Massenentlassungen in der Techbranche Amazon: Zeit zum Sparen

Der Wirtschaftsabschwung erfasst die großen Internetkonzerne: Nach Meta, Microsoft und Twitter streicht nun auch Amazon einem Insider zufolge massiv Stellen. Quelle: imago images

Nach den Massenentlassungen bei Meta und Twitter zieht jetzt Amazon nach. Der Handelskonzern will laut mehreren US-Medienberichten bis zu 10.000 Stellen streichen. Warum? Warum jetzt – vor dem so wichtigen Weihnachtsgeschäft? Und was passiert in Deutschland?

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Die letzte offizielle Pressemeldung von Amazon ist von diesem Montag: „Die beste Zeit zum Sparen“ titelt die Mitteilung, „die Black Friday Woche bei Amazon startet bereits am Freitag“. Mit der einwöchigen Rabatt-Aktion lotst Amazon jährlich viele Schnäppchenjäger auf seine Seite.

Doch in diesem Jahr macht das Unternehmen nicht nur mit der Rabattwoche auf sich aufmerksam, sondern mit einer Nachricht, die sich in eine Reihe von Massenentlassungen in Tech-Unternehmen reiht: Wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichten, will der Konzern noch in dieser Woche damit beginnen, rund 10.000 Stellen zu streichen.

Meta, Twitter, Amazon und Co entlassen Tausende Mitarbeiter

Schon vorher entließen Tech-Unternehmen wie der Bezahldienst Stripe, der Trader Robinhood oder der Onlinehändler Wish viele Mitarbeiter. Und nun also auch Amazon, der Onlinehändler, der in der Coronapandemie so boomte, wie kaum ein anderes Unternehmen.

Techriesen wie Twitter und der Facebook-Konzern Meta bauen aktuell Tausende Stellen ab. Früher sind verlorene Jobs im Silicon Valley mit dem nächsten Hype wieder gekommen. Diesmal dürfte es anders sein.
von Theresa Rauffmann, Matthias Hohensee


Von 800.000 auf 1,6 Millionen Mitarbeiter in 2 Jahren

Seit Ende 2019 hatte Amazon seine Mitarbeiterzahl mehr als verdoppelt, von nicht einmal 800.000 Mitarbeitern auf zwischenzeitlich über 1,6 Millionen. Die meisten in den Verteilzentren – als während der Pandemie zahlreiche Einzelhändler weltweit teils über Wochen schließen musste, boomte der Onlinehandel in einem vorher nie gekannten Ausmaß.

Und nun? Drücken steigende Preise auf die Geldbeutel der Konsumenten. Selbst für das für Amazon eigentlich so wichtige Weihnachtsgeschäft scheint der Konzern wenig zu erwarten. So warnte Brian Olsavsky, Amazons Chief Financial Officer, schon im vergangenen Monat vor einem schwierigen vierten Quartal.

Ist Alexa unprofitabel?

Bei den gut 10.000 Mitarbeitern, die gefeuert werden sollen, handelt es sich laut Medienberichten vor allem um Mitarbeiter in der Geräteabteilung. Dort forcierte Amazon etwa den Ausbau seines Sprachsteuerungssystems Alexa oder des Lautsprechers Echo. Auch Amazons E-Reader Kindle fällt darunter.

Laut „Wall Street Journal“ soll die Geräteeinheit in einigen der vergangenen Jahre jährlich bis zu fünf Milliarden Dollar Verlust eingebracht haben – während gut 10.000 Mitarbeiter dort arbeiteten. Außerdem sollen der Personalbereich und der Bereich Handel verkleinert werden.

Lesen Sie auch den Gehaltsreport Silicon Valley: Das zahlen Amazon, Facebook, Twitter und Co.

Was wird aus den Amazon-Mitarbeitern in Deutschland?

Auch im Berliner Büro von Amazon arbeiten Mitarbeiter im Alexa-Team. Was wird aus ihnen? Verdi hat bisher keine Informationen darüber, dass ein Stellenabbau in Deutschland geplant ist, sagt eine Sprecherin am Dienstag. Die Gewerkschaft, die mit Amazon bislang keinen Tarifvertrag für die Beschäftigten ausarbeiten konnte, beobachtet eine angespannte Lage: „Wir sind von der Hire-and-fire-Mentalität in den USA alarmiert.“
Wie es bislang aussieht, betreffen die Kündigungen vorerst den US-Markt und die Führungskräfte.

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„Über 30.000 Mitarbeiter arbeiten hierzulande für uns, abgesehen von den USA erzielen wir in keinem anderen Land mehr Umsatz“, sagte der neue Amazon-Deutschlandchef Rocco Bräuniger im Sommer der WirtschaftsWoche. „Im laufenden Jahr werden wir mehr als 6.000 zusätzliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einstellen, darunter Einkäufer, Projekt- und Produktmanager, Techniker in der Logistik und, und, und“, kündigte Bräuniger damals an.

Kandidaten wollte er „mit interessanten, sicheren Jobs, guten Karriereaussichten und einer fairen Bezahlung“ überzeugen. Bleibt es dabei? „Die Aussage hat Bestand“, heißt es in Unternehmenskreisen. Auf der Amazon-Homepage werden aktuell rund 500 offene Stellen in Deutschland angezeigt, die meisten davon in der Logistik – zum Stundenlohn von 11,33 Euro, also unter dem Mindestlohn, wie das Unternehmen angibt. Ausschreibungen für Führungskräfte sind seit geraumer Zeit auf den Karriereportalen des Unternehmens nicht mehr sichtbar.

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