Insolvenz Was Germania-Kunden jetzt wissen müssen

Germania-Insolvenz: Was Kunden jetzt wissen sollten Quelle: dpa

Nach der Insolvenz der Fluggesellschaft Germania bleiben die Flieger der Airline am Boden. Kunden, die Flüge bei Germania gebucht hatten, bleiben häufig auf ihren Kosten sitzen. Es gibt aber Ausnahmen – und Abhilfe.

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Die Berliner Fluggesellschaft Germania hat Insolvenz beantragt und ihren gesamten Flugbetrieb eingestellt. Wie das Unternehmen mitteilt, sind die Germania Fluggesellschaft GmbH und ihr Schwesterunternehmen für technische Dienstleistungen, die Germania Technik Brandenburg GmbH, sowie die Germania Flugdienste GmbH betroffen. Einzig der Geschäftsbetrieb der Schweizer Germania Flug AG und der Bulgarian Eagle gehen weiter. Sie sind nicht von der Insolvenz betroffen.

Für viele Germania-Kunden bedeutet dies wahrscheinlich: Flug abgesagt, Geld weg. Wer direkt bei der Airline gebucht hat, gehört ab sofort zu den Gläubigern, die einzig im Rahmen des Insolvenzverfahrens ihr Geld zurück bekommen könnten. Aufgrund der im Einzelfall niedrigen Summen sind die Chancen auf eine Rückzahlung der Ticketgebühren gering. Laut Gesetzeslage haben die Passagiere, die ihr Flugticket direkt bei Germania gekauft haben, darüber hinaus keinerlei Anspruch.

Lediglich Passagiere, die ihren Germania-Flug im Rahmen einer Pauschalreise gebucht haben, können immerhin auf eine Ersatzbeförderung hoffen. Germania bat diese Kunden, sich direkt an ihren Reiseveranstalter zu wenden, um eine solche Ersatzbeförderung zu erhalten. So versprach etwa Reiseveranstalter Tui, betroffene Kunden „sukzessive auf andere Flugverbindungen“ umzubuchen. Tuifly sei in Kontakt mit seinen Partnern, um alternative Angebote zu finden. „Wir können unseren Kunden versichern, dass wir alles Notwendige tun, um ihren Flug sicherzustellen. Niemand muss sich Sorgen machen, dass er nicht in den Urlaub fliegen kann oder am Reiseziel festsitzt“, so Tui-Touristikchef Stefan Baumert. Mit der eigenen Konzernairline Tuifly sei man gut aufgestellt, um Urlauber zu befördern. Tui-Urlauber, die von den Flugveränderungen bei Germania betroffen sind, werden aktiv vom Veranstalter informiert.

von Rüdiger Kiani-Kreß, Henryk Hielscher

Tuifly, Lufthansa und Condor bieten Rabatt-Tickets

Auch denjenigen Urlaubern, die über Germania direkt gebucht haben und nun am Urlaubsort festsäßen, bot Tui Unterstützung an. Sie könnten auf der Internetseite von Tuifly Ersatzflüge für ihren ausgefallenen Rückflug nach Deutschland buchen und erhielten anschließend eine Erstattung von 50 Prozent. Dafür müssen sie bis zum 28. Februar 2019 die Buchungsbestätigung des ausgefallenen Germania-Fluges und die Bestätigung des gebuchten Tuifly-Fluges an die Mailadresse servicecenter@tuifly.com senden. Das Angebot gilt für alle Rückflüge bis zum 15. Februar 2019.

Wer sich darüber hinaus auf die Suche nach Ersatzflügen machen muss, könnte sonst eventuell von einem schnellen Angebot des Lufthansa-Konzerns oder des Ferienfliegers Condor profitieren. Die Airlines werben Stunden nach der Pleitemeldung Germanias damit, betroffenen Passagieren verbilligte Tickets zu verkaufen. Die größten Überschneidungen in den Flugplänen gebe es mit der Tochter Eurowings, erklärte ein Lufthansa-Sprecher. Die Angebote richten sich insbesondere an Passagiere, die nicht mit einem Pauschalreiseveranstalter unterwegs sind und deshalb nicht auf eine Ticketpreiserstattung hoffen können.

Im Ausland gestrandete Germania-Kunden könnten für Rückflüge bis Ende Februar 2019 ab sofort auf der Eurowings-Seite Flüge buchen und erhielten im Nachhinein die Hälfte des Flugpreises erstattet. Condor will Germania-Gäste ebenfalls für die Hälfte transportieren, sofern im Standby-Verfahren Plätze frei sind. Dabei handelt es sich um Plätze, die in der Regel für Transferflüge des Personals (nicht der aktuell im Dienst befindlichen Crew) reserviert sind. Zusätzlich soll auf lufthansa.com in den kommenden Tagen ein Buchungsverfahren eingerichtet werden, mit dem verbilligte Tickets der Netzwerk-Airlines Lufthansa, Swiss und Austrian gebucht werden können. Hier sind pauschale Nettopreise von 50 Euro (Europa) und 200 Euro (Naher Osten) geplant.

Verbraucherschützer fordern bessere Absicherung für Airline-Kunden

Angesichts der schlechten Ausgangslage für die Germania-Passagiere fordern Verbraucherschützer eine bessere Absicherung der Kunden. Eine Insolvenzversicherung für Fluggesellschaften, die bei einer Pleite Kunden helfe, sei noch immer nicht beschlossen, sagte der Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller, und appellierte an die Politik, endlich zu handeln. „Trotz der Erfahrungen mit der Insolvenz von Air Berlin haben Bundesregierung und EU nichts unternommen. Das rächt sich nun.“ Den Germania-Kunden drohe „immenser Schaden“.

Auch der ADAC forderte eine Festschreibung des Insolvenzschutzes für Fluggäste, wie sie für Pauschalreisen bereits existiere. Alternativ bestehe die Möglichkeit, Fluggesellschaften dazu zu verpflichten, beim Ticketverkauf eine Versicherung für den Ticketpreis und die Rückbeförderung mit anzubieten. „Dadurch wird beim Verbraucher ein Risikobewusstsein geweckt und zugleich eine Lösung auf freiwilliger Basis geschaffen“, so der Verkehrsclub.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht derweil bisher keinen Anlass für staatliche Hilfen wegen der Insolvenz der Fluggesellschaft. Erfolg und Misserfolg seien Teil der Marktwirtschaft. So habe der Staat auch nicht versucht, das Unternehmen Air Berlin zu retten. „Und die Dinge haben ihren Gang genommen, wie hier auch.“ Auch Hilfe bei der Rückkehr gestrandeter Passagiere nach Deutschland müsse man vorerst nicht helfen. Den allermeisten Passagiere könne wohl von Veranstaltern und Reisebüros geholfen werden, über die Flüge gebucht worden seien. Innerhalb der Bundesregierung werde die Lage derzeit analysiert, betonte Altmaier, unter anderem mit Vertretern von Bundeswirtschafts- und Bundesfinanzministerium.

Mit Material von dpa und Reuters

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