Sanktionen gegen russische Eliten Die teure Jagd auf die Jachten der Oligarchen

Yacht „Valerie“ Quelle: imago-images/Illustration: WirtschaftsWoche

Italien beschlagnahmt eine angebliche Putin-Megajacht, auch die Luxusschiffe von Putins Freunden werden weltweit kassiert. Die Oligarchen suchen nach Häfen, in denen sie weiter willkommen sind. Der große Überblick als interaktive Karte.

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Wie ein Großwildjäger posiert der britische Verkehrsminister Grant Shapps im Hafen von Canary Wharf in London vor seiner Beute: Durch Zusammenarbeit der Behörden sei es gelungen, die „Phi abzufangen“, twittert er. Und: „Diese Regierung wird weiterhin hart gegen jeden vorgehen, der von Verbindungen zu Putins Regime profitiert.“

Die „Phi“ hinter ihm ist eine 59 Meter lange Luxusjacht, mit schickem blauen Anstrich. Wert: 50 Millionen Dollar. Laut „Financial Times“ soll das Schiff dem russischen Geschäftsmann Vitaly Vasilievich Kochetkov gehören, der das Unternehmen Motiv Telecom gegründet hat. Nach London war es gekommen, weil es bei einer Schau für sein außergewöhnliches Design für einen Preis nominiert war. Jetzt wird sie hier wohl noch ein Weilchen bleiben.

Wie Kochetkov befinden sich viele russische Superreiche im Visier der Behörden: Es geht darum, ihr Vermögen einzufrieren, Häuser und Schiffe zu beschlagnahmen, um das System Putin zu schwächen. Und so Druck auszuüben, den Krieg in der Ukraine zu beenden.

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Seit die USA und die EU ihre Sanktionslisten mit Namen befüllt haben, beschlagnahmten die Behörden Jachten auf mehreren Kontinenten. Die WirtschaftsWoche stellt die bis zum Stand von Freitag, 6. Mai konfiszierten Schiffe auf einer Weltkarte vor. Am Samstag hat Italien in der Toskana eine weitere Megajacht beschlagnahmt: Die „Scheherazade“, die Ermittlern zufolge heimlich Wladimir Putin gehören könnte.

Die Details zu den Schiffen stammen größtenteils von Portalen wie superyachtfan.com, einer Community von Jachtexperten, die Informationen der Jachtbauer und -betreiber ausgewertet haben und Fotos der Schiffe gesammelt haben. Und von Trackingseiten wie marinetraffic.com, auf denen man die Position der Schiffe ermitteln kann.

Mitunter versuchen die Eigner der Schiffe, sich den Ortungsversuchen ihrer Verfolger zu entziehen. Mit ausgeschaltetem Transponder etwa wollte der Eigentümer der „Amadea“ von Mexiko gen Australien schippern. Die USA sind überzeugt, dass der milliardenschwere russische Oligarch Suleiman Kerimov der Eigentümer der Jacht ist. Sein Name steht auf der Sanktionsliste zahlreicher Länder – in den Vereinigten Staaten bereits seit 2018 wegen Geldwäsche, in der Europäischen Union und anderen westlichen Ländern seit zwei Monaten wegen des Ukrainekrieges. Im Hafen von Lautoka im südpazifischen Inselstaat Fidschi wurde die „Amadea“ festgesetzt.

Festgesetzte Jacht kostet 20.000 Euro pro Tag

Doch was tun mit den teuren Schiffen, für deren Unterhalt jetzt häufig der Staat aufkommen muss? Wie die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet, kostet die in Triest festgesetzte „Sailing Yacht A“ alleine schon 20.000 Euro pro Tag. Damit werden der Liegeplatz, Strom, Wasser und die Pflege des Schiffes bezahlt. Ein Sprecher des italienischen Finanz- und Wirtschaftsministeriums bestätigte der FAZ, dass man die Vermietung oder sogar den Verkauf russischer Vermögenswerte prüfe.

Andere Oligarchen versuchen unterdessen, sich den Behörden zu entziehen. Die „Solaris“, eine Jacht von Oligarch Roman Abramowitsch, verließ im März eilig den Hafen von Barcelona. Sie befindet sich jetzt in der Türkei, wo die Schiffe von Putins Freunden weiter willkommen sind.

Auch Dubai erfreut sich bei Oligarchen großer Beliebtheit. Weil das Emirat nicht auf russisches Geld verzichten will, haben mehrere Superreiche ihre Schiffe in den Hafen Port Rashid gebracht.

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Und zu guter Letzt ist da noch die überstürzt anmutende Abreise der „Graceful“ aus dem Hamburger Hafen im Februar. Sie war noch nicht mal fertig überholt, da konnte es gar nicht schnell genug gehen mit der Abfahrt. Mittlerweile ist sie zu Hause, in Russland: im Hafen von Kaliningrad. Das Schiff soll Wladimir Putin gehören.

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