INF-Vertrag Bundesbürger lehnen US-Atomwaffen in Deutschland ab

Der Vertrag über das Verbot von Mittelstreckenraketen läuft aus. Eine Umfrage zeigt, dass Deutsche grundsätzlich gegen ein nukleares Arsenal sind.

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Auf dem Gelände des Bundeswehr-Flugplatzes sollen US-amerikanische Atombomben vom Typ B61 lagern. Die deutsche Bevölkerung ist stark gegen eine Stationierung von Atomwaffen. Quelle: dpa

Berlin Die große Mehrheit der Bürger in Deutschland lehnt einer repräsentativen Umfrage zufolge eine Stationierung von US-Atomwaffen in der Bundesrepublik ab. Die Befragung des Meinungsforschungsinstituts Kantar im Auftrag von Greenpeace wurde am Donnerstag veröffentlicht, kurz vor dem Ende des INF-Vertrags über das Verbot landgestützter atomarer Mittelstreckenraketen. Rund 86 Prozent der Befragten sagten demnach, die Bundesregierung solle eine Stationierung von atomaren Mittelstreckenraketen der USA in Deutschland verbieten. Acht Prozent sprachen sich für eine Genehmigung aus, der Rest der Teilnehmer positionierte sich nicht.

Der INF-Vertrag endet an diesem Freitag - erst hatten die USA, dann Russland ihn aufgekündigt. Nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg gibt es derzeit aber nicht die Absicht, neue landgestützte nukleare Waffensysteme in Europa zu stationieren.

84 Prozent der Befragten gaben an, in Deutschland stationierte US-Atomwaffen sollten gänzlich verschwinden. Auf dem Bundeswehr-Fliegerhorst Büchel in der Eifel liegen nach unbestätigten Informationen rund 20 US-Atombomben. Im Ernstfall soll die deutsche Luftwaffe sie abwerfen.

Greenpeace nannte die Umfrageergebnisse eine klare Aufforderung an die Bundesregierung. „Um sich glaubwürdig gegen den Einsatz von Atomwaffen zu positionieren, müssen alle bereits vorhandenen Atomwaffen aus der Bundesrepublik abgezogen werden. Deutschland droht sonst zum Fokus in einem neuen atomaren Wettrüsten zu werden“, sagte Greenpeace-Sprecher Christoph von Lieven.

Die USA hatten den INF-Vertrag Anfang Februar mit Rückendeckung der Nato-Partner gekündigt, weil sie davon ausgehen, dass Russland das Abkommen seit Jahren mit einem Mittelstreckensystem namens SSC-8 (Russisch: 9M729) verletzt. Bis zum 2. August läuft die Kündigungsfrist.

Mehr: Das Ende des INF-Vertrages darf nicht zum Beginn eines neuen Wettrüstens werden. Die Welt braucht Alternativen und Schutz – auch durch Deutschland.

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