Görlachs Gedanken
Quelle: dpa

Warum die Nato Putins Griff nach Afrika nicht ignorieren darf

Zum Start des Nato-Gipfels in Madrid ist klar: Wladimir Putin hat es nicht nur auf die Ukraine abgesehen. Was droht, wenn Russland seine Macht in Afrika und dem Nahen Osten ausbaut?

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Wenn an diesem Dienstag die Vertreter der Nato-Mitgliedsstaaten in Madrid zu ihrem Gipfel zusammenkommen, wird es vor allem um die Ukraine gehen, aber nicht nur. Denn die russische Aggression richtet sich nicht nur gegen die Ukraine, sondern gegen die gesamte freie Welt. Da Kreml-Diktator Wladimir Putin keine Skrupel hat, durch das Zurückhalten des ukrainischen Getreides Hungersnöte in Afrika zu provozieren, muss sich das Militärbündnis mit den Auswirkungen der russischen Expansion überall auf dem Globus auseinandersetzen. Das fordert zumindest der Gastgeber Spanien, der, wie Portugal, Italien und Griechenland auch, besonders von den Umtrieben Putins in Afrika in Mitleidenschaft gezogen werden würde.

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Der Kreml ist schon seit einiger Zeit dabei, seine Macht in Afrika und im Nahen Osten auszuweiten, um jederzeit regionale Konflikte ausnutzen und radikalisieren zu können. Die bisher erfolgreichste russische Operation war die Intervention des Kremls 2015 im Syrienkrieg zugunsten des Horror-Regimes von Assad. Dieses hat die Flüchtlingskrise ausgelöst, die die Länder Europas in ihren Grundfesten erschüttert und in Deutschland, dem Land, das die meisten Kriegsflüchtlinge aus Syrien aufnahm, die antidemokratische, rechtsextremistische AfD in Landtage und den Bundestag gespült hat. Diese Schwächung der Demokratie durch den rechten Rand unterstützt der Kreml nach Leibeskräften mit seinem Sender „Russia Today“.

In Afrika, der Südflanke der Nato, ist Russland hartnäckig aktiv: Über die Söldner-Truppe Wagner hat der Kreml sich in Mali festgesetzt, nachdem ausländische Truppen das Land verlassen hatten. Sie waren 2013 auf Bitten des Präsidenten von Mali und mit Billigung der Vereinten Nationen dorthin entsandt worden, um vorstoßende Islamisten, die die Hauptstadt erobern wollten, zurück zu drängen.

Daneben hat Russland seinen Einfluss in Libyen, der Zentralafrikanischen Republik und im Sudan ausgeweitet. Im letztgenannten Land baut der Kreml eine Militärbasis, auf der nach Fertigstellung bis zu 300 Soldatinnen und nuklear betriebene Kriegsschiffe stationiert sein sollen.

Der Kreml ist nicht der einzige Akteur, der versucht, afrikanische Nationen, besonders jene, die von Diktatoren und Tyrannen regiert werden, auf die eigene Seite zu ziehen. Auch China ist in diesem Sinne aktiv. Am Horn von Dschibuti unterhält die Volksrepublik bereits eine Militärbasis. Wenn man Pekings Einfluss auf die Seestraßen der Welt und damit den internationalen Handel von dort aus Richtung Osten verfolgt, muss man feststellen, dass die Ambitionen von Machthaber Xi Jinping sich materialisieren. Seine Marine sichert sich zunehmend die Herrschaft bis nach Ozeanien, wo Peking hartnäckig darum wirbt, militärisch auf den pazifischen Inseln vertreten zu sein.

Die Nato-Staaten werden in Madrid ihr strategisches Konzept erarbeiten und verabschieden. Dieses gilt für die kommenden zehn Jahre. Entsprechend wichtig ist, dass die richtigen Weichenstellungen vorgenommen werden. Die Gefahr besteht, dass man, bei aller Richtigkeit, auf die Ostflanke zu achten, die Südflanke vernachlässigt. Das wäre fatal, denn Putin und Xi sind Brüder im Geiste, die jeden regionalen Konflikt ausnutzen und so lenken werden, dass er den Europäern schaden wird.

Sollte Putin dabei Länder wie Marokko oder Algerien destabilisieren können und beispielsweise wiederum Flüchtlingskrise schamlos instrumentalisieren, wären Spanien, Portugal und Italien massiv betroffen. Sie fordern deshalb, dass diese asymmetrische Bedrohung, die von Putin aus Afrika ausgeht, in das Papier aufgenommen wird. Sie wollen das nicht zuletzt, weil diese Strategie auch vorzeichnet, für was die Partner in den kommenden Jahren Geld zur Verfügung stellen werden.

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Es ist entsetzlich mit ansehen zu müssen, wie Putin allein die ganze Welt auf den Kopf stellen kann, wenn ihm danach ist. Man sieht, dass destruktive, menschenfeindliche Kräfte es leicht haben, wenn man sich ihnen nicht entschieden entgegenstellt, zumal, weil man nicht weit genug gedacht und Gefahren rechtzeitig erkannt hat. Das Sprechen über den Schutz der Nato-Südflanke wird den Letzten klarmachen, dass die Spaltung der Welt in Gut und Böse, in Demokratie und Diktatur, unaufhörlich weiter betrieben wird – und zwar von den Bösen, nicht von den Guten.

Zu diesem Zeitpunkt das Ende der Nato zu fordern, wie es einige Tausend Demonstrierende am Wochenende in Madrid getan haben, kann nur mit einem heftigen Kopfschütteln quittiert werden.

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