Die neue Macht der Lufthansa Wo die Preise steigen könnten

Nach der Übernahme von Air Berlin drohen ein Monopol der Lufthansa und steigende Preise, warnen Experten. Auf welchen Strecken die Kranichlinie bereits heute Alleinherrscher ist – und wo sie es künftig werden könnte.

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Lufthansa-Übermacht bedroht Wettbewerb

Dieser Tage ist die Brust des Kranichs stolzgeschwellt. Am Mittwoch verkündete die Lufthansa neue Rekordergebnisse, zwei Wochen zuvor hatte sie nach langem Pokern endlich den Air-Berlin-Deal abgeschlossen.

Doch die Kritik ebbt nicht ab. In ihrem Zentrum steht auch die Macht, die die Lufthansa mit der Übernahme von gut 80 Air-Berlin-Fliegern und den zugehörigen Start- und Landerechten erhält. Es droht ein Luftfahrtkartell, warnen Beobachter seit Wochen.

Tatsächlich zeigt eine aktuelle Übersicht der wichtigsten Verbindungen innerhalb Deutschlands sowie ins angrenzende Ausland: Schon vor dem Ringen um die Pleite-Linie flog Lufthansa zahlreiche Ziele von Frankfurt und München aus ohne Konkurrenz an. Dafür sorgt die Übernahme von Austrian Airlines, Brussels und Swiss. Der Kaufrausch der vergangenen Jahre machte Deutschland, Österreich, Belgien und die Schweiz weitgehend zu einem Lufthansa-Block.

Die Übernahme von Teilen der Air Berlin könnte der Kranichlinie jetzt auch exklusiven Zugriff auf weitere Flüge aus und zu den bisherigen Air-Berlin-Drehkreuzen Düsseldorf, Berlin-Tegel sowie weite Teile von München sichern.

Die aufgeführten Strecken zählen zu den wichtigsten und meistgebuchten überhaupt. Allein zwischen Düsseldorf und München gibt es wöchentlich 63 Flüge, 61 zwischen Düsseldorf und München. Jeder fünfte Air-Berlin-Passagier fliegt bislang zwischen den Städten in diesem Dreieck.

Bereits heute Lufthansa-Monopol*Nach dem Ende von Air Berlin ein Monopol*
Frankfurt - BrüsselBerlin - Düsseldorf
Frankfurt - Genf Berlin - Frankfurt
Frankfurt - MünchenBerlin - München
Frankfurt - WienBerlin - Köln
Frankfurt - ZürichBerlin - Nürnberg
Hamburg - WienBerlin - Stuttgart 
München - Brüssel Berlin - Zürich
München - Genf Düsseldorf - Genf
München - WienDüsseldorf - München
München - ZürichDüsseldorf - Salzburg 
Düsseldorf - Venedig
Düsseldorf - Westerland
Düsseldorf - Wien
Düsseldorf - Zürich
Hamburg - München
Hamburg - Köln
*Auswahl der wichtigsten Verbindungen
Quelle: ch-aviation

Die Auswirkungen eines Lufthansa-Monopols dürften insbesondere Geschäftsreisende zu spüren bekommen, die diese Strecken häufig nutzen. Lufthansa hat auf den Rennstrecken zu ihren großen Flughäfen so viele Flüge, dass fast alle gut zahlenden Geschäftsreisenden bei ihr buchen. Bei mehr als 15 Flügen pro Tag wie auf der Strecke Frankfurt - Berlin können sie leichter den Flug wechseln, falls ihre Termine kürzer oder länger dauern als geplant. Allerdings sind sie damit auch besonders abhängig.

Kartellwächter warnen seit Monaten vor steigenden Ticketpreisen und abnehmendem Service im Falle einer Monopolstellung. Kein Wunder also, dass EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager bereits anmahnt, Lufthansa werde wohl Strecken abgeben müssen. "Auf einigen Strecken gibt es jetzt einen sehr hohen Marktanteil oder sogar ein Monopol", sagt Vestager. Das gelte es zu verhindern.

Bedenken der Kartellwächter

Die kartellrechtliche Überprüfung des Deals durch die EU-Kommission steht in den kommenden Wochen an. Ein offizieller Antrag ist bislang aber offenbar noch nicht in Brüssel eingetroffen. Die Lufthansa rechnet nun erst für Januar mit der endgültigen Übernahme von Air Berlin - sofern es keine weiteren Probleme gibt.

Die Chronik von Air Berlin

Eine schnellere Entscheidung noch vor Januar, so Vestager „wäre vor allem möglich, wenn Lufthansa möglichen Bedenken schon früh Rechnung trägt.“ Das wird Lufthansa nach Kräften fördern. Denn für sie kann die Hängepartie teuer werden. Zum einen zahlt sie bereits die laufenden Kosten von bis zu drei Millionen Euro pro Tag für Personal, Flugzeuge und – wo sie die Air-Berlin-Jets bereits nutzt - auch für den Betrieb.

Die Situation könnte sich allerdings noch verschärfen, weil die Verhandlungen mit Easyjet, dem zweiten Übernahmepartner, stocken. Schien es vor wenigen Wochen noch, als würde die britische Billiglinie mehr als 30 Air-Berlin-Flieger übernehmen, ist jetzt lediglich von bis zu 25 die Rede. Es könnten auch noch weniger werden.

Das Problem für die Lufthansa: Gibt es nicht ausreichend Konkurrenz durch eine starke Fluglinie wie Easyjet, könnten die Wettbewerbsbehörden weitere Streckenstreichungen fordern. Unwahrscheinlich ist das Szenario nicht, wie eine Analyse der WirtschaftsWoche zeigt.

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