Mit Murat Günak hat Ono Motion einen Designer an Bord, der sich in der Autoindustrie auskennt: Der 63-Jährige war Designchef bei Volkswagen, bis er sich selbständig machte, um nachhaltige Transportlösungen zu entwickeln. „Das Auto”, sagt er, „ist für den Transport in Städten oft nicht mehr die passende Lösung.” Für den Ono-Lieferwagen hat er Pedelec und Paketwagen darum zu einem sehr schmalen neuartigen Fahrzeug vereint.
Für die Ladefläche fand das Team eine pfiffige Lösung: Die ganze Einheit ist ein Container auf Rollen, der sich leicht in das Fahrzeug einklinken lässt, statt es Paket für Paket zu beladen. Wenn Logistiker ihre Abläufe entsprechend anpassen, können sie so Arbeitsschritte im Depot sparen – ähnlich wie Container einst das Löschen von Schiffen massiv beschleunigt haben. „Je weniger ich die Pakete anfassen muss, desto effizienter wird es”, sagt Gründer Seelbach.
Obwohl der Container selbst 100 Kilogramm wiegt und noch einmal 200 Kilogramm Ladung fasst, soll eine Person ihn problemlos schieben können. Der Transport selbst wird zum Teil mit Muskelkraft angetrieben, zum Teil mit zwei Elektromotoren. Eine Akkuladung reicht für 30 Kilometer Fahrt. Dann lässt sich der Akku herausnehmen und gegen einen vollen austauschen.
Logistik-Zentren mitten in der Stadt
Über zwei Kubikmeter Ladefläche verfügt das Cargo-Bike von Ono Motion. Transporter, wie sie DHL heute einsetzen, haben etwa fünf Mal so viel. Trotzdem soll der Einsatz effizienter sein, glauben die Gründer. „In Städten entstehen immer mehr City-Depots, von denen aus kleine Fahrzeuge sternförmig ausschwärmen”, sagt Gründer Seelbach. Lieferfahrzeuge, die mehrere Stadtviertel bedienen, sollen dann mehrmals am Tag das nahegelegene urbane Depot ansteuern.
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Die Massenproduktion und der Ausbau eines Kundenstamms dürften die nächsten großen Herausforderungen des Start-ups sein. Dann muss sich zeigen, dass die Konstruktion sich im Alltag bewährt – und sich die Fertigungskosten wie erhofft senken lassen. Auch gegen eine wachsende Konkurrenz von Cargo-Bikers und E-Transportern müssen sich die Berliner durchsetzen.
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