In Krisenlagen soll man Gespräche nicht geringschätzen. Jede noch so ergebnislose Konferenz ist besser als ein einziger Kanonenschuss. Aber für den russischen Präsidenten Wladimir Putin sind die vielen diplomatischen Bemühungen des Westens nichts anderes als Bauernzüge auf seinem imperialen Schachfeld.
Ob Joe Biden, Emmanuel Macron oder irgendwann auch einmal Olaf Scholz bei ihm vorsprechen: Bislang hat der Kremlherrscher alle Zwischenziele erreicht, denn seine Drohungen zeigen die erwünschte Wirkung. Russland wird von den USA wieder als Großmacht ernst genommen, Deutschland bangt um Gaslieferungen und gute Geschäfte und die Nato wird für die Ukraine weder einen Krieg riskieren noch dem Land eine Beitrittsperspektive eröffnen. Selbst über mögliche Sanktionen im Fall „kleinerer“ russischer Aggressionen ist der Westen tief zerstritten. Die Debatte um einen Ausschluss Russlands vom Zahlungsverkehrsabkommen Swift zeigt das ebenso, wie das Tauziehen um die Ostseepipeline Nord Stream 2.
Putin wird den militärischen Ring an der Nord- und Ostgrenze der Ukraine immer enger ziehen und darauf warten, dass ihm der wackelige Westen irgendwann Angebote macht, um einen Konflikt zu schlichten, den er selbst verursacht hat.
Dieser Beitrag wurde erstmals am 26. Januar veröffentlicht. Er entstammt dem neuen WiWo-Newsletter Daily Punch. Der Newsletter liefert Ihnen den täglichen Kommentar aus der WiWo-Redaktion ins Postfach. Immer auf den Punkt, immer mit Punch. Außerdem im Punch: der Überblick über die fünf wichtigsten Themen. Hier können Sie den Newsletter abonnieren.
