Fonds statt Einzelaktien So fangen Sie den richtigen Investmentfonds

Wer Rendite bei überschaubarem Risiko will, kommt um Aktien nicht herum, sind sich die Experten einig. Aber es müssen nicht unbedingt Einzeltitel sein, um an der Börsenrally teilzuhaben.

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Aufmacher Fondsfischen Quelle: WirtschaftsWoche Online

Das Interesse an Aktien kommt bei deutschen Privatanlegern traditionell erst dann an, wenn die Party schon fast vorbei ist. So auch diesmal. Beflügelt von den Rekordständen bei Dax, Dow und Nikkei haben drei Viertel der hiesigen Anleger vor allem Aktien im Visier. Das hat der Fondsanbieter Schroders Investment Management bei einer Befragung von 1000 deutschen Anlegern mit einem Anlagevolumen von mindestens 10.000 Euro herausgefunden.

„Viele Anleger dürften festgestellt haben, dass gerade im vergangenen Jahr mit Aktien hohe Renditen möglich waren. Daher ist es naheliegend, dass diese Anlageklasse im Fokus der Investoren steht“, kommentiert Achim Küssner, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Schroders. Auch die Untersuchungen anderer Häuser berichten von gestiegener Zuversicht unter Anlegern.

Das steigende Interesse an Aktien ist kein rein deutsches Phänomen. Insgesamt befragte Schroders 15.000 aktive Anleger aus 20 Nationen in Europa, Asien und den USA. Aktien stehen überall hoch im Kurs. Kurioserweise aber besonders bei den Deutschen, die gemeinhin als Aktienmuffel gelten. Weltweit wollen 68 Prozent der Befragten auf Aktien setzen. In Deutschland liegt dieser Anteil bei 76 Prozent.

Kleine Börsenchronik - Dax auf Rekordjagd
Dax-Höchststand Quelle: dpa
Foto vom roten Platz in Moskow Quelle: AP
Foto der US-Notenbank Quelle: dapd
Foto von Verona Pooth Quelle: dpa/dpaweb
Foto des Anschlages auf das World-Trade-Center am 11. September 2001 Quelle: REUTERS
Foto des Irakkrieges Quelle: dpa
Schriftzug IKB Quelle: dpa

Dabei ist gerade in Deutschland die Angst vor Einstürzen besonders groß. Zu schwer wiegen die Erinnerungen an den Crash nach der Dotcom-Blase Anfang des Jahrtausends oder während der Finanzkrise 2008/2009. Deshalb weichen viele auf Fonds aus, anstatt in Einzelaktien zu investieren. Laut aktuellen Berechnungen des Deutschen Aktieninstituts hat die Zahl der Anleger, die direkt oder indirekt in Aktien investiert haben, im Jahr 2012 nur leicht zugenommen und lag bei 8,8 Millionen Anlegern. Davon hielten 4,2 Millionen direkt einzelne Aktien. Allerdings setzt die Mehrheit der Anleger, rund sechs Millionen, bevorzugt auf Fonds. 1,4 Millionen nutzen sowohl Einzelaktien als auch Fonds für die Geldanlage.

Auch wenn die gezielte Aktienauswahl dem Anleger mehr Transparenz und Kontrolle über seine Investments ermöglicht, sind die notwenigen Recherchen zu einzelnen Aktien so manchem Anleger zu mühsam, die permanente Beobachtung und Steuerung des Depots Vielen zu zeitintensiv. Schon traditionell ist daher die Zahl der Fondsanleger, die indirekt Aktien halten, deutlich größer.

Tatsächlich spürt die Fondsindustrie in der aktuellen Börsenhausse Aufwind: In die für Privatanleger käuflichen Publikumsfonds flossen allein im ersten Quartal dieses Jahres 14 Milliarden Euro neuer Anlegergelder. Laut Branchenverband BVI war das der größte Zufluss zum Jahresbeginn seit 2007. Bemerkenswert ist allerdings, dass die neuen Anlegergelder vorrangig in Rentenfonds und Mischfonds flossen, Aktienfonds hingegen per Saldo Anlegergelder verloren.

Lohnt der Einstieg noch?

Ausgewählte solide Dax-Aktien mit Potenzial

Gerade risikoscheue Anleger bevorzugen deshalb Mischfonds, die renditeträchtige Aktien mit anderen, als sicherer geltenden Anlageprodukten wie Renten, Rohstoffen oder Währungen kombinieren. Auch die WirtschaftsWoche hat ihren Lesern schon mehrfach zu einem Mischdepot bestehend aus Aktien, Anleihen, Tagesgeld und Gold geraten.

Wie einsteigen?

Schön und gut, aber angesichts der landläufigen Börseneuphorie fragt sich so mancher Privatanleger, ob sich ein Einstieg zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt noch lohnt. Und vor allem wie. Schließlich ist der Satz „Aktien sind alternativlos“ in den vergangenen Wochen und Monaten fast schon stammtischtauglich geworden. Weil festverzinsliche Anlagen wie etwa Staats- oder Unternehmensanleihen entweder zu wenig Rendite abwerfen oder wegen eines möglichen Schuldnerausfalls zu riskant sind, Zertifikate oder andere Aktienderivate als zu heiße Wette für langfristig orientierte Anleger gelten und wegen mittelfristig drohender Inflation Sachwerte gefragt sind, stürzten sich Investoren auf Aktien – vorrangig solide Top-Konzerne mit stabiler Dividendenausschüttung.

Die zehn wichtigsten Aktien-Regeln

Die Börsenrally, die nun mit Unterbrechungen seit dem Sommer 2012 läuft und im Mai 2013 nochmal deutlich an Tempo zugelegt hat, haben dennoch viele Privatanleger verpasst. Wer jetzt noch einsteigen will, steht vor einer besonderen Herausforderung. Denn gerade die soliden, dividendenstarken Aktien sind nicht mehr unbedingt billig. Unterbewertete Aktien aufzuspüren wird immer schwieriger, die Märkte sind zunehmend abgegrast.

Dennoch ist das Aufwärtspotenzial der Börsen noch nicht erschöpft. Solange die Notenbanken weiter Geld in die Märkte pumpen, dürfte die Rally noch weitergehen. Je länger sie läuft, umso größer wird andererseits das Risiko massiver Rückschläge. Kleine Vorboten gab es bereits, als die Börsen am Freitag vergangener Woche deutlich nach unten korrigierten.

Gut informieren

Wer erstmalig in einen Fonds investieren möchte, der sollte sich vorher gut informieren. Bloß nicht einfach einen Fonds kaufen, nur weil der Bankberater in den höchsten Tönen davon schwärmt. Oft will Ihnen der vermeintliche Experte einfach nur das Produkt andrehen, bei dem für ihn die höchste Provision rausspringt. Oder der Vermittler ist nur auf bestimmte Fonds eines oder weniger Anbieter beschränkt. Den passenden Fonds für die eigene Risikoneigung mit dem gewünschten Anlageschwerpunkt und niedrigen Gebühren zu bekommen, wird so zum Glücksspiel.

Die Auswahl ist groß

Über welche Dividenden im Dax wann entschieden wird
Herbert Hainer, Adidas CEo Quelle: AP/dpa
Passanten gehen an den Allianz-Fahnen vorbei Quelle: dapd
BASFAm 26. April findet die Hauptversammlung von BASF statt. Dort wird über eine Dividende von 2,60 Euro abgestimmt. Das entspricht 3,8 Prozent Dividendenrendite. Quelle: dpa
Bayer Quelle: dapd
BeiersdorfVon Beiersdorf ist nach der Hauptversammlung am 18. April eine Dividende in Höhe von 70 Cent je Aktie zu erwarten. Das entspricht einer Dividendenrendite von 1 Prozent. Quelle: APN
BMWDer Autohersteller will an seine Aktionäre in diesem Jahr 2,50 Euro pro Aktie ausschütten. Hierbei beträgt die Dividendenrendite 3,6 Prozent. Die Dividende gibt es nach der Hauptversammlung am 14. Mai. Quelle: dpa/dpaweb
CommerzbankDer Aktienkurs im Keller, die geplante Kapitalerhöhung wird den Anteil der bestehenden Aktionäre an der Bank stark verwässern, und nach der Hauptversammlung am 19. April wird die Commerzbank voraussichtlich keine Dividende zahlen. Das Aktionärstreffen birgt reichlich Zündstoff. Quelle: dapd

Denn auch Fonds sind riskant. Eine pauschale Regel, dass Fonds sicherer sind als Investments in Einzelaktien gibt es nicht. Im Gegenteil, auf dem umfangreichen und unübersichtlichen Fondsmarkt wimmelt es vor schwarzen Schafen.

Anlegerschützer raten Börsenneulingen trotzdem immer wieder zu Investmentfonds. Denn eine umfangreiche Analyse von einzelnen Aktien kann kaum ein Privatanleger leisten, schon gar kein blutiger Anfänger. Auch Anleger, die aus zeitlichen Gründen nicht ständig ein Auge auf die aktuellen Börsencharts werfen können, schlafen mit Fonds sicherlich besser. Dennoch ist Vorsicht angesagt.

Mit diesem Depot-Vergleichsrechner kann der User neben seinen Anlageaktivitäten auch seine Vorgaben an eine ideale Depotverwaltung eingeben, um dann die passendste Bank zu erhalten.

Lieber zu streng sein

Zu Recht raten Experten wie der Mainzer Investmentstratege Antonio Sommese Anlegern, sich die Fonds genau anzuschauen und nach strikten Kriterien auszuwählen. Wichtig ist beispielsweise die Erfahrung des Fondsmanagers. Wie lange managt er den Fonds schon, wie viel Erfahrung hat er insgesamt im Markt? Auch Faktoren wie die Laufzeit können entscheidend sein. Zentrales Argument für die Kaufentscheidung sollte natürlich die Zusammensetzung sein. In was investiert der Fonds, wie sind die Quoten für Aktien und Anleihen verteilt. Gerade hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen, denn viele Fondsmanager können ihren Aktienanteil sehr variabel gestalten.

Auch Ratings geben Anlegern Ankunft über die Qualität eines Fonds. Besonders umfangreich und hilfreich sind die Angebote von Morningstar und Feri. Als alleiniges Kaufkriterium dienen sie aber nicht. Auch die fälligen Gebühren sind ein Kriterium - preislich rangieren Mischfonds und Aktienfonds aber etwa in derselben Liga.

Angesichts der bereits vorherrschenden Börseneuphorie raten Experten aber auch bei Mischfonds nicht zu Übermut. Für Einsteiger eignen sich defensive Mischfonds mit einer Aktienquote von maximal 50 Prozent. Auch für Anleger, die bereits investiert haben, ist es an der Zeit, die Aktienquoten zu senken. Wer antizyklisch investieren will und nicht dem bösen Phänomen des Herdentriebs aufsitzen will, reduziert jetzt seinen Aktienanteil. Möglich macht eine solche Strategie beispielsweise der Defensiv R des Fondsmanagers Flossbach von Storch mit einem maximalen Aktienanteil von 35 Prozent.

Zu spät für ETFs

Deutsche Aktienfonds

Wem es schwer fällt, anderen zu vertrauen, der kann stattdessen auf einen passiv gemanagten börsengehandelten Index-Fonds setzen, kurz einen Exchange Traded Funds (ETF). Dieser wählt keine einzelnen Titel aus, sondern bildet einen bestimmten Index, etwa den Dax, exakt nach.

Auf den ersten Blick bringen ETFs einige Vorteile mit. Das Investment in einen Index scheint transparent, der Anleger kauft nicht die Katze im Sack sondern weiß, in welche Unternehmen er sein Geld investiert. Noch dazu ist ein ETF in der Regel günstiger als Investmentfonds. Da der Aufwand seitens des Fondsmanagements deutlich geringer ist, fallen auch die Gebühren, die der Anleger zahlen muss, viel niedriger aus.

10 Tipps für Börseneinsteiger

Gerade Privatanleger sind allerdings immer noch skeptisch, was ETFs angeht. Laut einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young rechnet die Branche zwar damit, dass der Anteil der privaten Investoren in Europa in Zukunft auf 25 Prozent steigt. Bisher gehört allerdings lediglich etwas mehr als jeder sechste Investor zu den Privaten. Die Mehrheit überlässt den Institutionellen das Feld.

Party verpasst

Und insbesondere aufgrund der aktuellen Börsenrally tun Anleger gut daran, das ETF-Investment zu hinterfragen. Denn irgendwann ist der Aufschwung vorbei, und dann ist Schnelligkeit gefragt. „Wer in ETFs investiert, muss die jeweiligen Kursverläufe genau beobachten, um den richtigen Moment zum Absprung nicht zu verpassen“, sagt Sommese. Für Anleger, die sich gemütlich zurücklehnen wollen und das Depot gerne mal für ein paar Monate sich selber überlassen, seien die Fonds deshalb nicht geeignet.

Auch für Späteinsteiger sieht es schlecht aus. „Wer jetzt noch auf einen Dax-ETF setzt hat vermutlich den besten Teil der Party schon verpasst“, sagt Sommese.

Anleger sollten sich also so bald wie möglich entscheiden, auf welches Pferd sie setzen wollen, um dem Herdentrieb an die Börsen zu entgehen. Denn jeder erfahrene Anleger weiß: Sobald die Bild-Zeitung zu Aktien rät, ist es Zeit, Reißaus zu nehmen.

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