Ifo-Studie Deutsche Rüstungsindustrie verdient vor allem am Export, nicht an der Bundeswehr

Deutsche Rüstungsindustrie produziert vor allem für den Export Quelle: dpa

Deutsche Rüstungsunternehmen produzieren eher für den Export als für die Bundeswehr, zeigt eine Studie. Damit orientiert sich die hiesige Rüstungsindustrie am Markt statt an der Politik – anders als in anderen Ländern wie den USA, Russland und Großbritannien üblich.

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Deutsche Rüstungsunternehmen bedienen primär den Exportmarkt, lautet das Ergebnis einer aktuellen Studie des Ifo-Instituts. Johannes Blum, Gastdoktorand am Ifo-Zentrum für öffentliche Finanzen und politische Ökonomie, untersuchte den Zusammenhang zwischen Rüstungsproduktion, Rüstungsexporten und Verteidigungsausgaben in verschiedenen Ländern.

Ein Ergebnis: Nationale Rüstungsausgaben und Rüstungsexporte korrelieren positiv mit den Umsätzen der größten Rüstungsunternehmen des entsprechenden Landes. So schreibt Blum, die Schätzergebnisse zeigten, dass ein Anstieg der Verteidigungsausgaben um 1 Prozent einen Anstieg der Umsätze der größten Rüstungsunternehmen eines Landes von bis zu 1,2 Prozent zur Folge habe.

Umsätze der deutschen Rüstungsunternehmen, Deutschlands Verteidigungsausgaben und deutsche Rüstungsexporte im Vergleich. Quelle: ifo

Weiteres Ergebnis: „Die Ausstattung der Bundeswehr spielt für die Rüstungsindustrie in Deutschland eine eher nachrangige Rolle“, so Blum. Die Armeen von Großmächten wie die USA und Russland etwa nutzten laut Analyse im Beobachtungszeitraum einen Großteil der Kapazitäten der landeseigenen Rüstungsunternehmen. Blum spricht hier von einem sogenannten Monopson auf der Nachfrageseite: „Die Regierung ist der einzige Kunde im entsprechenden Land und entscheidet darüber hinaus über Waffenexporte in Drittstaaten.“ In Deutschland ist die Abnehmerschaft für deutsche Rüstungsgüter breiter gestreut als etwa in den USA oder Russland. Hierzulande produzieren die Rüstungsunternehmen laut Blum „hauptsächlich“ für den Export.

Einen Grund für die Unterschiede der größten Player in der globalen Rüstungsindustrie sieht der Studienautor in unterschiedlichen wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen der jeweiligen Heimatstaaten begründet. „Länder wie die Vereinigten Staaten und Russland nutzen die Rüstungsindustrie, um die eigenen Streitkräfte auszustatten und ihre Rolle als Großmacht zu sichern“, schreibt Blum. „In einem Land wie Deutschland, das (auch geografisch) fest in ein Netzwerk von Verbündeten eingebettet ist, habe die Rüstungsindustrie im Beobachtungszeitraum tendenziell wirtschaftliche Interessen bedient“. Damit spiegelten die empirischen Ergebnisse auch die Diskussion um das Trittbrettfahren innerhalb der Nato durch kleinere Partner auf Kosten größerer Verbündeter wider, heißt es in der Schlussfolgerung von Blums Studie.

Für die Studie nahm Wissenschaftler Blum den Zusammenhang zwischen den Umsätzen der 100 größten Rüstungsunternehmen, dem Ex- und Import größerer konventioneller Waffen sowie den Verteidigungsausgaben eines Landes für den Zeitraum 2002 bis 2016 genauer unter die Lupe. Die Daten hierfür stammen aus der Sammlung des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri. 21 Länder untersuchte Blum, um so durch die Analyse von Angebot und Nachfrage nach Rüstungsgütern konkrete Rückschlüsse auf die einzelnen Rüstungsindustrien ziehen zu können.

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