Verdacht: Betrug und illegales Glücksspiel Ermittlungen gegen Youtube-Stars Fynn Kliemann und Ron Bielecki

Fynn Kliemann (li.) und Ron Bielecki sind mit sehr unterschiedlichen Aktivitäten auf Youtube bekannt geworden. Gegen beide ermitteln nun Staatsanwaltschaften. Quelle: imago images

Nach umstrittenen Maskendeals ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Stade gegen Kliemann. Berliner Strafverfolger überprüfen in einem anderen Verfahren den Youtuber Bielecki, der Alkoholkonsum und Glücksspiel zur Schau stellt.

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Die Staatsanwaltschaft Stade hat nach den umstrittenen Maskendeals von Fynn Kliemann ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Betrug gegen den Youtuber eingeleitet. Das teilte die Behörde auf Anfrage der WirtschaftsWoche mit. Kliemann antwortete nicht auf Fragen.

Anfang Mai hatte das ZDF Magazin Royale aufgedeckt, dass der Unternehmer zusammen mit der Firma Global Tactics Masken vertrieben hatte, die als „fair“ und „in Europa produziert“ vermarktet – in Wahrheit aber auch in Bangladesch produziert wurden. Nach Bekanntwerden stellten mehrere Partner von Kliemann Kooperationen mit ihm ein.

Er distanzierte sich wiederum Ende Mai von Global Tactics und gab nach eigenen Angaben seine Anteile an Tochterfirmen der Gruppe zurück. In einem Instagram-Video entschuldigte er sich bei seinen Anhängern: Er habe „einfach versagt, als dieser Typ, der ich niemals sein wollte: ein Unternehmer. Und das tut mir leid“, sagte er.

Kliemann ist aber nicht der einzige bekannte Youtuber, der ins Visier der Justiz geraten ist. Wie die WirtschaftsWoche exklusiv berichtet, ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin gegen Ron Bielecki. Wie die Behörde auf Anfrage mitteilte, läuft „ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der unerlaubten Veranstaltung eines Glücksspiels und der Beteiligung am unerlaubten Glücksspiel“. Der Influencer ließ Fragen zu den Vorwürfen unbeantwortet.

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Ron Bielecki auf Mallorca: Der 23-Jährige hat auch mit dem Schlagerstar Ikke Hüftgold einen Song produziert. Quelle: imago images

Bielecki verdiente Geld, indem er sich bei Glücksspielen in Onlinecasinos filmte oder Werbung für sie machte. Auf der Plattform Twitch, über die der 23-Jährige seine Videos live streamte, folgen ihm mehr als 100.000 Fans, auf Instagram sind es fast 700.000.

Auf seinem Instagram-Profil veröffentlichte er mehrere Beiträge, wie er in dem virtuellen Casino Stake teilweise tausende Euro verspielt. Mehrere dieser Clips sind mit Hinweisen wie „Anzeige“ oder „Werbung“ gekennzeichnet. Stake hat jedoch keine Erlaubnis, in Deutschland Glücksspiel anzubieten. Eine solche Genehmigung können Firmen mit Sitz außerhalb Europas auch nicht bekommen. Das Unternehmen hinter Stake firmiert auf der Karibikinsel Curacao. Stake teilte auf Anfrage der WirtschaftsWoche mit, Nutzer in Deutschland könnten sich „aktuell nicht registrieren“. Man prüfe die Möglichkeit, eine deutsche Lizenz zu bekommen.

Der Durchbruch auf Social Media gelang Bielecki mit einem Sauf-Ritual, bei dem er eine Flasche mehrfach im Kreis dreht und den Inhalt dann in einem Schluck in seinen Mund kippt. Er nennt diese Praxis: „den Tornado entzünden“. Einen Zusammenschnitt der 50 besten Tornados haben auf Youtube 300.000 Leute gesehen.

Nach dem Absturz von Fynn Kliemann gibt es weitere Skandale in der YouTube-Community: Gegen Ron Bielecki wird ermittelt, Jeremy Fragrance hat ein kreatives Steuersparmodell – und ApoReds Luxus war wohl nur Fassade.
von Vinzenz Neumaier, Jannik Deters, Volker ter Haseborg, Henryk Hielscher

Fynn Kliemann war durch Heimwerkervideos bekannt geworden, die ihn auf seinem umgebauten Bauernhof in Niedersachsen zeigen. Er produziert zudem Musikvideos und verkauft Klamotten über seinen Onlineshop. Auf Instagram hat er fast 800.000 Follower.

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