Als erstes betont Howe den vergleichsweise niedrigen Preis. Mit weniger als 80 Millionen Euro ohne Waffen, Ersatzteilen und Schulungen für Personal oder Mechaniker ist die Maschine wohl mindestens um ein Drittel billiger als der Eurofighter. Bei den Betriebskosten sei die Maschine sogar rund 40 Prozent günstiger als der Eurofighter, sagt Howe. Dafür verweist er auf eine Studie, mit der die dänische Armee ihren Kauf begründete. Das sei angesichts der ohnehin knappen öffentlichen Kassen und der ständigen Diskussionen um die Höhe des Verteidigungsetats sicher zentral.
Dazu stärke ein Kauf des F-35 Deutschlands Zusammenarbeit mit den Nato-Partnern. Nachdem sich jüngst Belgien für den JSF entschieden haben, nutzen nun neun Nato-Länder den Jet sowie vier weitere Verbündete wie Australien, Israel und Japan. „Das macht die F-35 zum Kampfflugzeug der nächsten Generation in der Nato und darüber hinaus“, so Howe. Damit können die Länder einander leichter aushelfen in puncto Ausbildung und Wartung. Das sorge bei allen für niedrigere Kosten, auch für Deutschland.
Zu guter Letzt verspricht Howe trotz des niedrigen Preises und der Vorwürfe von Dassault-Chef Trappier auch eine überlegene Qualität. „Für den niedrigen Preis bekommen die Kunden die neueste Generation bei Sensoren und Tarnkappentechnik“, so Howe. Gleichzeitig könne Lockheed seine Maschinen bereits ab 2025 liefern. Bei einem verbesserten Eurofighter, so die Andeutung, sei das nicht sicher.
Beim erprobten F-35 gebe es anders als bei einer Neuentwicklung keine Verzögerungen bei der Lieferung und den nötigen militärischen Fähigkeiten. Das gelte besonders beim „nuklearen Teilhabe“ genannten Bereich, über den die Bundesregierung ungern spricht. Denn wie zuvor der Tornado soll auch der Nachfolge-Jet der Bundeswehr im Kriegsfall unter Kontrolle der amerikanischen Streitkräfte Atombomben transportieren und abwerfen können. Diese Nuklear-Fähigkeit ist laut Howe bei der F-35 bereits vorgesehen und auch schon bezahlt. Der Eurofighter hingegen brauche dafür erst noch eine Zulassung von den USA. „Und das kann nicht nur einige Jahre dauern“, so ein führender deutscher Rüstungsmanager. „Dafür müsste Airbus den USA Einblick in die sensibelsten Teile ihres Kampfjets gewähren, was Airbus verständlicherweise verhindern will.“
Howes hätte es auf seiner Mission allerdings deutlich leichter, wäre er nicht zuletzt Opfer von „Friendly Fire“ geworden, wie Militärs den mehr oder weniger ungeplanten Beschuss aus den eigenen Reihen nennen. Urheber ist ausgerechnet Lockheeds größter Kunde, der amerikanische Staat.
Schon lange warnte Airbus davor, dass Deutschland als Kunde des JSF anders als beim Eurofighter keinen Zugang zu dessen Technik habe. Bei Lieferungen oder der Wartung sei die Bundeswehr vielmehr weitgehend von den USA abhängig. Es sei sogar möglich, dass die Vereinigten Staaten diese Hilfen als diplomatisches Druckmittel nutzen.
Das konnte Lockheed bislang leicht zurückweisen. Doch nun droht die USA der Türkei als drittgrößtem Abnehmer des JSF mit einem Lieferstopp. Dafür sorgt nach längeren Spannungen rund um die Inhaftierung eines amerikanischen Geistlichen der Plan der Türkei, das russische S-400 Flugabwehrsystem zu kaufen. Dadurch könnte Russland Einblick in Schwachstellen des JSF bekommen, so die amerikanische Furcht. Um das zu verhindern, will nun die US-Regierung ihrem Nato-Partner die bestellten und teilweise bezahlten Jets vorenthalten. „Wer will ausschließen, dass die USA mit der von Präsident Trump angestoßenen Politik des Amerika Zuerst nicht auch uns Deutsche mit dem JSF unter Druck setzt“, so ein Airbus-Manager.
Howe hält den Vergleich für übertrieben. „Die deutsch-amerikanischen Beziehungen sind seit Jahrzehnten sehr tief und werden dies auch in Zukunft sein“, so Howe. Doch Insider des Berliner Politik-Betriebs berichten, dass angesichts der jüngsten Strafzölle und Trumps Worten von der EU als „Feind“ der USA Deutschland dieses Vertrauen nicht ausgerechnet im Rüstungsbereich testen sollte.
So rechnen Kenner der Rüstungsbranche am Ende damit, dass der Auftrag erteilt wird. Einen großen Teil der 90 Flugzeugaufträge bekäme Airbus – und ein kleinerer ginge in die USA. Das wäre dann für Lockheed Martin und Manager Howe zumindest ein Teilerfolg.