
Alexa ist jetzt für alle da. Am Montag hat Online-Gigant Amazon seine Smart-Home-Assistenten Echo und Echo Dot nach einer Pilotphase in Deutschland für den allgemeinen Verkauf freigegeben - überraschend und deutlich früher als geplant.
Vier von zehn Bundesbürgern können sich laut dem Branchenverband Bitkom vorstellen, solche stationären Sprachassistenten zu nutzen. Der Marktforscher Gartner prognostiziert dem Geschäft mit den intelligenten Lautsprechern für 2020 schon mehr als zwei Milliarden Dollar Umsatz, 2015 waren es noch 350 Millionen; vor allem getrieben durch den Verkauf der Amazon-Produkte in den USA. Nun also dürfte der Absatz auch diesseits des Atlantiks anziehen.
Ob alle Neukunden wissen, worauf sie sich da einlassen? Nach wochenlangem Alltagstest von Amazon Echo - Im Format einer Chips-Rolle vergleichbar - und dem kleineren Bruder Dot - groß wie ein besserer Eishockey-Puck - steht fest: Die Technologie fasziniert und macht Spaß, doch der hat auch seine Grenzen. Die Technik hat ihre Schattenseiten.
So funktioniert...
Echo gibt es in zwei Formaten: Die große, 179,99 Euro teure Box hat ein Zwei-Wege-Lautsprechersystem. Das kompaktere Echo Dot kostet 59,99 Euro. Beide verfügen über exzellente Spracherkennung, die über mehrere Meter Entfernung funktioniert, sowie die WLAN-Vernetzung mit Bot Alexa. Nach Signalworten wie „Echo“ oder „Alexa“ nimmt die Box Sprachbefehle auf und übermittelt sie ins Rechenzentrum, wo Alexa die Antwort recherchiert und sie zurückschickt. Wer verhindern will, dass Echo immer mithört, kann die Spracherkennung abschalten. Amazon versichert, Mikrofone würden ganz vom Strom getrennt.
Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Wer ist nochmal diese Alexa und was ist ein Echo?
Die Zukunft der Computerintelligenz, ein extrem cleverer Weg, Produkte und Dienste zu verkaufen – oder das endgültige Ende der Privatsphäre. Das hängt davon ab, wen Sie fragen.
Alexa ist der Name von Amazons künstlicher Intelligenz. Ähnlich wie Apples Siri kann sie mit dem Nutzer kommunizieren. Verbaut ist sie in Amazons Echo und Echo Dot.
Echo ist eine mit dem Netz verbundene Lautsprecherbox in der Größe einer Chipsdose. Dot, der kleine Bruder, der mit einem deutlich abgespeckten Lautsprecher auskommen muss. Die Geräte werden allein mit der Stimme gesteuert – und können auf Befehl Musik spielen, die Nachrichten vorlesen, ein Taxi rufen, das Licht ausstellen, Produkte bei Amazon bestellen und und und.
Der Echo springt an, wenn das Codewort "Alexa" genannt wird – Sie können aber auch die Begriffe "Amazon", "Echo" oder "Computer" wählen.
Was Sie schon immer einmal von Alexa wissen wollten…
Nehmen wir an, Sie bekommen keine Orwell´schen Albträume davon, sich ein Mikrofon in die Wohnung zu holen und kaufen sich einen Amazon Echo. Sie haben das Gerät ausgepackt und wollen starten. Werkseitig eingestellt ist das „Wecksignal“ für Alexa – „Alexa“. Erst wenn sie dieses Zauberwort ausgesprochen haben, können Sie starten.
Zusatzinfo für Star-Trek-Fans: Man kann dieses „Weckwort“ ändern – neben „Echo“ und „Amazon“ geht auch „Computer“ – der Begriff, den auch Captain Picard benutzte, wenn er den Bordcomputer der Enterprise bedienen wollte. Dieser soll als Vorbild für Alexa gedient haben.
Alexa verfügt, wie etwa Microsoft Windows, über verschiedene Nutzerkonten (Haushaltsprofile) beziehungsweise –Profile. Das macht durchaus Sinn, etwa bei nutzerspezifischen Vorlieben wie etwa Musik: Wenn Sie gerne Verdi, Ihre Tochter aber lieber Heavy Metal hören (Alexa greift auf Ihre Amazon-Music-Dateien oder, mit dem entsprechenden Skill, etwa auch auf Spotify zu), oder Sie und ihr Partner einen völlig unterschiedlichen Literaturgeschmack haben (Alexa verwaltet auch Ihre Hörbücher). Da der Nutzer über Alexa auch bei Amazon einkaufen kann, können außerdem mehrere Amazon-Profile hinterlegt werden, damit etwa das neue Kollegah-Album Ihres Sohnes nicht über Ihr Konto abgerechnet wird. Sie können Alexa fragen: „Welches Profil ist das?“ oder ihr den Befehl geben, die Konten zu wechseln: „Wechsle die Konten.“
A propos Musik: Hier liegt eine der großen Stärken von Alexa. Sie können die Musikwiedergabe steuern: „Alexa, Wiedergabe.“, „Stopp.“, „Zurück.“, „Pause“, „Weiter.“ (und so weiter). Aber auch raffiniertere Fragen kann Alexa beantworten: Zum Beispiel „Alexa, was läuft gerade?“, „Mach lauter“, „Mach leiser“ oder „Alexa, stelle einen Sleeptimer in 20 Minuten.“
Alexa hat Zugriff auf Amazon Prime Music, auch hierfür gibt es Befehle: „Spiele etwas Prime Music zur Entspannung.“, oder „Spiele Prime Music zum Tanzen.“ Nicht nur Musikstimmungen erkennt Alexa, auch Musikgenres können gezielt angesteuert werden: „Spiele Jazz von Prime Music.“ Alexa hat allerdings nicht nur Zugriff auf Prime Music, auch Internetradiosender und Musikstreamingdienst Spotify können angesteuert werden: „Spiele ‚Pop‘ von Spotify.“
Auch Hörbücher - von Audible - kann Alexa abspielen: „Spiele das Hörbuch ab.“, „Nächstes / Vorheriges Kapitel.“, „Gehe zu Kapitel 3.“, „Mein Hörbuch fortsetzen.“
Für deutsche Echo-Käufer unter den vielen Sportligen, zu denen Alexa Infos bereithält, wohl besonders interessant: die Bundesliga. Zulässig sind hier Fragen wie „Wie ist das Spielergebnis von Schalke gegen Dortmund?“, „Wie steht es gerade bei ‚Mönchengladbach gegen den HSV‘?“, „Hat RB Leipzig gewonnen?“
Wenn Sie Alexa verraten, wo Sie arbeiten und wie Sie normalerweise dort hinkommen, hilft sie Ihnen, pünktlich da zu sein. Dann können Sie das Programm nämlich fragen: „Wie ist der Verkehr?“. Wenn Alexa Stau auf Ihrer Strecke meldet, können Sie den dann einfach umfahren – oder auf Bus und Bahn umsteigen – natürlich erst, nachdem Sie Alexa vorher mit dem passenden Skill nach der günstigsten Fahrplanverbindung gefragt haben.
Wenn Sie entschieden haben, dass Sie eigentlich heute doch viel lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren wollen, fragen Sie Alexa einfach nach dem Wetter: „Wie ist das Wetter in fünf Stunden?“. Natürlich funktioniert die Vorhersage nicht nur für den gleichen Tag: “Wird es morgen schneien?“, „Wie ist das Wetter in Köln?“ oder „Wird es am Sonntag regnen?“ funktionieren auch.
Auch über die neuesten Nachrichten kann Alexa Sie informieren – etwa via „Was gibt es Neues?“ oder „Was ist in den Nachrichten“? Wem das nicht reicht, der kann Alexas Informationsquelle über die Skills verschiedener Medien auch personalisieren.
Gut, Sie sind jetzt über die Nachrichtenlage gebrieft, wissen, wie Sie am besten zur Arbeit kommen und ob Sie Gummistiefel anziehen müssen, weil es regnet. Passende Musik oder ein Hörbuch haben Sie für den Arbeitsweg auch dabei. Aber was steht heute eigentlich alles an? Fragen Sie doch Alexa! „Alexa, was steht in meinem Kalender?“, „Alexa, füge meinem Kalender „Einkaufen“ für Freitag, den 17. Februar um 18:00 Uhr hinzu.“
Auch beim Einkaufen kann Alexa Ihnen helfen. Sie fährt zwar nicht für Sie zu Rewe (oder Edeka), aber Sie können mit ihr eine Einkaufsliste erstellen, diese ergänzen oder Dinge daraus streichen: „Füge ‚Wein‘ zur Einkaufsliste hinzu.“ Und natürlich können Sie Alexa fragen, was Sie sich notiert haben: „Was steht auf meiner Einkaufsliste?“ Auch andere Aufgaben hält Alexa für Sie fest – etwa, dass Sie Ihrer Frau noch einen Blumenstrauß zum Hochzeitstag besorgen sollten. In dem Fall wäre es allerdings gut, wenn Sie die Kontenverwaltung bereits beherrschen – sonst setzen Sie das nämlich noch aus Versehen auf die Aufgabenliste Ihrer Frau.
Gut, dass Sie an den Hochzeitstag gedacht haben – oder Alexa gebeten haben, Ihnen das heutige Datum zu nennen („Wie lautet das Datum?“). Das kann sie nämlich auch, genauso, wie Sie um eine bestimmte Uhrzeit zu wecken („Stelle den Wecker auf 06:00 Uhr.“), dabei zwischen Wochenende und Arbeitswoche zu unterscheiden („Stelle den Wochenendwecker auf 9:00 Uhr.“), und Ihnen mitzuteilen, auf wie viel Uhr Sie den Wecker gestellt haben („Für welche Uhrzeit ist mein Wecker gestellt?“.
Um beim Hochzeitstag zu bleiben: Wie wäre es abends mit etwas romantischer Stimmung? Alexa kann – vorausgesetzt, sie ist mit anderen intelligenten Geräten in Ihrem Haushalt vernetzt – zum Beispiel das Licht dimmen („Dimme das Licht im Esszimmer auf 50 Prozent“), die Kaffeemaschine einschalten („Schalte die Kaffeemaschine ein.“) oder die Temperatur in der Diele senken („Stelle die Dielentemperatur auf 18 Grad“)
Wenig überraschend: Mit Alexa können Sie auch einkaufen – ich erspare Ihnen jetzt die Fortführung mit dem Hochzeitstags-Beispiel und Schmuck für Ihre Frau. Wobei – es passt gerade so schön: Sie haben also etwas Hübsches gefunden. Sagen Sie Alexa einfach „Füge Diamantcollier zu meinem Einkaufswagen hinzu“ und „bestelle“.
Alexa kann noch viel mehr als Nachrichten vorlesen oder Einkäufe bei Amazon tätigen: Man kann ihr Wissensfragen stellen, die sie dann prompt nachschlägt. Frei nach dem Motto: „Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wie man Alexa danach fragt“. Beispielfragen wäre etwa: „Alexa, warum ist der Himmel blau?“, „Alexa, wie hoch ist die Zugspitze?“, „Alexa, was ist die Hauptstadt von Australien?“, „Alexa, wie weit ist es von hier bis Wien?“, „Alexa, was ist die Definition von paradox?“, „Alexa, wann geht heute die Sonne auf?“, „Alexa, was ist der neueste Film von Quentin Tarantino?“, „Alexa, was ist die IMDb-Bewertung für Jupiter Ascending?“
Was brauche ich – Echo oder Echo Dot?
Das ist eine Frage von Budget und bisheriger Ausstattung. Der große Echo ist mit 180 Euro recht teuer, dafür bringt er einen ordentlichen Lautsprecher mit. Der kann natürlich nicht mit richtigen HiFi-Anlagen mithalten. Der Klang ist etwas blechern – reicht aber allemal, um selbst ein Wohnzimmer angemessen zu beschallen, denn auch bei größerer Lautstärke übersteuert die Box nicht.
Der Dot hat zwei Vorteile: Zum einen ist er mit 60 Euro deutlich günstiger und zum anderen kann man ihn, anders als den großen Echo, nicht bloß per Bluetooth sondern auch via Klinkenstecker an vorhandene Lautsprecher oder HiFi-Anlagen anschließen und diese zur Wiedergabe (mit) nutzen. Ohne diese Unterstützung taugt der Dot aber maximal für kleine Räume oder das Gästezimmer, er klingt sehr blechern und es fehlt der Bass.
Wollen Sie den Assistenten möglichst immer um sich haben, können Sie mehrere Geräte in der Wohnung verteilen – Echo in der Küche und Dot an der Anlage im Wohnzimmer zum Beispiel. Auf Sprachbefehle reagiert nur das nächstgelegene.
Wie smart ist Alexa?
"Ich tue mein Bestes", antwortet Alexa, stellt man ihr diese Frage. So eine ehrliche Haut. Die Mühe ist spürbar, von "smart" im eigentlichen Wortsinn ist die Assistentin weit entfernt.
Zunächst können Echo und Alexa einfache Fragen beantworten – das Wetter zum Beispiel.
Amazon Echo ab sofort bestellbar
Lästig: Alexa kommt mit Folgefragen nicht klar. Wer "Wer ist Donald Trump?" fragt, erhält eine Antwort. Im Anschluss zu fragen "Wie alt ist er?", überfordert Alexa. Die Tiefe einer tatsächlichen Google-Recherche erreicht eine Fragerunde mit Alexa ohnehin nie. In der Regel wird ein Passus aus der Wikipedia abgerufen.
Stellen Sie sich Alexa wie Siri vor – nur etwas dümmer. Viel Lob verdient hingegen Alexas Sprache und Ausdrucksweise. Sie klingt überraschend lebendig – WirtschaftsWoche-Kolumnist Markus Werner hat sich gleich ein bisschen verknallt.
In der Praxis dürfte Echo bei vielen Nutzern zum Einstellen von Wecker, Sleeptimer oder Eieruhr genutzt werden. Und zum Musikhören natürlich: Echo hat über das Internet Zugriff auf tausende Radiosender. Außerdem können die Streamingdienste Spotify und Amazon Music damit verknüpft werden. Wer seine Musik allerdings via iTunes verwaltet oder gar daheim eine Festplatte als privaten Music-Server benutzt, hat Pech. Beide Quellen können die Echos bisher nicht anzapfen. Eine bessere Handvoll Lieblingshits lassen sich in den kostenlosen Basisspeicher von Amazon Music kopieren. Was darüber hinaus geht muss an Speicherplatz bei Amazon erworben werden (oder über ein Musik-Abo bezahlt).
Alles in allem ist der Umgang mit der Technik unterhaltsam bis angenehm, aber nicht bahnbrechend. Wer Alexa wirklich smarter machen will, muss sie verknüpfen – mit den Programmen von Drittanbietern oder gleich ganz anderen Smart-Home-Anwendungen