BMW, Daimler und VW in den USA Was Strafzölle für die deutschen Autobauer bedeuten würden

US-Präsident Donald Trump droht damit, auch die Autoindustrie mit Strafzöllen zu belegen. Damit könnte er sich am Ende selbst schaden.

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BMW, VW, Daimler: Was Strafzölle für Autobauer bedeuten würden Quelle: picture alliance/dpa

Düsseldorf Das größte Werk von BMW steht nicht in Deutschland oder China, sondern im US-Bundesstaat South Carolina, genauer: in Spartanburg. In der US-Kleinstadt produzieren die Münchener ihre SUV-Modelle für den Weltmarkt – vom kompakten X3 bis zum großen X6.

Die Drohung von US-Präsident Donald Trump, auch europäische Autos mit Strafzöllen zu belegen, dürfte in den Ohren der rund 8000 Angestellten wie eine Drohung klingen. Denn das US-Werk von BMW exportiert heute schon 70 Prozent seiner Fahrzeuge. Ein neuer Handelskrieg, den Trump mit seinen Strafzöllen heraufbeschwört, dürfte am Ende vor allem die US-Mitarbeiter hart treffen.

Ein Blick auf die Statistik beweist: Kein Hersteller ist amerikanischer als BMW. Als einziger Autokonzern bauen die Münchener mehr Autos in den USA, als sie verkaufen. Insgesamt importieren die deutschen Autohersteller anteilig nicht mehr Autos in die USA als die einheimischen Marken.

1,35 Millionen Fahrzeuge haben die deutschen Hersteller Audi, BMW (inklusive Mini), Daimler, Porsche und VW im Jahr 2017 in den USA abgesetzt. In den US-Werken der deutschen Hersteller wurden etwa 844.000 Fahrzeuge gebaut. Die stehen ausgerechnet in Staaten, die Trump bei der Präsidentschaftswahl deutlich gewonnen hatte – Alabama, Tennessee und South Carolina.

Die Premiummarken von Volkswagen könnte ein Strafzoll dennoch treffen. Denn Porsche und Audi betreiben kein eigenes Werk in den USA. Die Sportwagen von Porsche, die in den USA verkauft werden, kommen aus Deutschland. Audi hatte im Herbst 2016 ein Werk im mexikanischen San Jose Chiapa eröffnet, um dort den Q5 für den Weltmarkt, also auch für die USA, zu bauen.

Auch einige Erfolgsmodelle der VW-Kernmarke könnten durch einen Importzoll deutlich teurer werden. Jetta und New Beetle laufen im großen mexikanischen VW-Werk in Puebla vom Band, ebenso der SUV Tiguan, der in den USA als Allspace verkauft wird. Doch auch in den USA hat VW in den vergangenen Jahren massiv investiert. Rund 150.000 Autos baut Volkswagen pro Jahr in Chattanooga, Tennessee. Neben dem Passat ist darunter auch das große SUV Atlas.

Angesichts der Milliardeninvestitionen der deutschen Autobauer in Nordamerika warnt der Branchenverband VDA darum vor einer Eskalation. „Ein Handelskrieg zwischen den USA und Europa muss auf jeden Fall vermieden werden. In einem solchen Handelskrieg gibt es nur Verlierer, auf allen Seiten“, sagt der Präsident des Verbands der Automobilindustrie, Bernhard Mattes.

Allerdings dürfte Trump mit einem Importzoll vor allem den US-Autoherstellern schaden. Die beherrschen ihren Heimatmarkt auch mit Hilfe günstiger Importmodelle aus Mexiko. 45 Prozent der rund zwei Millionen Fahrzeuge, die Fiat-Chrysler in den USA verkauft, werden importiert. Und auch General Motors importiert rund 800.000 Autos pro Jahr in die USA – mehr als doppelt so viele wie Volkswagen überhaupt verkauft.

Etwa sechs Millionen Fahrzeuge auf dem US-Markt würden durch Importzölle schlagartig teurer. „Mit einem Zoll würde Trump den eigenen Automarkt abwürgen“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen. Umgehen könnte Trump diesen Konjunkturknick nur, wenn er Importe aus Mexiko und Kanada von Zöllen befreien würde. Ein Vorgehen, das Trump seinen Wählern kaum vermitteln könnte. 

Für die deutschen Hersteller wären die Strafzölle am Ende teuer, aber verkraftbar. Für den VW-Konzern macht der US-Markt nur etwa fünf Prozent der weltweiten Verkäufe aus. 

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