Zum Tod des Modezars Karl Lagerfeld, die unsterbliche Marke

Karl Lagerfeld ist tot. Quelle: AP

Karl Lagerfeld hat mehr als ein halbes Jahrhundert die Mode mitbestimmt. Nun ist der Stardesigner in Paris gestorben. Er hinterlässt ein riesiges Erbe – und ein Unternehmen, das die Marke Karl unsterblich machen wird.

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Mit dem Tod von Karl Lagerfeld verliert die Modewelt eines ihrer populärsten Gesichter. Lagerfelds Mode war elegant, minimalistisch und innovativ. Als unvergessliche Designs gelten das kleine Chanel-Jäckchen, tiefe Rücken-Dekolletés und seine Wollmäntel mit Gürtelschließe am Kragen.

Doch der gebürtige Deutsche und Wahl-Pariser war nicht nur seit 1983 Kreativdirektor des Modehauses Chanel, Karikaturist, Fotograf und Möbeldesigner, sondern auch Herausgeber der Zeitung „Karl Daily“ und vor allem eine Marke.

Zuhause war Lagerfeld in einem versteckt gelegenen Stadtpalais im Pariser Viertel St. Germain. Weil Karl Lagerfeld selbst zu den bekanntesten Menschen der Welt zählte, wunderte es in seinem Haus keinen, wenn Prince Charles anfragen ließ, ob der Modeschöpfer nicht ein Kleid entwerfen könne für eine Wohltätigkeitsauktion. Oder Pop-Sternchen Selena Gomez sich ein Bühnen-Outfit vom Meister wünschte.

Auch Melania Trump fragte Ende 2016 unvermittelt und persönlich an, ob Karl ihr nicht ein festliches Kleid für die Vereidigungszeremonie ihres Gatten als US-Präsident schneidern möge. Letztlich kam es nicht dazu. Donald Trump selbst, hörte Lagerfelds Team aus den Staaten, legte seiner Angetrauten nahe, doch lieber auf einen US-Designer zu setzen. „America first“ halt. Und so schritt denn Melania im Januar 2017 im hellblauen Kostüm von Ralph Lauren zum Staatsakt.

Das Label hat auch ohne die Gunst der Trumps einen Lauf. Das Geschäftsjahr 2017 schloss mit einem neuen Ertragshoch: „Die Marke Karl Lagerfeld erwirtschaftet einen Umsatz von gut 350 Millionen Euro“, sagte der CEO der Marke, Pier Paolo Righi, im April 2018 gegenüber der WirtschaftsWoche.

Im Frühling vergangenen Jahres eröffnete die Marke ihren ersten Shop in den USA, am Broadway in New York. Dazu sorgte der Mensch Lagerfeld mit seiner Omnipräsenz dafür, dass die Marke ständig im Gespräch blieb – so ätzte er etwa pünktlich zur Shop-Eröffnung im Pariser Magazin „Numéro“ über männliche Models und Designerkollegen („Die hassen mich alle“).

Grafik von Lagerfeld und Birma-Katze Quelle: PR

Derart befeuert vom letzten großen Pariser Modestar, der im Hauptberuf mehr als 30 Jahren Kreativchef des Luxusschneiders Chanel war, hat sich die unabhängige Marke als alltagstaugliches Angebot für Karl-Fans etabliert. Mit Handtaschen zu Preisen um 400 Euro – statt bis zu 7000 Euro wie bei Chanel – gab sich Lagerfeld vergleichsweise volkstümlich. Und machte sich sechs Jahre nach der Gründung auf immer noch mehr Feldern breit.

Ein Produktsegment nach dem anderen wollte CEO Righi erobern und drückte dabei aufs Tempo. Denn um eine Frage kam er in den vergangenen Jahren nicht herum: Ist die Ikone Karl, die sich selber mit entwaffnendem Witz längst Gedanken macht über die eigene Einäscherung, überhaupt zu ersetzen?

Der Marken-Präsident und der Altmeister mit dem grauen Zopf lebten in fruchtbarer Symbiose: Während Lagerfeld im hohen Alter am eigenen Mythos feilte und in einen Status irgendwo zwischen Ikone und Karikatur glitt, machte Righi, der Deutsche mit italienischen Wurzeln, daraus ein florierendes Gewerbe. 2017 wuchs das Geschäft der Marke Lagerfeld um 35 Prozent. Zum Vergleich: 2015 lagen die Erlöse gerade mal bei der Hälfte. Ähnliches gilt für die Zahl der Läden: Statt 54 sind es mittlerweile über 100 – in Städten wie New York, London, Dubai, Shanghai oder Seoul. Der Online-Shop karl.com bedient Kunden in insgesamt 96 Ländern.

2018 standen auf der To-Do-Liste neben der Shop-Eröffnung in New York die Fusion der beiden Herrenlinien, die Premiere von Lagerfeld-Kosmetik, eine gemeinsame Kollektion mit It-Girl Kaia Gerber sowie ein Projekt mit der deutschen Turnschuhmarke Puma. 2019 sollte nun, verzögert durch Tropenstürme, im chinesischen Zockerparadies Macau das weltweit erste Lagerfeld-Hotel öffnen, samt vom Meister selbst entworfenen Möbeln. Längst gibt es Pläne, die Hotel-Möbel auch in Serie herzustellen: „Wir können uns vorstellen, mit einem Partner an einer Karl-Lagerfeld-Möbelkollektion zu arbeiten“, sagte Righi im vergangenen Jahr.

Schon im Frühling 2018 deutete Unternehmens-CEO Righi an: Man bereitet sich auf die Zeit nach Karl Lagerfeld vor. Schon damals galt es, vorbereitet zu sein auf eine Zeit, in der der Modezar nicht mehr selbst seine berühmten Skizzen zeichnet.

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