Chinas Technologie-Scout So spürt Huawei in Deutschland neue Supertechnologien auf

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Donald Trump als Turbo der Entwicklung

Dass dahinter die durchaus aggressive Strategie steckt, potenziell wertvolle Technologien wie ein Staubsauger aufzusaugen und nach China zu holen, darüber machen sich die Brüder keine Illusionen. Doch am Ende seien sie Unternehmer. „Wir haben eine Technologie, die nützlich und verkaufbar ist. Bevorzugt würden wir das gern in Europa tun. Aber unter den gegebenen Umständen könnte es in Asien und Amerika leichter sein, an große Summen Geld zu kommen“, sagt Daniel Schall.

Huawei geht so zielstrebig allerdings nicht nur bei Start-ups wie Black Semiconductor vor, sondern auch bei Forschungsprojekten an hiesigen Unis. Um Technologieführer bei Datenübertragungstechnik zu bleiben, nimmt das Unternehmen große Summen in die Hand, berichtet Umbach. Es finanziert damit oft direkt die Forschung von deutschen Wissenschaftlern. Beispielsweise die von Doktoranden, die an einem bestimmten Thema weiterarbeiten.

von Sonja Álvarez, Daniel Goffart, Max Haerder, Nele Husmann, Thomas Kuhn, Jörn Petring

Zugleich engagiere Huawei aber auch führende Institute, um für den chinesischen Konzern Auftragsforschung in jenen Feldern zu betreiben, wo dem Unternehmen die Fähigkeiten fehlen. Etwa, um einen schnelleren Laser zu entwickeln, oder einen, der noch weniger Energie braucht. „Da gibt es jede Menge Forschung auf dem Gebiet“, sagt Umbach. Er finde da für Huawei ein passendes Thema, das man voranbringen kann. Huawei finanziere das Projekt, bekomme am Ende die Ergebnisse und Muster zum Testen zugeschickt.

Dieses Geschäft läuft. Weil die strenge Politik von Donald Trump Huawei zwingt, sich aus der Forschung in den USA zurück zu ziehen, steigt das Interesse an Europa. So verhaftete das FBI im Februar den prominenten Harvard-Chemiker und Nanotechnologieexperten Charles Lieber. Der Wissenschaftler sei in Chinas „Tausend-Talente-Plan“ involviert gewesen, so der Vorwurf der Behörden, dem zufolge das Land führende Akademiker anzuwerben versucht. Lieber habe Hunderttausende Dollar von der Wuhan University of Technology (WUT) erhalten und darüber gelogen.

Zugleich aber macht der Druck, den die Amerikaner auf Europa aufbauen, die Arbeit auch schwerer. So dürfen etwa Messgeräte, in denen amerikanische Technik steckt, nicht mehr für Huawei-Auftragsforschung eingesetzt werden.


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Für Black Semiconductor ist diese neue politische Weltlage wenig positiv. Über Investorenangebote aus dem nichteuropäischen Ausland, besonders aus China, müssen die Brüder nun dreimal nachdenken. Zu gravierend könnten die Folgen für die Zukunft sein. Doch am Ende bleibt die Frage, ob europäische Investoren und hiesige staatliche Organisationen überhaupt selbst bereit sind, das Geld in den Aufbau einer neuen eigen Optoelektronik-Chipindustrie zu stecken. Zumindest Umbach persönlich ist an Black Semiconductor bereits beteiligt.

Mehr zum Thema: Ist Huawei ein verkappter Handlanger der Kommunistischen Partei?

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