PSA und Fiat Chrysler Diese Fusion allein bringt keinen Erfolg

Carlos Tavares will durch die Fusion PSA und FCA zum viertgrößten Autohersteller der Welt machen. Quelle: REUTERS

Die Fusion von PSA und Fiat Chrysler ist offiziell. Wer von dem Zusammenschluss profitiert, wo sich der Druck auf die Standorte erhöht und was er für Opel in Deutschland bedeutet.

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PSA-Konzernchef Carlos Tavares scheint zufrieden zu sein. Die wochenlang ausgehandelte Fusion von PSA und Fiat Chrysler sei „eine hervorragende Gelegenheit, eine stärkere Position in der Automobilindustrie“ einzunehmen. Auf den ersten Blick stimmt das auch: Der neu geschaffene Konzern setzt zusammen knapp neun Millionen Fahrzeuge im Jahr ab. Nur Volkswagen, Toyota und der französisch-japanische Renault-Nissan-Verbund sind erfolgreicher auf dem Automobil-Weltmarkt. Aber wie aussichtsreich ist die neue Fusions-Strategie und was bedeutet der Zusammenschluss für die Zukunft von Opel?

Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick:

Ist die Fusion der beiden Konzerne eine wichtige Strategie, um überhaupt noch auf dem Weltmarkt eine Chance zu haben?
Durch die Fusion von PSA und Fiat Chrysler sind nun die Marken Opel, Peugeot, DS, Citroën, Alfa Romeo, Chrysler, Dodge, Jeep, Lancia und Maserati unter einem Dach. Beide Seiten haben erkannt, dass die Größe eine notwendige Bedingung ist, um überhaupt wettbewerbsfähig zu sein. „Die Konzerne brauchen sehr viel Geld, um Themen wie Elektromobilität und autonomes Fahren zu stemmen“, meint der Automobil-Experte und Leiter des Center of Automotive Management, Stefan Bratzel. „Andererseits müssen die Autohersteller in den großen Märkten präsent sein. PSA kann durch die Fusion den US-Markt erschließen, Fiat Chrysler bekommt dringend benötigte neue Technologien für den europäischen Markt.“ Durch die enormen technologischen Kosten und den Wettbewerbsdruck zwischen den Herstellern sei es umso wichtiger geworden, zu ähnlichen Preisen zu produzieren. Allerdings kann der Zusammenschluss eine große Lücke beider Autobauer nicht stopfen: China. Sowohl PSA als auch Fiat Chrysler haben dort kaum erfolgreiche Geschäfte.

Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management (CAM) und verantwortlich für den Master-Studiengang Automotive Management an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Quelle: dpa

Wie können PSA und Fiat Chrysler zukünftig ihre jeweiligen Kompetenzen nutzen?
In den USA ist Fiat Chrysler vor allem mit den Spritschluckern von Jeep und Ram erfolgreich. Der Hersteller hatte unter der Führung des verstorbenen Sergio Marchionne auf große Investitionen in Elektroantriebe verzichtet. Die Fahrzeuge, die in Amerika erfolgreich sind, kann FCA so nicht einfach nach Europa schicken. Solche Risiken gehen mit Fusionen aber immer einher. „Trotz der kulturellen Unterschiede zwischen Europa und den USA muss der neue Konzern versuchen, die Synergie-Effekte umzusetzen“, sagt Bratzel. Er sieht in der Fusion die Chance für beide, etwa neue Antriebe und Motorenkonzepte zu entwickeln. Technologisch ist FCA abgehängt. Auch reichen die Stückzahlen nicht, um auf Dauer mit Volkswagen oder Toyota konkurrieren zu können. FCA könnte aber auch für PSA eine gute Ergänzung sein. PSA ist im US-Markt nicht vertreten – FCA kann mit einem hohen Marktanteil helfen.

Ist Carlos Tavares der richtige Mann für die Konzern-Spitze?
Das neue Unternehmen soll ein Zusammenschluss „unter Gleichen“ sein, betonte der 61-jährige Portugiese. Tavares trimmt seit rund zwei Jahren die frühere General-Motors-Tochter Opel auf Gewinne und Effizienz. Dabei ist er kein Sprinter, sondern ein Marathonläufer. Allerdings einer, der immer wieder auch einen Sprint einlegt, egal, wie lange er schon unterwegs ist. Den bis dato jüngsten Zukauf Opel steuerte er schneller als geplant aus den roten Zahlen. Kritiker werfen ihm jedoch vor, dabei über Leichen zu gehen. Bei Opel gilt Michael Lohscheller zwar offiziell als Chef, hinter den Kulissen steuere jedoch Tavares den Konzern, heißt es immer wieder.

Wie geht es weiter?
Mit einer Fusion ist der Erfolg nicht gesichert. PSA und FCA müssen hohe Wettbewerbsstärke mit interessanten Produkten bieten. Wie gut ihnen das gelingt, wird man aber erst in frühestens ein bis zwei Jahren sehen. Denn bis der Zusammenschluss endgültig geschafft ist, dauert es noch. Erst muss der noch von Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Dazu müssen die Aktionäre zustimmen.

Drohen bei PSA und FCA durch den Zusammenschluss Entlassungen?
Alleine ist man weniger wettbewerbsfähig, das kann im Zweifel mehr Mitarbeiter kosten. Bratzel sieht die Chance, weitere Marktanteile zu gewinnen – wenn PSA und FCA es schaffen, Synergien zu heben und wettbewerbsfähig zu bleiben. „Für das langfristige Überleben und die Beschäftigungssicherung ist das natürlich relevant“, so der Autoexperte. Aber Synergien zu schaffen bedeutet auch, einzelne Bereiche zusammenzulegen. Da könne es passieren, dass man manche Mitarbeiter in den Bereichen nicht mehr braucht.

Hat der Zusammenschluss direkte Auswirkungen auf den deutschen Autohersteller Opel, der zu PSA gehört?
Wenn der gesamte Konzern wettbewerbsfähiger wird, hat das positive Auswirkungen für Opel. Klar ist aber auch, dass es einen verstärkten Standortwettbewerb geben wird, so Bratzel. Bei neu anstehenden Investitionen hinterfragt der neue Konzern zukünftig auch mehr, ob die Opel-Standorte in der Lage sind, Autos zu gewissen Preisen zu produzieren. Der Druck wird sich für Opel erhöhen.

Mit Material von dpa

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