Riedls Dax-Radar

Bilanz des Corona-Crashs: Alle 30 Dax-Aktien im Check

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Risikokandidaten, Angeschlagene und Spezialchancen im Dax

Zweite Gruppe: Risikokandidaten die durch die jüngsten Kursverluste nun eine große Abwärtswende vollzogen haben

BASF leidet unter der rückläufigen Chemiekonjunktur und den Unsicherheiten in China, dem größten Markt der Branche. Durch den Rutsch unter 55 Euro ist eine große Abwärtswende vollzogen, die eine lange Baisse einleiten könnte. Allerdings war der Kursverfall zuletzt so heftig, dass Reaktionspotenzial bis rund 55 Euro bestehen dürfte.

Bayer ist auf ein neues Siebenjahrestief gefallen, ist aber auch nicht mehr schwächer als andere Branchenaktien. Die besonderen Turbulenzen um Monsanto sollten damit verarbeitet sein, jetzt geht es um die Risiken aus der Corona- und Konjunkturkrise. Im weiten Bereich um 40 Euro könnte die Aktie Boden finden.

BMW hat nach dem Rutsch unter 60 Euro einen Abwärtstrend eingeleitet. Eine substanzielle Erholung ist im Autogeschäft nicht in Sicht. Aus dem Kursverlauf selbst lassen sich vorerst nur Zwischenerholungen ableiten. Eine Bodenbildung könnte zwischen 30 und 40 Euro stattfinden.

Deutsche Post gab unter 25 Euro ein Verkaufssignal, auf der Unterstützung bei 20 Euro ist eine Zwischenerholung möglich. Sollte sich das internationale Logistikgeschäft in den nächsten Monaten erholen, könnte von diesem Niveau aus ein neuer Aufwärtstrend starten. Kurse unter 20 Euro hingegen wären kein gutes Zeichen.

Henkel hat mit dem Rückgang unter 80 Euro ein Verkaufssignal gegeben. In einer kurzfristigen Erholung könnte der Kurs dieses Niveau noch einmal anlaufen. Dann besteht das Risiko eines neuen Rückschlags. Dass der laufende Konzernumbau des Konsumchemikers nun in besonders kritischen Zeiten stattfinden muss, ist eine schwere Hypothek.

Siemens hat durch den Crash unter 85 Euro ein schweres Verkaufssignal gegeben. Auf Basis der Unterstützung bei 60 könnte eine Erholung in den Bereich um 80 Euro stattfinden. Ob das Digitalgeschäft von Siemens schon stark genug ist die klassischen Sparten um Kraftwerke zu stützen, ist fraglich.

Volkswagen hat mit dem Rutsch unter 140 Euro seine bis dahin vielversprechende Aufwärtsentwicklung beendet. Zwischen 80 und 100 Euro ist die Aktie reif für eine Erholung. Vielversprechende Investitionen in E-Mobilität machen VW dennoch zu einem langfristig interessanten Investment – selbst wenn die Aktie womöglich erst zwischen 60 und 80 Euro ihren endgültigen Boden bilden sollte.

Wirecard ist unter 100 Euro gerutscht und hat damit einen Abwärtstrend eingeleitet. Die Probleme um die Bilanzierung sind weiterhin virulent, langfristig ist ein Rückgang in den Bereich 50 bis 60 Euro nicht auszuschließen.

Dritte Gruppe: Angeschlagene Verlierer, bei denen die aktuellen Marktturbulenzen die Abwärtstendenz noch verstärken

Continental gab schon Mitte 2018 ein Verkaufssignal, das durch die laufende Abwärtsdynamik bestätigt wird. Die aktuellen Corona-Turbulenzen verstärken die Probleme um Neuausrichtung und mehr Effizienz von Conti zusätzlich. Das Risiko besteht, dass die Kurse mittelfristig bis in den Bereich 40 Euro abdriften.

Covestro setzt den seit 2018 laufenden Abwärtstrend ungebremst fort. Im Bereich des Emissionspreises um 25 Euro könnte eine Erholung stattfinden, nach dem langen Abwärtstrend wird eine Kurswende aber mehrere Monate benötigen. Das Chemiegeschäft, vor allem um Schaumstoff- und Kunststoffvorprodukte, ist derzeit besonders schwierig.

von Anton Riedl, Frank Doll, Heike Schwerdtfeger

Daimler hätte bei 30 Euro halten sollen, ist aber fast bis auf 20 Euro durchgefallen. Diese extreme Schwäche spiegelt die vielfachen Probleme wider, die Daimler mit der Fahrzeugkonjunktur und dem Switch hin zur neuen Mobilität hat. Zwar ist eine schnelle Erholung bis 30 Euro durchaus möglich. Mittelfristig ist aber auch ein Rückschlag bis zu den alten Tiefen unter 20 Euro nicht ausgeschlossen.

Fresenius, die schon Ende 2018 ein Verkaufssignal gab, ist zuletzt so stark abgesackt, dass im Bereich um 25 Euro eine Erholung in der Luft liegt. Bei 35 bis 40 Euro dürfte aber der Deckel drauf sein. Das schwierige Krankenhausgeschäft bleibt eine offene Flanke.

HeidelbergCement gab mit dem Fall unter 50 Euro ein Verkaufssignal. Da sich die Aktie in wenigen Tagen halbiert hat, ist eine technische Erholung möglich. Mittelfristig könnte ein Rückfall bis auf rund 25 Euro drohen, dem Tief von 2011. Zugute kämen HeidelCement rückläufige Energiepreise.

Vierte Gruppe: Spezialsituationen, aus denen sich besondere Spekulationsmöglichkeiten ergeben

Lufthansa ist in den Bereich der langjährigen Tiefpunkte bei acht bis zehn Euro gesunken. In einer Markterholung winkt hier ein deutliches Reaktionspotenzial. Langfristig sollte Lufthansa zu den Gewinnern im Wettbewerb der Branche gehören.

Deutsche Telekom gab mit Kursen unter 13 Euro ein Verkaufssignal, das dürfte die Kurse vorerst belasten. Das Geschäft mit Kommunikation und die starke Marktposition in Deutschland und den USA sollte das Geschäft der Telekom aber stabilisieren. Bei noch tieferen Kursen um 10 Euro ergäben sich langfristige Einstiegsgelegenheiten.

FMC ist stabiler als die Muttergesellschaft Fresenius, weil das Kerngeschäft Dialyse weiterhin wachstumsstark ist. Gut wäre es, wenn sich die Aktie über 55 Euro hält. Wenn nicht, sollten die Notierung spätestens zwischen 45 und 50 Euro ihr Tief finden.

Deutsche Bank stürzte durch die Corona-Turbulenzen auf ein neues Tief. Dank der Notenbankmaßnahmen sollten Finanzhäuser auch in kritischen Zeiten genug Liquidität haben. Für das angestrebte Comeback der Deutschen Bank aber ist es ein schweres Umfeld. Eine Erholung ist drin, aber viel weiter als auf sieben Euro dürfte sie vorerst kaum gehen.

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