Allianz Global Wealth Report 2021  Corona bringt Vermögens-Rekord – aber nur ein Industrieland boomt

Reichtum: Global Wealth Report zeigt neue Rekord-Vermögen Quelle: imago images

Trotz Coronakrise wuchsen die weltweiten Vermögen 2020 auf ein neues Rekordhoch. Doch nur ein Industrieland konnte massiv profitieren. Gleichzeitig schrumpfte die globale Mittelschicht – aus überraschenden Gründen.

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Manch einer, der den neuen Reichtumsbericht der Allianz liest, reibt sich vermutlich erstaunt die Augen. Laut dem soeben erschienenen Global Wealth Report knackten die weltweiten Vermögen voriges Jahr erstmals die magische Marke von 200 Billionen Euro. Das gab es noch nie. 

Und das ausgerechnet 2020, dem Corona-Jahr, in dem Menschen weltweit um ihre Gesundheit und ihr Einkommen kämpften und in dem Staaten sich bis über beide Ohren verschuldeten. Erstmals wuchs das Finanzvermögen so knapp zwölf Prozent stärker als das globale Bruttoinlandsprodukt und betrug erstmals mehr als 300 Prozent des Welt-BIP. 

Wie passt das zusammen? 

Erstaunlich gut, wenn man es sich näher besieht. Zum einen hielt die Pandemie die Menschen zuhause und brachte sie so dazu, weniger zu konsumieren. Lange Zeit gab es ohnehin keine Geschäfte, die sie hätten besuchen können, und so sehr der Online-Handel auch gewachsen ist, konnte er doch die diese Konsumausfälle nicht ausgleichen. Die Allianz spricht von „erzwungenen Ersparnissen“: Die Menschen horteten ihr Geld zuhause – oder eben auf der Bank. 

Denn das ist der zweite Aspekt: Unfähig, das Geld für Konsum auszugeben, und weiterhin von Niedrigzinsen bedrängt, brachten immer mehr Sparer ihr Geld dorthin, wo es Rendite bringt. Also vor allem an die Börse. Die Leitindizes haben seit Beginn der Coronakrise eine beispiellose Aufholjagd hingelegt. Wer in der Zeit investiert hat, hat sein Geld deutlich vermehrt. 

Doch der neue Reichtum ist ungleich verteilt, auch das zeigt der neue Global Wealth Report. Besagte Wertpapiere spielten eine große Rolle: In den USA, wo die Menschen 55 Prozent ihres Geldes in Wertpapieren anlegen, stiegen die Vermögen besonders stark, nämlich um knapp 13 Prozent – für ein reiches Industrieland ein ungewöhnlich hoher Wert. 

Aktienmuffel wie Deutschland und weitere Teile Westeuropas sowie Japan konnten hingegen kaum profitieren. Vermögen in Westeuropa wuchsen trotz des Runs auf die Banken um weniger als sechs Prozent, in Japan waren es gar kaum zweieinhalb. 

Die Suche nach den Gründen fällt nicht allzu schwer. In den USA war die Börse für 70 Prozent der Vermögenszuwächse in den vergangenen fünf Jahren verantwortlich. In Deutschland sind es gerade einmal elf Prozent. 

Am stärksten wuchsen die Vermögen indes in den Schwellenländern, vor allem in Osteuropa, gefolgt von Asien (Japan, der westlich geprägte Problemfall des Kontinents, zählt in diesen Rankings nicht zu Asien). Damit kommen knapp ein Fünftel der weltweiten Vermögen heute aus Asien – vor zehn Jahren war es noch ein gutes Zehntel. Wenn auch in kleinen Schritten nähern sich die weltweiten Vermögen also an. 

Unangefochten auf Platz eins landen jedoch die USA, wie eine weitere Statistik zeigt. So schrumpfte die globale Mittelschicht dem Bericht zufolge innerhalb eines Jahres von 780 Millionen auf 720 Millionen Menschen. Doch was alarmierend klingt, bedeutet in Wirklichkeit das Gegenteil: Die 60 Millionen Menschen wurden nicht ärmer, sondern stiegen vielmehr auf in die nächste Kategorie der Reichen. Die meisten von ihnen sind US-Amerikaner. 

All diese Zuwächse haben das durchschnittliche Netto-Geldvermögen pro Kopf in den USA noch einmal deutlich gesteigert. Rein rechnerisch besitzt jeder US-Amerikaner netto über 218.000 Euro. Die Deutschen landen mit knapp 62.000 Euro abgeschlagen auf Platz 19 von 20. 

Immerhin, auch hierzulande tut sich etwas. So kauften die Deutschen 65 Prozent mehr Wertpapiere als noch im Vorjahr. Damit wurde ein Fünftel der deutschen Ersparnisse voriges Jahr an der Börse angelegt. Die Allianz zieht hieraus gar den Schluss: „Die deutschen Haushalte werden ihrem Ruf als die ängstlichsten Sparer weit und breit nicht mehr gerecht – sie öffnen sich dem Wandel.“ 

Und auch die von Corona gebeutelte Realwirtschaft sieht der Bericht im Aufschwung: Dieses Jahr soll auch das globale BIP deutlich wachsen. 

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