Post aus Harvard Die Missverständnisse der Trumponomics

Ronald Reagan war der 40. Präsident der USA. Quelle: Getty Images

Der neue amerikanische Präsident Donald Trump sollte die Steuern senken - und sich auf Ronald Reagan zurückbesinnen.

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Seit Donald Trump die US-Präsidentschaftswahlen gewonnen hat, haben sich Presse und Märkte auf seine Vorschläge konzentriert, die Steuern zu senken und während des kommenden Jahrzehnts eine Billion Dollar für die Infrastruktur auszugeben. Die Erwartung, dass diese Maßnahmen die Gesamtnachfrage ankurbeln, hat die langfristigen Zinssätze um 50 Basispunkte in die Höhe getrieben.

So sehen das die Märkte. Richtig ist es aber nicht. Trump hat nämlich nichts angekündigt, was notwendigerweise zu höheren Preisen und Löhnen führt. In seinen Reden oder im Wahlprogramm seiner Partei steht nirgendwo, die Regierung in Washington solle diese riesigen Investitionen tätigen. Denn ein Keynesianer ist Trump keineswegs.

Nein: Trump hat sich wörtlich für ein „defizitneutrales System von Infrastruktur-Steuergutschriften“ ausgesprochen, das private Unternehmen dazu bringen soll, Straßen, Brücken, Tunnel und Flughäfen zu bauen. Und bislang können wir nicht wissen, ob bei einer solchen Politik die entsprechenden Unternehmen auch anbeißen.

Trumps wirtschaftspolitische Pläne

Steuergutschriften für Investitionen - das hat bisher gut funktioniert, wenn es darum ging, dass Unternehmen in die eigenen Produktionsanlagen investieren sollten. Jetzt aber soll die Privatwirtschaft in die öffentliche Infrastruktur investieren. Wer soll das eigentlich bezahlen und wie sollen die Firmen auf ihre Kosten kommen? Das ist noch völlig unklar.

Es wäre auch ein Denkfehler, solche Steuersenkungen als Mittel zur Steigerung der Gesamtnachfrage zu betrachten. Das ist kaum möglich, wenn die Republikaner im Kongress weiter darauf bestehen, zur Gegenfinanzierung der Steuersenkungen à la Trump die Freibeträge bei der Einkommensteuer zu begrenzen. Der republikanische Fraktionschef Paul Ryan fordert schon seit einer Weile, fast alle Freibeträge abzuschaffen. Nach Ryans ursprünglichem Plan ließen sich so deutliche Verringerungen der Steuersätze bei der Einkommensteuer finanzieren.

Mich selbst erinnert das an meine eigene Zeit im Weißen Haus unter Ronald Reagan. Unser inzwischen berühmtes Steuerreformgesetz von 1986 war eine angebotsorientierte Maßnahme: Es ging darum, die Anreize für die Wirtschaft zu verbessern, anders als bei der in den USA üblichen nachfrageorientierten Steuerpolitik. Wir sorgten zu Reagans Zeiten durch Neuregelungen verschiedener Einzelvorschriften dafür, dass einschneidende Steuersenkungen möglich wurden. Der Spitzensteuersatz sank von 50 auf 28 Prozent.

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