Desaster am Nürburgring Der Nürburgring in lähmender Starre

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Nürburgring GmbH ist nur noch eine entkernte Hülle


Nach der Aufhebung des Betriebspachtvertrags mit der Nürburgring Automotive GmbH gründete die insolvente Nürburgring GmbH mit der Nürburgring Betriebsgesellschaft mbH direkt eine neue Tochterfirma, an die sie den Betrieb weiterverpachtete. Diese hatte jedoch einen eigenen Geschäftsführer, Schmidt übernahm hier als Sanierungsgeschäftsführer keine Verantwortung. Die Betriebsgesellschaft wurde inzwischen aufgelöst und das operative Geschäft wiederum weiterverpachtet an die Capricorn Nürburgring GmbH (CNG). Diese Zwischenlösung sieht der Kaufvertrag mit Capricorn vor für den Zeitraum, bis eine bestandskräftige Entscheidung vorliegt, ob der Verkaufsprozess europarechtskonform war.

Selbst betrieben hat die Nürburgring GmbH das operative Geschäft jedenfalls nie. Schmidts Sprecher teilt nur vage mit, da es sich um ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung handele, bedürfe es auch eines Sanierungsgeschäftsführers. „Im Übrigen haben Sanierungsgeschäftsführer und Sachwalter umfangreiche Maßnahmen zur Stabilisierung und Restrukturierung des Geschäftsbetriebs eingeleitet und umgesetzt.“ Welche das sind, lässt der Sprecher offen, konkrete Details: Fehlanzeige.

Dabei wird die Notwendigkeit eines Sanierungsgeschäftsführers immer fragwürdiger. Seit Beginn des Pachtvertrags mit der CNG im Februar dieses Jahres tritt die Nürburgring GmbH nicht einmal mehr selbst als Verpächter auf, auch das hat europarechtliche Gründe. Weil ein Beihilfenempfänger nach dem Willen der EU-Kommission keinerlei Zugriff mehr auf die Vermögenswerte haben soll, nimmt nun ein Treuhänder die Eigentumsrechte wahr und ist als Verpächter der Hüter des Kaufvertrags. Die Nürburgring GmbH ist dagegen nur noch eine entkernte Hülle. Dennoch bezog Schmidt laut den Kassenprüfungsberichten auch im Februar und März dieses Jahres weiterhin 17.850 Euro monatlich.

Wie lange Schmidt diese die Vergütung voraussichtlich noch beziehen wird, will sein Sprecher auf Anfrage nicht sagen. Nur so viel: Auch nach dem Verkauf seien „im Rahmen der Abwicklung des Insolvenzverfahrens noch zahlreiche Aufgaben zu erledigen.“ Welche das sind, sagt er auch hier nicht dazu. Für Schmidt könnte jedenfalls noch ein schöner Batzen Geld anfallen, denn der Sprecher lässt immerhin wissen: „Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist nicht abzusehen, wann die Insolvenzverfahren abgeschlossen sein werden.“

Sachwalter Lieser dürfte nach Einschätzung von Gläubigern sowie Insolvenzexperten sogar auf eine Vergütung in Millionenhöhe kommen. Lieser lässt mitteilen, dass bisher noch keine Vergütungsanträge gestellt worden seien. Zur Höhe der voraussichtlichen Vergütung will sein Sprecher nichts sagen: Zu Verfahrensinterna des nicht-öffentlichen Insolvenzverfahrens äußere der Sachwalter sich nicht.

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