darüber ausgetauscht und beide seien zu diesem Schritt bereit.



Bisher hatte die Koalition von CSU und Freien Wählern diesen Schritt gescheut und setzt bei einer ab Mittwoch geltenden Verschärfung der Infektionsschutzmaßnahmen auf Einschränkungen an Schulen, auf landesweit strengere Ausgangsbeschränkungen und nächtliche Ausgangssperren in Hotspots sowie mehr Schutz für die Bewohner in Alten- und Pflegeheimen.

Angesichts anhaltend hoher Infektionszahlen fordert die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina eine drastische Verschärfung der Corona-Beschränkungen bereits ab kommender Woche. Die Feiertage und der Jahreswechsel sollten für einen „harten Lockdown“ genutzt werden, um die deutlich zu hohen Neuinfektionen schnell zu verringern, heißt es in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme. In einem ersten Schritt sollte die Schulpflicht ab kommendem Montag (14. Dezember) bis zu den Weihnachtsferien aufgehoben werden. Ab 24. Dezember bis mindestens 10. Januar sollte dann „in ganz Deutschland das öffentliche Leben weitgehend ruhen“.


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In einem solchen „harten Lockdown“ sollten alle Geschäfte bis auf die des täglichen Bedarfs mit Lebensmitteln, Medikamenten und anderen notwendigen Waren schließen. Homeoffice müsse, wo möglich, die Regel sein. Soziale Kontakte seien auf einen sehr eng begrenzten Kreis zu reduzieren. Die Weihnachtsferien in Bildungseinrichtungen und ein eingeschränkter Betrieb in Firmen und Behörden böten nun die Chance, in der Pandemie-Eindämmung ein großes Stück voranzukommen. Zwar erhöhten sich so kurzfristig Wertschöpfungsverluste. „Aber zugleich verkürzt sich der Zeitraum, bis die Neuinfektionen so weit gesunken sind, dass Lockerungen möglich sind“, erläutern die Wissenschaftler.

Mehr zum Thema: Viel spricht dafür, dass die Corona-Schutzmaßnahmen bundesweit nach Weihnachten wieder angezogen werden. In Sachsen sollen bereits ab 14. Dezember Schulen und die meisten Geschäfte schließen.

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