
Der Blick nach Frankreich treibt deutschen Angestellten die Tränen in die Augen. Denn dort hat die Regierung Hollande gerade eine Rentenreform beschlossen, die Kommentatoren gleich als "Rentenreförmchen" verspotteten. Um die Löcher in der Rentenkasse zu schließen, sollen Franzosen künftig 43 Jahre lang Rentenbeiträge zahlen, bevor sie dann wie bisher schon mit 62 die volle Rente beziehen können. In Deutschland müssen Arbeitnehmer 45 Versicherungsjahre erreichen, die volle Rente gibt es erst mit 67.





Kritiker der komfortablen Rentenregelung in Frankreich dürfen jedoch nicht vergessen, dass weder in Frankreich noch in Deutschland die für die Vollrente geforderten Beitragsjahre erreicht werden. Faktisch gehen hierzulande viele deutlich früher in Ruhestand und müssen damit schmerzhafte Einbußen bei der gesetzlichen Rente in Kauf nehmen. Wer das nicht will, muss die Initiative ergreifen und mit privaten Ersparnissen die Einkommenslücken schließen. Mit welchen Einbußen und Rentenlücken Arbeitnehmer heute rechnen müssen, hat WirtschaftsWoche Online in Teil 1 (So schaffen Sie die Rente mit 60 bereits ausführlich erläutert. Im zweiten Teil schildern wir, wie Sparer die Rente mit 60 richtig planen, welche Ersparnisse im Alter vorhanden sein müssen, damit die Einkommenseinbußen erträglich bleiben und mit welcher Sparstrategie das gebildete Vorsorgevermögen bei vertretbarem Risiko eine optimale Rendite erwirtschaftet.
Michael Huber, Geschäftsleitungsmitglied der unabhängigen Vermögensverwaltung VZ Vermögenszentrum, kennt viele Kunden, die lieber schon mit 55 oder 60 Jahren in den Ruhestand wechseln würden. “Nach dem Studium wünschen sich das noch viele ambitionierte Angestellte. Dieser Traum weicht aber bei einem großen Teil bis zum Alter von etwa 40 Jahren der Realität. Denn viele – auch leitende Angestellte sind erst in diesem Alter finanziell in der Lage, nennenswert auf die vorzeitige Rente hin zu sparen“, sagt der Honorarberater. Die Gründe dafür sind meist plausibel. Zunächst hat die Absicherung der existenziellen Risiken mit Lebensversicherung, Berufsunfähigkeitsversicherung, Haftpflicht und ähnlichem Vorrang. "Das ist unbedingt sinnvoll", so Huber. "Zudem hängt es oft an den Lebensumständen. Wer jung ist und gut verdient, will erst einmal etwas von der Welt sehen und sich modern einrichten und ausstatten. Auch die Familiengründung erfolgt heute oft erst später."
Da viele erst in ihren Vierzigern das Thema Altersvorsorge ernsthaft angehen, hat Huber für WirtschaftsWoche Online zunächst den Kapitalbedarf für zwei Musterfälle berechnet. In beiden Fällen wurde unterstellt, dass in den 20 Jahren der Ansparphase, die bis zum vorzeitigen Renteneintritt mit 60 Jahren bleiben, die Inflationsrate bei durchschnittlich zwei Prozent pro Jahr liegt und das Nettoeinkommen bis dahin um jährlich ein Prozent steigt.