Luxusportal Mytheresa „In vielen Luxusresorts werden die Betten knapp“

„Wir wollen unser Geschäft in China ausbauen“, kündigt Mytheresa-Chef Michael Kliger an. Quelle: PR

Das Luxusportal Mytheresa will nicht mehr nur Kleidung verkaufen, sondern wohlhabenden Kunden den kompletten Luxus-Lifestyle offerieren. Auch der chinesische Markt wird für das börsennotierte Unternehmen wichtiger.

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Die lila Feder-Jacke von Tom Ford kostet stolze 12.500 Euro, die Schultertasche von Balenciaga gibt’s für 5900 Euro. Der Regenmantel von Gucci kostet immerhin nur 710 Euro, ist allerdings nicht für den klassischen Gebrauch gedacht: „Machen Sie Ihrem treuen Vierbeiner mit diesem Regenmantel von Gucci eine besondere Freude“, heißt es im digitalen Shoppingportal Mytheresa. Selbst inflationsgestählte Gut-Verdiener, die hier nach Kleidung, Schuhen oder Dekoartikeln fahnden, dürften angesichts der Preise zusammenzucken. Mytheresa ist auf den Verkauf von Luxusprodukten spezialisiert, versorgt eine kleine, aber umso wohlhabendere Zielgruppe mit Designerroben, Schmuck und statusgeladenen Marken à la Prada oder Burberry. 

„Wir sind als reiner Luxusanbieter für Damenmode gestartet“, berichtet Unternehmenschef Michael Kliger. Vor dreieinhalb Jahren kam dann Kindermode dazu und ein Jahr später Luxusmode für Männer. Seit vergangenem Jahr ist Mytheresa auch im Home- und Lifestyle-Segment aktiv, verkauft Geschirr, Lampen, Beistelltische und eben auch Luxus-Accessoires für Hunde. Und „dabei wird es nicht bleiben“, kündigt Kliger an. Er will das Luxusportal ausbauen und um neue Kategorien erweitern. Jüngst ließ er bereits den Claim „The finest edit in luxury fashion“ streichen. Jetzt heißt er schlicht „The finest edit in luxury“. „Unser Ziel ist es, die beste und umfassendste Onlineplattform für Luxus zu werden, das schließt auch ganz neue Sortimente und Services ein“, sagt Kliger und fügt schnell hinzu: „Unser Anspruch bleibt aber: wir verkaufen Luxus und wollen nicht ins Premiumsegment abrutschen.“

Mytheresa-CEO Michael Kliger Quelle: PR

„In vielen Luxusresorts werden die Betten knapp“

Der Unterschied? Der Luxusmarkt ist zwar kleiner, aber deutlich margen- und wachstumsstärker. Und zudem robuster. Das zeigt sich einmal mehr in diesen Tagen, in denen Verbraucher unter der hohen Inflation leiden und ihre Ausgaben reduzieren, um teurere Lebensmittel und höhere Heizkosten bezahlen zu können. Während Einzelhändler im Massenmarkt reihenweise in die Knie gehen, läuft das Luxusgeschäft unbeeindruckt weiter. „Diejenigen Kunden, die sich ab und zu einzelne Luxusprodukte wie Sneaker oder Taschen leisten, sind Ende vergangenen Jahres etwas zurückhaltender geworden“, sagt Kliger. „Aber unsere klassischen Luxuskunden trotzen bislang allen Krisen.“ Daran werde sich so schnell auch nichts ändern, ist der Mytheresa-Chef überzeugt und verweist auf den Reisemarkt als Trendbarometer. „Wir sehen, wie wohlhabende Kunden momentan ihren Urlaub planen“, so Kliger. „In vielen Luxusresorts werden die Betten knapp. In Capri und St. Tropez bekommen Sie kaum noch etwas.“ Das sei ein sehr starker Indikator für die Marktentwicklung. Denn wer ein Highend-Domizil am Meer bucht, wird am Bikinioberteil nicht sparen. Für die Dolce&Gabbana-Version mit Kristallen ruft Mytheresa übrigens 1450 Euro auf. 

Will Mytheresa nun also zu einer Art Luxus-Amazon werden? Nicht ganz. Vor allem Produkte und Angebote bei denen Kuratierung eine Rolle spielt, seien interessant. „Unsere Kunden möchten eine Vorauswahl durch uns haben“, sagt Kliger. Wobei sich nicht jedes Segment gleichermaßen eigne. „Unsere Kunden geben viel Geld für Versicherungen aus, aber ich glaube nicht, dass sie das Bedürfnis haben, bei uns Versicherungen abzuschließen“, Kliger. 

Weiteres Wachstum soll auch eine stärkere Präsenz in lukrativen Märkten bringen. War Amerika in den vergangenen Jahren noch „die Luxus-Boomregion schlechthin“, verlangsame sich das Wachstum dort inzwischen. Europa laufe stabil und in China sei durch den Wechsel der Covid-Strategie Ende letzten Jahres alles zum Stillstand gekommen, berichtet Kliger. „Das bessert sich jetzt fortlaufend. Wir sehen seit Jahresbeginn eine Erholung in China.“ Die will das Unternehmen nutzen und startet gerade eine Kooperation mit vier chinesischen Designern, die eigene Kollektionen für Mytheresa entwerfen. Denn der Markt sei attraktiv. „Wir wollen unser Geschäft in China ausbauen“, betont Kliger. Luxusgüter hätten in China schließlich eine viel stärkere Bedeutung als in Europa. „Es gibt dort ein riesiges Wachstumspotential für uns, wenn auch verbunden mit erheblichen Schwankungen.“  

„Wir sind momentan extrem unterbewertet“

Während viele westliche Unternehmen angesichts der geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China ihr Engagement vor Ort gerade reduzieren, will Mytheresa die Abhängigkeit noch steigern? „Klar, es gibt Risiken“, sagt Kliger dazu. Allerdings sei der Umsatzanteil bislang überschaubar. „Wir verkaufen und liefern in insgesamt über 130 Länder“, so Kliger. Ganz Asien stehe für rund 25 Prozent der Umsätze. „Das heißt, die Risiken sind breit gestreut.“ Und ohnehin sei der Luxusmarkt „der resilienteste Markt, den es gibt“.

Das sahen Anleger in den vergangenen Monaten allerdings anders. Im Januar 2021 hatte Mytheresa das Debüt an der New Yorker Börse gegeben. Das Unternehmen wurde mit einem Ausgabepreis von 26 Dollar (umgerechnet 23 Euro) je Anteilsschein gelistet. Die Konsortialbanken hatten ursprünglich nur eine Spanne von 16 bis 18 Dollar angegeben. Doch selbst das aufgestockte Angebot soll 27-fach überzeichnet gewesen sein. Auf einen Schlag kam das Unternehmen auf einen Börsenwert von 2,3 Milliarden Euro. Den ersten Börsentag am 21. Januar beendete die Aktie sogar bei 31 Dollar, ein Plus von 19 Prozent.

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Mittlerweile wirkt ausgerechnet die Aktie des Luxusanbieters aber eher wie ein Angebot vom Discounter: Auf fünf Euro ist der Kurs abgestürzt und der Unternehmenschef ist sich sicher: „Wir sind momentan extrem unterbewertet.“ Viele E-Commerce Unternehmen seien von der Börse zuletzt abgestraft worden, weil sich die Wachstumsaussichten nach dem Ende der Coronapandemie eingetrübt haben, erklärt Kliger. „Ein stückweit wurden wir in Sippenhaft genommen, obwohl unser Geschäftsmodell deutlich robuster ist als das eines klassischen Onlinehändlers.“ Die China- und Sortimentsoffensive soll nun offenbar dabei helfen, die Wahrnehmung der Investoren zu ändern. 

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