Tesla-Prozess beginnt Jetzt landet Elon Musk wegen seiner Twitter-Eskapaden vor Gericht

Tesla-Chef Elon Musk muss sich wegen irreführender Tweets nun vor Gericht verantworten, weil er damit den Kurs beeinflusst habe. Mit seinen Tweets bewegt er immer wieder die Märkte.

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Elon Musk war wohl etwas voreilig, als er im Sommer 2018 eine große Ankündigung über den Kurznachrichtendienst Twitter in die Welt hinausposaunte: Er wolle seinen Elektroauto-Bauer Tesla von der Börse nehmen – und Aktionäre mit einem Aufschlag auf ihre Aktien entschädigen. Dieser Aufschlag, meinte er damals, sei „gesichert“. Doch später stellte sich heraus, dass es gar keine endgültige Zusage dafür gab und ein Rückzug von der Börse nie konkret geplant war.

Bei der prompten Rüge der US-Börsenaufsicht SEC dürfte es wohl nicht bleiben. Wegen dieser Twitter-Ankündigung muss sich Musk nun seit Dienstag in San Francisco vor Gericht verantworten. Anleger haben eine Sammelklage angestrengt, in der sie dem Milliardär vorwerfen, den Kurs der Tesla-Aktie bewegt und ihnen damit Verluste eingebrockt zu haben. Sie bezichtigen ihn der „künstlichen Manipulation“ des Aktienkurses.

Die Kläger hatten über einen Leerverkauf darauf gewettet, dass die Tesla-Aktie sinkt. Das funktioniert so: Ein Investor leiht sich gegen Gebühr eine Aktie bei einem anderen. Fällt der Kurs bis zum vereinbarten Rückgabetermin unter den Verkaufskurs, haben sie gewonnen. Im Fall der Kläger aber kam es nicht so.

Denn Musks Ankündigung, alle verfügbaren Aktien für 420 Dollar pro Anteilsschein kaufen zu wollen, ließ den Aktienkurs zunächst um 19 Prozent steigen. Zum Handelsbeginn hatte die Tesla-Aktie noch bei 344 Dollar notiert. Aktuell notiert die Aktie fast 200 Dollar unter diesem Niveau, allerdings gab es auch zwei Aktiensplits. Die Kläger machten also Verluste.

Elon Musk bewegt die Märkte

Der Richter hatte bereits festgestellt, dass Musks Tweet nicht der Wahrheit entsprach. Nun sollen die Geschworenen bewerten, ob die Äußerungen für Anleger relevant waren – und ob Musk ihnen Wiedergutmachung zahlen muss. Das wohl wichtigste Beweismittel in dem Prozess: die damaligen Tweets von Musk.

Es liegt eine gewisse Ironie darin, dass er sich mit der Twitter-Übernahme genau jenes soziale Netzwerk einverleibt hat, mit dem er abermals die Finanzmärkte in Aufruhr versetzt hat. Wenn Musk twittert, bewegen sich die Kurse von Aktien und Kryptowährungen. Seine Tesla-Tweets von 2018 sind nur ein Beispiel für seine kursbewegende Meinungsfreude.

Um Kursfeuerwerke auszulösen, genügen mitunter nur wenige Buchstaben. Nur mit dem Wort „Gamestonk!“ ließ er die Aktie des Spielehändlers Gamestop steigen – und befeuerte damit den Zockerkrieg zwischen Kleinanlegern und Hedgefonds um das Wertpapier vor gut zwei Jahren.

Im Mai 2021 twitterte er, gemeinsam mit dem Entwickler der Spaß-Kryptowährung Dogecoin daran zu arbeiten, Transaktionen mit der Cyberdevise effizienter zu machen. Der Kurs stieg um stolze 37 Prozent. Auch der Bitcoin-Kurs explodierte, nachdem Musk ihn als Zahlungsmittel bei Tesla akzeptierte – und rauschte ebenso schnell wieder ab, als er urplötzlich die enorme Energieintensität der Kryptowährung bemerkte.

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Immer wieder werfen Kritiker Musk Marktmanipulation vor. Die Finanzaufsicht kann zumindest bei Kryptowährungen kaum intervenieren – anders bei Tesla. Nach seinen Auslassungen über das Börsen-Aus 2018 muss er kursrelevante Tweets von einem Anwalt absegnen lassen.

Lesen Sie auch: Warum ich Tesla-Aktien jetzt noch nicht mal mit der Kneifzange anfassen würde

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