Die Weltwirtschaft wächst nach einer Prognose der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) langsamer. Nach 3,2 Prozent im vergangenen Jahr dürfte die Wirtschaftsleistung dieses Jahr nur 2,6 Prozent wachsen und 2,9 Prozent nächstes Jahr. Das sei unterhalb des langfristigen Wachstumstrends, teilte die OECD am Freitag in Paris mit. Aber die Stimmung bei Verbrauchern und Unternehmern helle sich langsam auf, die Inflationsdruck lasse nach und China öffne sich wieder. Die Ungewissheit über den Verlauf des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind nach Ansicht der OECD weiterhin das Hauptproblem für die Weltwirtschaft.
Für Deutschland erwartet die OECD 2023 einen Rückgang der Teuerungsrate von 8,7 auf 6,7 Prozent. 2024 soll der Wert dann nur noch bei 3,1 Prozent liegen. „Aufgrund der verzögerten Weitergabe der Energie- und Erzeugerpreise an die Endverbraucher sowie des steigenden Lohndrucks wird die Inflation in Deutschland auch 2023 voraussichtlich höher bleiben als im EU-Durchschnitt“, sagt die Vize-Direktorin der OECD-Wirtschaftsabteilung, Isabell Koske. Durch die steigenden Zinsen, verringerten Engpässen in den Lieferketten und sinkender Großhandelspreise für Energie werde sich der Preisdruck aber allmählich abschwächen.
Zwar hob die OECD ihre Prognosen für die deutsche Wirtschaft an und erwartet nun, dass das Bruttoinlandsprodukt 2023 um 0,3 und 2024 um 1,7 Prozent zulegen wird. Im November hatte sie noch mit einem Minus beim BIP von 0,3 Prozent für 2023 gerechnet und für das kommende Jahr nur ein Plus von 1,5 Prozent erwartet. Die Erholung der Weltwirtschaft insgesamt bleibe jedoch „fragil“. Schlechter abschneiden als Deutschland dürfte in diesem Jahr nur Großbritannien, für das die OECD ein Minus von 0,2 Prozent erwartet. Zum Vergleich: Die Euro-Zone insgesamt soll um 0,8 Prozent wachsen, die USA um 1,5 Prozent und Japan um 1,4 Prozent.
„Für 2024 rechnen wir mit einem höheren Wachstum in Deutschland als in den anderen Ländern“, sagte Koske, der Nachrichtenagentur Reuters. „Der Aufschwung ist auf einen hohen Auftragsbestands im Exportgeschäft, eine Belebung der Investitionen und auch die Lockerungen der Covid-Maßnahmen in China zurückzuführen.“ Das verringere die Engpässe in den Lieferketten und erhöhe die Nachfrage nach deutschen Exporten.
Konkurrenz mit China
Als Risiko für die erwartete Konjunkturerholung in Deutschland sieht die OECD die Energiepreise. „Wenn steuerliche Unterstützungsmaßnahmen die Gaseinsparung nicht ausreichend aufrechterhalten, wenn die Wetterbedingungen ungünstig sind oder wenn es zu Verzögerungen beim Bau der geplanten zusätzlichen LNG-Infrastruktur kommt, würde die Wahrscheinlichkeit steigender Gaspreise und Gasknappheit steigen“, sagte Koske. Zudem werde der wahrscheinliche Nachfrageanstieg in China den Wettbewerb um das knappe globale Angebot an Flüssiggas (LNG) verstärken. Steigende Zinssätze zusammen mit sinkenden Realeinkommen könnten zudem die Kreditausfälle erhöhen und Schwachstellen im Finanzsystem aufdecken.
Der Politik rät die OECD dazu, die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung voranzubringen, Planungs- und Genehmigungsverfahren für Infrastrukturinvestitionen zu straffen, das Steuersystem zu vereinfachen und den Wettbewerb zu stärken. Koske: „Zudem sollte sich Deutschland auch weiterhin mit den wirtschaftlichen Folgen der Alterung und dem Fachkräftemangel befassen.“
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