Wäre Hugo etwas für Martin Schulz? Was würden Sie dem SPD-Kanzlerkandidaten in Sachen Mode raten?
Ich glaube nicht, dass Anzüge Wahlen gewinnen. Das geht nur über Inhalte. Natürlich spiegelt sich Persönlichkeit auch im Kleidungsstil. Deshalb würden wir jedem, der in der Öffentlichkeit steht, einen guten Stylisten empfehlen. Wenn sich Martin Schulz daher ans uns wendet, wird er bei Hugo Boss immer Unterstützung finden.
Nur: Was bestellen die Leute online – wer prägt gerade den Stil dieser Zielgruppe? Facebook-Chef Mark Zuckerberg. Der trägt graue T-Shirts und ist damit ganz vorne. Sind die Start-up-Szene und ihr Look nicht der modische Super-GAU für Boss?
Stimmt, wir erleben gerade eine Phase, in der bestimmte Konfektionen wie klassische Anzüge und Hemden weniger stark wachsen als Freizeitkleidung. Nicht umsonst waren die Adidas-Zahlen vor kurzem so gut. Auch FDP-Chef Christian Lindner, den ich hier gerade auf einem NRW-Wahlplakat gesehen habe, trägt zum Anzug Stan-Smith-Sneaker. Aber erstens bieten wir diesen Kunden unsere Marke Hugo. Und wer weiß: Wenn der Opa mit Sneakern und T-Shirt herumläuft, vielleicht greift der Enkel dann wieder zu Anzug und Krawatte. Mit unserer Kernmarke Boss machen wir ohnehin schon den größten Umsatz mit Freizeitbekleidung.
Wie hoch ist dieser Anteil?
Die klassische Konfektion macht noch etwa 40 Prozent der Umsätze bei der Herrenbekleidung aus. Und das ist in Ordnung so, denn unser Ziel muss sein: Wenn jemand die Marke Boss mag, dann kann er sich vom Gala-Dinner über das Geschäftsessen bis zur Beachbar bei uns einkleiden.
Zalando verkauft auch Boss-Anzüge. Warum sollten wir bei Hugo Boss online etwas kaufen?
Weil Sie bei uns Produkte bekommen, die Sie bei Zalando definitiv nicht finden. Wir sind dort nur mit einem Teil unserer Kollektionen vertreten. Sie werden bei Zalando nie den so genannten „Total Look“ bekommen, also ein komplettes, aufeinander abgestimmtes Outfit. Doch gerade daran ist der typische Boss-Kunde interessiert.
Warum schnüren Sie nicht gleich komplette Pakete, wie es Ihnen junge Anbieter wie Outfittery oder Modomoto vormachen?
Im Grunde machen wir das ja längst. Schauen Sie sich die Kollektion an, die wir gerade mit Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg anbieten. Die Lederjacke, die Sneaker und die passende Hose – das ist Total Look. Jeder kann ihn bestellen, ohne Abo und ohne einen langen Fragebogen auszufüllen. Wir werden aber definitiv kein reiner Online-Händler, denn, das stimmt, dieses Rennen können wir nicht gewinnen. Bei der schieren Zahl der Transaktionen, der Menge an Daten und deren Qualität sind uns andere voraus. Dafür schicken wir aber unsere Läden ins Rennen, die wir mit unserem E-Commerce verknüpfen. Derzeit testen wir die Lieferung noch am Tag der Bestellung. Wenn das gut klappt, bauen wir das aus.