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MobilitätNie mehr selber einparken müssen

Die Suche nach einem freien Parkplatz in Großstädten ist ein Geduldsspiel und belastet die Umwelt. Start-Ups und Parkhausbetreiber wollen daran etwas ändern – das hat allerdings seinen Preis.Jürgen Rees 06.05.2016 - 16:10 Uhr

Nie mehr selber Parken: Mit dem selbstfahrenden Auto kommt auch das automatische Parken. Was jetzt schon möglich ist.

Foto: Presse

Für den Glücklichen, der zur Haupteinkaufszeit am Samstag einen Parkplatz gesichtet hat, beginnt der Stress erst. Der VW Tiguan etwa, einer der meistverkauften Geländewagen in Deutschland, misst mit Außenspiegeln stolze 2,04 Meter. Der Durchschnittsparkplatz ist aber nur 2,30 Meter breit. Da bleiben auf beiden Seiten gerade einmal 13 Zentimeter zum Einfädeln. Aber nur, wenn der Nachbar ordentlich geparkt hat. Eine Postkarte ist länger.

In Zukunft soll das Parken deutlich komfortabler und platzsparender werden – doch auch teurer. Vor allem in den Ballungsräumen sind Stellplätze extrem knapp, dennoch rollen viele Autofahrer unverdrossen zum Einkaufen in die Stadt.

Im Schnitt sind sie dann bis zu 20 Minuten lang oder über eine Strecke von rund fünf Kilometern auf der Pirsch nach einem freien Platz. Damit geht je nach Tageszeit ein Drittel bis zur Hälfte des gesamten Verkehrs in den Innenstädten aufs Konto der Lückensucherei. Das belastet die Umwelt und verstopft die Straßen.

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Philippe Op de Beeck, Geschäftsführer von Apcoa Parking, größter europäischer Parkhausbetreiber, will das – nicht ganz uneigennützig – ändern. Sein Plan: „Navi oder Smartphone zeigen im Auto die freien Plätze im Parkhaus und an der Straße an, und der Fahrer reserviert sie direkt.“ Deswegen will Apcoa demnächst eine App vorstellen, die Stellplätze meldet und über die der Kunde auch bezahlen kann.

Allerdings müssen die Kommunen mitspielen und ihre Daten über Plätze an der Straße herausrücken.

Park-Chaos in Großstädten

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Sind erst einmal alle Abstellmöglichkeiten zentral erfasst, werden wohl auch die Zeiten vorbei sein, in der eine Stunde Parken in bester Innenstadtlage nur zwei oder drei Euro pro Stunde kostete. Apcoa-Chef Op de Beeck hält das, auch im eigenen Geschäftsinteresse, für „ökonomisch richtig, denn Parkraum ist ein knappes Gut“.

In London, Stockholm oder Zürich sei Parken fast doppelt so teuer wie etwa in Hamburg. Das Angebot zu verteuern wird aber nicht genügen, die Parkmisere in den Städten zu beenden.

Die Studie

Wie jedes Jahr hat das das Unternehmen INEIX seine Traffic Scorecard vorgestellt. Der Vergleichsindex misst Mobilitätsfortschritte in Städten. Der Report zeigt, dass von den 96 untersuchten europäischen Städten und ihren Einzugsgebieten Stuttgart mit einem Plus von 14 Prozent den stärksten Anstieg an Verkehrsstaus zu verzeichnen hatte. Deutschlandweit verschwendeten Fahrer 2015 im Durchschnitt 38 Stunden im Stau, eine Stunde weniger als im Vorjahr. Vier deutsche Städte (Stuttgart, Köln, Karlsruhe und Düsseldorf) rangieren unter den Top 10 der verkehrsreichsten Städte Europas. Damit befindet sich Deutschland im dritten Jahr in Folge unter den drei verkehrsreichsten europäischen Ländern.

Quelle: INRIX Traffic Scorecard

Foto: dpa

10. Platz: Ruhrgebiet
Keine andere Metropolregion hat sich innerhalb eines Jahres so stark in Sachen Stau gebessert wie das Ruhrgebiet. Zwar liegt die Region zwischen Dortmund, Essen, Bochum und Duisburg mit 35 Stunden verschwendeter Zeit in Staus immer noch unter den Top 10, aber das sind immerhin 6,9 Stunden weniger als 2014.

Foto: dpa

9. Platz: Saarbrücken

Die Staubilanz in Saarbrücken hat sich 2015 kaum verändert. Wie im Vorjahr verschwendete man mit dem Auto 35 Stunden im Stau auf den Straßen der Saarländischen Landeshauptstadt.

Foto: dpa

8. Platz: Bonn

Die ehemalige Bundeshauptstadt Bonn ist heute noch Sitz von vielen Ministerien, der UN und zweier Dax-Konzerne. Das alles wirkt sich auch auf die Stauquote aus. Mit durchschnittlichen 38 Stunden, die ein Fahrer hier 2015 im Stau stand, belegt die heutige Bundesstadt Bonn den 8. Platz. Und das, obwohl sich die Situation innerhalb eines Jahres um 3,9 Stunden entspannt hat.

Foto: dpa

7. Platz: Nürnberg

In Nürnberg verplemperten die Autofahrer 39 Stunden auf den Straßen, ohne dass es voran ging. Mit einem leichten Anstieg von 12 Minuten hat sich die Stau-Bilanz kaum verändert.

Foto: dpa Picture-Alliance

Platz 6: Hamburg

Auch nicht viel besser haben es die Hanseaten angetroffen. Im Schnitt standen sie in Hamburg 45 Stunden 2015 im Stau, bei einer Verbesserung von immerhin 3,1 Stunden.

Foto: dpa

5. Platz: Düsseldorf

Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt hat sich in Sachen Stau im Vergleich zum Vorjahr verbessert: 2015 haben Autofahrer 3,2 Stunden weniger auf Düsseldorfs Straßen im Stau verbracht. Aber das reicht immer noch für Platz fünf.

Foto: dpa Picture-Alliance

4. Platz: München

Die bayrische Landeshauptstadt landet mit durchschnittlich 53 Stau-Stunden knapp auf dem vierten Platz. Das sind 4,5 Stunden mehr als 2014. In München finden sich auch vier der zehn schlimmsten Stau-Straßen Deutschlands. Auf keiner anderen deutschen Straße steht man aber so lange wie auf dem Mittleren Ring. Dort stehen Münchens Fahrer durchschnittlich 93 Stunden im Jahr in Stau.

Foto: WirtschaftsWoche

3. Platz: Karlsruhe

In Karlsruhe standen Autofahrer im Schnitt 54 Stunden im Stau. Das sind immerhin 8,9 Stunden weniger als im Jahr zuvor. Aber das beschert Karlsruhe immer noch den dritten Platz.

Foto: dpa Picture-Alliance

2. Platz: Köln

Auch die wirtschaftsstarke Rheinmetropole ist wieder unter den zehn staureichsten Städten Deutschlands. Zwar ist Köln nicht mehr auf Platz eins des Stau-Rankings, hat aber trotzdem deutlich mehr Staus auf seinen Straßen zu verzeichnen - nur nicht ganz so viel wie der Spitzenreiter. Die verschwendete Zeit auf Kölns Straßen stieg um 5,2 auf 71 Stunden.

Foto: dpa

1. Platz: Stuttgart

Lange Zeit war Stuttgart der Spitzenreiter, wurde aber 2014 von Köln als Stauhauptstadt abgelöst. Nun haben die Stuttgarter sich den zweifelhaften Titel als Deutschlands Stau-Hauptstadt zurückgeholt. “Stuttgart ist Opfer seines eigenen Erfolgs, mit einem soliden Arbeitsmarkt und einer wachsenden Wirtschaft, die mehr Autopendler, mehr Investitionen und somit folglich mehr Verkehr anzieht“, sagt Bryan Mistele, Präsident von INRIX. Im Schnitt standen Fahrer 72 Stunden im Stau. Nochmal 8,5 Stunden mehr als im Vorjahr.

Foto: dpa Picture-Alliance

Gefragt sind radikal neue Konzepte. Deshalb startet Audi in den USA 2018 ein Pilotprojekt, um vorhandene Parkhäuser effizienter zu nutzen: Die von Verkehrsproblemen geplagte Stadt Somerville im Ballungsraum Boston probt das pilotierte Parken. Vor dem Parkgebäude steigt der Fahrer aus, das Auto fährt dann automatisch zu freien Flächen. Die Fahrzeuge können enger parken, weil niemand mehr ein- und aussteigen muss.

Aufzüge, Treppen und Laufwege sind überflüssig. Der Platzgewinn ist enorm: „In einem Parkhaus, das neu für pilotiertes Parken geplant wird, könnten sogar mehr als 80 Prozent der Fläche gegenüber herkömmlichen Konzepten entfallen“, sagt Miklós Kiss, Leiter Vorentwicklung Fahrassistenzsysteme bei Audi. Selbst im Parkhaus in Somerville, das konventionelle und selbstparkende Autos gemischt nutzen werden, sparen die Betreiber mehr als ein Viertel der Fläche ein.

Selbstfahrende Autos warten am Stadtrand

Ein echter Befreiungsschlag wäre es, wenn parkende Autos weitgehend aus den Innenstädten verschwänden. Was keine Utopie mehr ist, wenn ab 2020 erste Fahrzeuge vollautomatisch fahren. Dann steigt etwa eine Familie vor dem Kaufhaus aus. Ihr Wagen rollt selbstständig zu einem Parkslot am Rande der Stadt. Auf Knopfdruck kehrt er nach dem Einkaufen zurück.

Bis es so weit ist, gibt es bereits eine manuelle Lösung. Das Start-up Luxe aus San Francisco schickt in US-Großstädten Mitarbeiter los, die das Auto des Kunden übernehmen und zu einem preiswerten Parkplatz fahren – und wieder zurückbringen. Was komfortabel ist und günstiger, als das Fahrzeug in einem teuren City-Parkhaus abzustellen.

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