Easyjet-Poker um Air Berlin Drei Szenarien für die Zukunft von Air Berlin

Bis Donnerstag wollen sich die Lufthansa und Easyjet über die Aufteilung von Air Berlin einigen. Doch wichtige Detailfragen sind immer noch offen. Scheitern die Verhandlungen auf der Zielgeraden?

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Was wird aus den Angestellten, Tickets und Flugzeugen?

Es klang schon fast zu gut, um wahr zu sein: Die Lufthansa übernimmt große Teile der insolventen Air Berlin, Easyjet gerade so viel, dass es kartellrechtlich für den deutschen Marktführer in Ordnung geht, hieß es noch wenigen Tagen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hätte Zugriff auf viele Maschinen und – noch wichtiger – die Slots erhalten. Gerade die begehrten Start- und Landerechte sind für die schnelle Expansion von Eurowings unabdingbar.

Und mit Easyjet als Partner bliebe die größte Konkurrenz außen vor: Ryanair. Der irische Billigflieger hätte wohl frei werdende Slots, etwa in Düsseldorf oder München, schnell besetzt. Die Lufthansa-Kooperation mit Easyjet sollten genau das verhindern.

Allein: Die Briten scheinen das Interesse an Air Berlin zu verlieren. Am Wochenende berichtete die „B.Z.“, dass Easyjet sein ursprüngliches Angebot von rund 50 Millionen Euro für 27 bis 30 Maschinen reduziert habe. Zudem gebe es keine Einigung mit der Lufthansa um Landerechte in Düsseldorf und Berlin-Tegel. Während ein Vertrag zwischen der Lufthansa und Air Berlin nur noch Formsache zu sein scheint, geht die insolvente Fluglinie dem Bericht zufolge nicht mehr davon aus, dass man sich bis Donnerstag mit Easyjet einigen kann.

Air Berlin vor dem Betriebsschluss

Drohen die seit Wochen laufenden Verkaufsverhandlungen auf der Zielgeraden zu scheitern? Und was sind die Gründe für den plötzlichen Sinneswandel der Easyjet-Verantwortlichen?

Szenario I: Der Deal kommt wie geplant zustande

Klar ist: Der Poker um die Aufteilung von Air Berlin ist um eine Posse reicher. Der Hamburger Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt hält es allerdings für unwahrscheinlich, dass der Deal mit Easyjet noch platzt. „Easyjet will mit dem Vorstoß die Lufthansa und Air Berlin unter Druck setzen“, so Großbongardt. „Wenn sich Easyjet herauszieht, passieren zwei Dinge: Es gäbe weniger Geld für den Insolvenzverwalter und die Lufthansa bekommt mehr Probleme vor dem Kartellamt und den Behörden in Brüssel.“ Deshalb rechnet er mit einem Entgegenkommen.

Denn zusätzlich zu den entscheidenden Detailverhandlungen über die genaue Verteilung von Slots und Maschinen gibt es noch einen zusätzlichen Faktor: Die Zeit drängt. Air Berlin geht das Geld aus, am 28. Oktober gehen die letzten Flüge unter der Marke Air Berlin – danach fliegen nur noch die nicht von der Insolvenz betroffenen Töchter Niki und Walter (LGW) weiter. Von dem Air-Berlin-Grounding betroffen sind unter anderem jene strittigen Slots in Düsseldorf und Tegel. Am Ende hatte Air Berlin nur noch die größeren innerdeutschen Flüge und Langstreckenverbindungen unter eigenen Namen laufen lassen.

Werden diese Slots nicht bis zum Grounding vom neuen Eigentümer besetzt, verfallen die Start- und Landerechte und gehen an Flughafenkoordinator Armin Obert. Doch sein Amt schreibt die Slotpool genannte Menge nicht lange aus, sondern gibt sie – so schnell es geht – den ersten Interessenten, die sie nutzen wollen und können. Selbst bei schneller Reaktion käme die Lufthansa nur eingeschränkt zum Zuge. Mindestens die Hälfte der Zeitfenster bekämen Neulinge – wie etwa Ryanair.

Air Berlin: Das Ringen um die Flughafen-Slots

Und genau das wollen Spohr und seine Mannen verhindern. Einfach kaufen können sie die Slots aber nicht, das ist in Europa ausdrücklich verboten. Stattdessen müssen sie das ganze Unternehmen oder zumindest funktionsfähige Teile mit einer eigenen Zulassung der Luftverkehrsbehörden schlucken. Sollte die Lufthansa oder ein anderer Käufer nach der Transaktion größere Teile des Unternehmens dichtmachen und nur wenig Personal behalten, droht deshalb umgehend Ärger.

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