HDE-Geschäftsführer Tromp Für Onlinehändler geht es um „Reichweite, Reichweite, Reichweite“

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„Wie könnt Ihr nur mit Google oder Amazon zusammenarbeiten?“

Genau diese kleinen und in Teilen noch analogen Händler machen den Großteil des HDE aus, oder nicht?
Zunächst sind alle großen Händler bei uns Mitglied: etwa Amazon, Ebay, Real, Mediamarkt. Wir zählen aber auch zigtausende Mittelständler zu unseren Mitgliedern. Jedes der Unternehmen – egal wie groß, egal wie klein – zählt nur als ein Unternehmen. Daraus jetzt zu folgern, dass ein Großteil des HDE noch nicht online unterwegs ist, wäre eine schiefe Darstellung.

Haben Sie schon Rückmeldungen zu den neuen Initiativen erhalten?
Auf der einen Seite gibt es schon extrem positive Rückmeldungen der Händler – etwa zur Aufmachung der Initiative. Es kommen aber auch die üblichen Reaktionen: „Wie könnt Ihr nur mit Google oder Amazon zusammenarbeiten?“. Hier sind wir allerdings Überzeugungstäter. Denn an Amazon und Google führt kein Weg vorbei. Wenn ein Unternehmer auf diese Dienste verzichtet, dann ist das auch okay und seine unternehmerische Entscheidung. Wir haben als Verband allerdings die verdammte Pflicht, den Mitgliedern aufzuzeigen, welche Möglichkeiten es online gibt.

Sie würden also nicht eine Initiative umsetzten, die dazu rät, abseits der großen Digitalplayer online aktiv zu sein?
Es geht darum, eine erfolgreiche Initiative mit einem einfachen und schnellen Einstieg in das Digitalgeschäft zu starten. Da können Sie die Marktführer nicht außen vor lassen.

Raten Sie denn trotzdem noch nach dem Einstieg in den Onlinehandel irgendwann zu einem eigenen Onlineshop? Als Ergänzung zu den Marktplätzen etwa.
Das kann ich pauschal nicht sagen. Manchen Unternehmen genügt es, online nebenbei ein paar Waren zu verkaufen. Dann reicht der Marktplatz. Wer sich in Gänze digitalisieren will, sollte online auch selbst präsent sein. Gerade für die Auffindbarkeit über Suchmaschinen ist das wichtig. Auf einer eigenen Webseite sollten dann mindestens auch die Öffnungszeiten, die Auffindbarkeit des Geschäfts und der USP des Händlers stellen. Für diese individuelle, digitale Sichtbarkeit reicht Marktplatzhandel nicht aus.

Bei Quickstart Online stammen fünf der Experten von Amazon selbst. Andere sind Amazon-Coaches, haben erfolgreiche Shops dort aufgebaut. Sie verlinken auf der Webseite zwar auch auf Ebay, Otto oder Shopify. Aber mal ehrlich: Den Händlern bleibt doch am Ende der Seminare kaum noch eine Möglichkeit, woanders einen Shop zu eröffnen, als auf Amazon, oder?
Niemand handelt bei solchen Initiativen altruistisch. Natürlich möchte Amazon mit der Initiative sein eigenes Marktplatzgeschäft fördern. Google bei „ZukunftHandel“ übrigens auch. Nichtsdestotrotz: Beide Partner bieten uns die Chance, eine richtig große Reichweite zu erzielen. Deshalb arbeiten wir auch mit beiden zusammen.

Sind Ebay und Otto – beide auch Mitglieder im HDE – in einer Notsituation wie der Coronakrise also eine Nummer zu klein? Eine Aktion in Zusammenarbeit mit den Top-Onlinehändlern zusammen wäre ja auch vorstellbar…
Nein, wir mussten schnell die Frage klären, wer jetzt sofort bei einer solchen Initiative dabei sein könnte. Amazon und Google waren es und waren auch bereit, Ressourcen miteinzubringen. Als Unternehmer werde ich mit dem gesammelten Wissen immer noch überlegen, welche Plattform nun die beste für mich persönlich ist. Der eine wählt Amazon, der andere Ebay und wieder ein anderer Otto. Manche Händler verkaufen auf mehreren Plattformen.


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Ihr Initiative verfolgt einen digitalen und überregionalen Ansatz über frei verfügbare Lehrvideos und Webinare. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch sehr lokale Initiativen auf Städteebene. Ein Beispiel sind lokale Marktplätze, bei denen ein Kollektiv aus stationären Händlern gemeinsam den Schritt in den Onlinehandel wagt. Was halten Sie von solchen Initiativen?
Ich bin immer etwas reserviert, wenn es um lokale Marktplätze geht. Handel lebt nämlich von Frequenz. Im Onlinehandel ist die Frequenz die Reichweite einer Plattform oder eines Shops. Während wir bei stationären Geschäften immer wieder „Lage, Lage, Lage“ predigen, geht es für Onlinehändler um „Reichweite, Reichweite, Reichweite“. Lokale Marktplätze haben in der Regel eine sehr viel geringere Reichweite als Amazon, Otto und Ebay: Sie sind regional begrenzt, haben relativ wenig Bekanntheit und bieten neben dem Handel von Produkten so gut wie keinen Mehrwert. Diese Marktplätze würden dann einen signifikanten Mehrwert bekommen, wenn sie neben dem reinen Handel auch Dienstleistungen wie E-Governance anbieten: Wenn eine Stadt auf einem Portal etwa sämtliche digitalen Dienstleistungen bündeln würde.

Mehr zum Thema: Amazon und Co. buhlen mit Initiativen um kleine Händler aus darbenden Innenstädten. Der Nutzen? Häufig nur symbolisch.

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