Die Äußerung des amerikanischen Finanzministers, dass der schwache Dollar den USA zu Gute käme, war Öl im Feuer der Währungsturbulenzen. Seit fast einem Jahr geht der Dollar nun schon auf Tauchstation. Vor allem gegenüber dem Euro nimmt das Ganze Züge eines Währungskriegs an. Den Börsen in Europa schmeckt das überhaupt nicht, das Euro-Dollar-Risiko wird zum Kursdrücker.
Ungewöhnlich scharf hat EZB-Chef Mario Draghi die Amerikaner für diese Äußerungen kritisiert. Während die Notenbanken und damit im Grunde auch die Regierungen in den vergangenen Jahren bei der Geldpolitik zumindest ein gemeinsames Grundverständnis hatten, wenn sie nicht sogar eng zusammenarbeiten, bricht dieser Konsens nun auseinander.
Der EZB machen die Währungsturbulenzen einen dicken Strich durch die Rechnung. Eigentlich will die Notenbank die Inflation befördern, die Wirtschaft in Gang halten und dann früher oder später sanft die Zinsen anheben. Verbal müsste eine solche Anhebung vorbereitet werden. Doch wenn die EZB eines derzeit nicht machen darf, dann sind das auch nur leiseste Andeutungen höherer Zinsen. Solche Äußerungen würden den Euro durch die Decke schießen lassen
Auf der jüngsten EZB-Sitzung biss sich Draghi fast auf die Zunge: Es gebe keine Leitzinserhöhung in absehbarer Zeit; auch wenn die Anleihekaufprogramme ausliefen, sei noch längere Zeit mit niedrigsten Zinsen zu rechnen; und wenn nötig, könnten die Anleihekaufprogramme wieder ausgeweitet werden. Nichts, keinen Hauch auch nur von höheren Zinsen.
Und trotzdem steigt der Euro
Wie kippelig die Lage mittlerweile geworden ist, sehen Anleger daran, dass sich nun Präsident Trump einschaltet und plötzlich sagt, er wolle einen starken Dollar. Fragt sich nur, wer ihm das glauben soll, nachdem er sich wieder und wieder darüber beschwert hat, dass Deutschland von der schwachen europäischen Währung so profitiert habe.





An der Börse hinterlässt Trumps Lippenbekenntnis keine Spuren. Der Euro pendelt weiter um 1,24 bis 1,25 Dollar, die Grundtendenz zeigt nach oben. Und das, obwohl zehnjährige US-Anleihen mit 2,6 Prozent Rendite zwei ganze Prozentpunkte mehr bieten als Bunds; ganz abgesehen davon, dass die Zinsperspektive der US-Notenbank im Gegensatz zur Nullzinspolitik der EZB nach oben zeigt.
Die Vermutung, dass die Amerikaner insgeheim sehr wohl an einem deutlich schwächeren Dollar interessiert sind und dies mit allen Mitteln durchdrücken, wird an den Börsen immer lauter. Die niedrige eigene Währung könnte für die Amerikaner das Pendant zu ihren niedrigen Steuern werden. Den Wirtschaftsstandort Amerika wird das stärken; zugleich wird es das komplexe Geflecht der bisherigen internationalen Handelsbeziehungen irritieren. Auch diese Wirkung würde zur Trumps Politik des Protektionismus und der bilateralen Verträge passen.