PSA Druck auf Opel-Mitarbeiter steigt

PSA-Chef Carlos Tavares wird bei seinen Forderungen von französischen Gewerkschaften unterstüzt. Quelle: REUTERS

Der Zoff um die Zukunft von Opel ist nicht ausgestanden: Bei der Forderung nach Zugeständnissen von Seiten der IG Metall erhält der Mutterkonzern PSA nun Unterstützung von französischen Gewerkschaftern. Die Zukunft vieler Opelaner bleibt ungewiss.

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Es ist ein zähes Ringen, nur langsam geht es in den Sanierungsverhandlungen voran: Die Führung der Opel-Mutter PSA und französische Gewerkschafter fordern von den deutschen Mitarbeitern Zugeständnisse, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Die Opelaner wehren sich jedoch gegen solche Einschränkungen. „Der aktuelle Wirbel ist sicher nicht dazu angetan, Vertrauen in die Marke aufzubauen,“ sagte PSA-Chef Carlos Tavares am Donnerstag bei einem Treffen mit deutschen Journalisten in Paris. Sogar die Bundeskanzlerin hatte Tavares zur Ordnung gerufen.

Auch der Druck auf die deutschen Arbeitnehmervertreter wächst. „Die IG Metall muss nun zweifellos etwas auf den Tisch legen“, forderte Christian Lafaye von Force Ouvrière (FO), der stärksten Gewerkschaft bei PSA, vor einem für Freitagmorgen geplanten Treffen der europäischen PSA-Arbeitnehmervertreter in Brüssel.

„Wenn die deutschen Arbeitnehmervertreter glauben, sie hätten in Frankreich einen Feind, dann irren sie sich,“ sagte Lafaye, der als künftiger Gewerkschaftsvertreter im PSA-Verwaltungsrat im Gespräch ist, wenn sein Kollege Jean-Francois Kondratiuk im Sommer in Rente geht, der WirtschaftsWoche. „Das werde ich den Kollegen auch persönlich bei unserem Treffen sagen. Wenn man an einer schweren Krankheit leidet, dann kann man den Kopf in den Sand stecken oder aber die Behandlung aufnehmen, die einem guten Chancen auf Heilung verspricht.“ Der Nachrichtenagentur Reuters hatte Lafaye vor wenigen Tagen gesagt, die französischen Kollegen würden sicher nicht die Last aus Deutschland übernehmen.

Das sind ungewöhnlich scharfe Worte aus dem Mund eines französischen Gewerkschafters. Die Arbeitnehmervertreter jenseits des Rheins haben im Ausland den Ruf unerschrockener Kämpfer, die zur Durchsetzung ihrer Interessen schon einmal Werksleiter in Geiselhaft nehmen oder damit drohen, eine Fabrik mit Hilfe gefüllter Gasflaschen abzufackeln. Oder die seit vier Wochen den Schienenverkehr an zwei von fünf Arbeitstagen schwer beeinträchtigen, um eine Reform der hoch verschuldeten Staatsbahn zu verhindern.

Den Arbeitnehmern bei PSA stößt auf, dass die deutschen Opel-Mitarbeiter nicht zu ähnlichen Einschnitten bei Lohnzahlungen oder Arbeitsbedingungen bereit seien wie ihre Kollegen von Opel in Spanien und Polen oder von Vauxhall in Großbritannien. Oder eben bei PSA selbst, als das Unternehmen 2013 kurz vor der Pleite stand und einen harten Sanierungsplan verordnet bekam. Von Carlos Tavares, der damals die Führung des Herstellers der Marken Peugeot, Citroen und DS übernahm.

„Wir mussten damals auch Opfer bringen, aber es hat sich gelohnt, wie die Zahlen zeigen.“ Bereits nach zwei Jahren machte PSA wieder Gewinne. „Wenn wir das konnten, warum soll das in Deutschland nicht möglich sein?“, fragt Noch-Verwaltungsratsmitglied Kondratiuk verständnislos. Auf den Mann hat nachhaltig Eindruck gemacht, dass bei den ersten Treffen mit der Opel-Führung nach der Übernahme durch PSA der Opel-Betriebsratsvorsitzende in einer Limousine vorgefahren sei. „Man wusste gar nicht, wer der Chef war und wer der Gewerkschafter.“

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