Strauchelnde Ikone Die Detroit Motor Show schafft sich ab

Die Detroit Motor Show schafft sich ab Quelle: Presse

Detroit, einst eine der mächtigsten Industriestädte der USA, hat schwierige Jahrzehnte hinter sich. Mit der Stadt geht es zwar langsam wieder bergauf. Doch die Detroit Motor Show versinkt in der Bedeutungslosigkeit. Kann die Verlegung in den Sommer die Rettung sein?

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Die amerikanischen und japanischen Autohersteller haben es sich in den vergangenen Jahren einfach zu leicht gemacht. Sie investierten nicht in die wichtigste automobile Leistungsschau der USA. Getragen wurde die North American International Autoshow (NAIAS), landläufig Detroit Motor Show genannt, die schon aufgrund der lokalen Bevölkerung eine Medien- und Marketingmesse war, von europäischen und vielmehr noch den deutschen Autoherstellern.

Die steckten insbesondere seit den Neunzigerjahren viel Geld in die Messe. BMW, Volkswagen oder Audi hatten stets mit ihren Shows überzeugt, musikalische Superstars wurden eingeflogen und die sonst so düstere Cobo Hall als Veranstaltungsort der Messe erlebte einmal im Jahr einen echten Höhepunkt. Daimler ließ es richtig krachen und feierte nicht nur neue Modelle, sondern beim imposanten Neujahrsempfang im nahegelegenen Hotel vor allem sich selbst. Da trank schon mal Dieter Zetsche auf der Bühne ein Schnäpschen mit Arnold Schwarzenegger.

Die US-Hersteller suchten sich unweit der kanadischen Grenze seit Jahren selbst. Einst trampelten publikumswirksam Rinderherden Richtung Cobo Hall, um neue Pick-ups zu präsentieren und zumindest nationale Stars gaben Bühnenshows und neuen Modellen einen entsprechenden Stellenwert. Doch nach und nach verloren insbesondere die marketingstarken Hersteller den Spaß an der einst so wichtigen US-Messe. Man zog nach Los Angeles, ließ Detroit fallen, kam wieder zurück, kürzte Budgets und verabschiedete sich letztlich. Die Asiaten, gemeinhin eher für ihre blassen Messeauftritte bekannt, spulten auf der eiskalten Wintermesse alljährlich im Januar nur ein liebloses Programm ab.

Umso schwerer wiegt nun der Abschied der meisten europäischen Hersteller. Nur Volkswagen ist im Nachgang des Dieselskandals um Wiedergutmachung bemüht und hält Detroit die Treue. Daimler, Audi oder BMW strichen die Messe aus ihrem Kalender. Eine Rückkehr gilt als unwahrscheinlich. Ein mächtiges Eigentor schoss sich die Detroit Motor Show im vergangenen Sommer nun selbst: Hatte sie bei Vielen zumindest noch den Status als Jahresauftaktmesse, auf der man eine frohe Botschaft und einen Rückblick auf das vergangene Jahr präsentieren konnte, so soll die NAIAS ab dem kommenden Jahr in den wärmeren Juni verlegt werden. Ist das nun der endgültige Todesstoß für die Autoshow – und die Stadt?

Detroit war durch die sogenannten Big Three – General Motors, Chrysler und Ford –  eine Boomstadt. Das legendäre Modell Ford T lief im Ford-Werk Highland Park erstmals im Jahre 1909 von Band und läutete weltweit eine neue Ära der Mobilität ein. Immer mehr Autohersteller und Zulieferer siedelten sich an und innerhalb weniger Jahre stieg die Bevölkerungszahl von knapp 500.000 um 1910 auf knapp zwei Millionen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren. Einst war die legendäre Woodward Avenue so belebt wie der Broadway oder die Park Avenue in New York.

Mit dem Niedergang der Autoindustrie ging es auch mit Detroit abwärts. Quelle: dpa

Doch dann ging es in und mit Detroit abwärts. Immer mehr Fabriken schlossen und die internationalen Autohersteller, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in den USA niedergelassen haben, zog es in den Süden der USA. Außer der Autoindustrie gibt es in Wayne County kaum nennenswerte Wirtschaftszweige. Zahllose Großfabriken verfallen seit Jahrzehnten.

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