Wirtschaftsdelegation nach China Der 153-Milliarden-Euro-Flieger

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Deutsche Bank, Adidas, Bayer & Co.

Deutsche Bank
Erträge in China (inklusive Hongkong): knapp 900 Millionen Euro (3,5 Prozent der Gesamterträge)
Delegations-Teilnehmer: Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing

Asien gilt in der Deutschen Bank seit Jahren als Wachstumsregion, mit Alexander von zur Mühlen hat Bankchef Christian Sewing einen seiner engsten Vertrauten mit der Führung des Geschäfts betraut – vom Finanzzentrum Singapur aus. In China konzentrieren sich die Aktivitäten wie bei den meisten anderen Auslandsbanken auch auf Hongkong, relevant ist das Land vor allem als wichtiger Standort internationaler Unternehmen und als Domäne reicher Privatkunden. Zuletzt äußerte sich Sewing abwartend skeptisch: „Wenn es um Abhängigkeiten geht, müssen wir uns auch der unbequemen Frage stellen, wie wir mit China umgehen“, sagte der Deutsche-Bank-Chef etwa jüngst.

Adidas
Umsatz in China: 4,6 Milliarden Euro (21 Prozent des Gesamtumsatzes)
Delegations-Teilnehmer: Adidas-Chef Kasper Rorsted

Die Bedeutung Chinas hat sich für den fränkischen Sportartikelkonzern Adidas in den vergangenen zwei Jahren fundamental verändert: vom größten Hoffnungsträger zum größten Problemfall. Zu Beginn des Jahres 2021 wies Adidas China erstmals als einzelnen Markt aus – wegen der enorm gewachsenen Bedeutung. Im ersten Quartal 2021 wuchs Adidas in China um 156 Prozent, erwirtschaftete stolze 26 Prozent des Gesamtumsatzes in China. Dann folgte der Absturz. Zuletzt folgten vier Quartale hintereinander, in denen Adidas‘ China-Umsatz zweistellig einbrach – vor allem aufgrund der anhaltenden, konsumfeindlichen Coronapolitik im Land. Hinzu kamen Boykott-Aufrufe gegen mehrere westliche Modekonzerne, die dazu aufgerufen hatten, keine Baumwolle mehr aus der westchinesischen Region Xinjiang zu beziehen wegen Menschenrechtsverletzungen und Unterdrückung der muslimischen Minderheit der Uiguren.

Zudem sollen die Adidas-Schuhe und -Shirts nicht mehr den Geschmack der chinesischen Kundschaft treffen. Adidas-Chef Kasper Rorsted hatte deshalb im März seinen China-Verantwortlichen ausgetauscht. Nach mehreren Gewinnwarnungen im laufenden Jahr, die auch mit „langsamerer Erholung in China“ begründet wurden, hat er im Spätsommer selbst seinen vorzeitigen Abgang für das kommende Jahr angekündigt. Der China-Umsatz wird 2022 voraussichtlich von 4,6 auf geschätzt drei Milliarden Euro sinken. 

BASF
Umsatz in China: etwa zwölf Milliarden Euro (15 Prozent des Gesamtumsatzes)
Delegations-Teilnehmer: BASF-Chef Martin Brudermüller

BASF-Chef Martin Brudermüller, der lange für die BASF in Hongkong gearbeitet hat,  ist ein erklärter Freund des Landes. Unlängst forderte er öffentlich, das „China-Bashing“ zu beenden. Für die BASF ist China ein wichtiger Markt: Nirgendwo sonst wird mit chemischen Produkten so viel Geld erwirtschaftet wie in China. Entsprechend will Brudermüller das China-Geschäft noch ausbauen: Der Umsatzanteil von derzeit 15 Prozent soll sich erhöhen – in Richtung zwanzig Prozent. Für rund zehn Milliarden Euro errichtet die BASF derzeit einen neuen, großen Produktionsstandort in Zhenjiang im Südosten des Landes.

Biontech
Umsatz in China: null
Delegations-Teilnehmer: Biontech-Chef Ugur Sahin

Während das Mainzer Biotech-Unternehmen mit seinem Corona-Impfstoff weltweit Erfolge feiert, ist das Vakzin in China immer noch nicht zugelassen. Präsident Xi setzt stattdessen auf Corona-Lockdowns und heimische Impfstoffe, die allerdings schlechter wirken. Beobachter vermuten politische Motive – und vor allem Nationalstolz – hinter der bisherigen Nicht-Zulassung des Biontech-Impfstoffs. Gemeinsam mit seinem chinesischen Partner Fosun Pharma wollte Biontech ursprünglich 100 Millionen Impfstoffdosen liefern. Die Reise von Bundeskanzler Scholz und seiner Wirtschaftsdelegation nach China könnte möglicherweise zu einem Umdenken bei der KP-Führung führen und eine Zulassung des Biontech-Impfstoffs bewirken.

Merck
Umsatz in China: rund drei Milliarden Euro (14,7 Prozent des Konzernumsatzes)
Delegations-Teilnehmerin: Merck-Chefin Belén Garijo

Auch für den Darmstädter Technologiekonzern, spezialisiert auf Medikamente und Laborprodukte, ist China ein wichtiger Wachstumsmarkt. Erst kürzlich verkündete das Unternehmen eine Investition von 100 Millionen Euro, um die  Produktion in Wuxi im Osten des Landes auszubauen – Merck stellt dort Produkte her, die in den Labors zum Einsatz kommen.

Bayer:
Umsatz in China: 3,8 Milliarden Euro (8,7 Prozent des Gesamtumsatzes)
Delegations-Teilnehmer: Bayer-Chef Werner Baumann

Bayer ist einer der führenden Medikamenten-Hersteller in China – und profitiert von der zunehmenden Zahl krankenversicherter Chinesen. Auch in der Landwirtschaft will Bayer von den wachsenden chinesischen Märkten profitieren. Der Konkurrent Syngenta, im Besitz des chinesischen Staatskonzerns Chemchina, besitzt dabei allerdings einen Heimvorteil. 

Wacker
Umsatz in China: 1,79 Milliarden Euro (29 Prozent des Gesamtumsatzes)
Delegations-Teilnehmer: Wacker-Chef Christian Hartel

Das Chemieunternehmen aus Bayern ist der Spezialist unter den Chemiekonzernen. Das Familienunternehmen produziert Zulieferstoffe aus Ethen und Silizium etwa für den Solarmarkt und die Bauindustrie. Im chinesischen Zhangjiagang betreibt das Unternehmen einen von drei Verbundstandorten, die etwa Abfallstoffe wiederverwerten. Im vergangenen Jahr gerieten die Wacker-Produkte aus China in den Handelsstreit mit den USA. Im Kern ging es um Antidumping- und Antisubventionszölle, mit denen die beiden Staaten die Herstellung von Polysilizium für Solaranwendungen für sich beeinflussen wollten. Die Handelsbeziehungen seien dadurch „belastet“ worden, heißt es im Geschäftsbericht. Das Thema könnte bei der Delegationsreise also eine Rolle spielen. Denn: Wacker wolle „den Anteil von Spezialprodukten weiter erhöhen“ – unter anderem in der „Fokusregion“ China.

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Laut Bundesregierung sollen auch je ein Vertreter des Heiztechnikunternehmens Geo Clima Design (Chefin Antje Vargas) und des Babynahrungsherstellers Hipp (Geschäftsführender Gesellschafter Stefan Hipp) den Kanzler nach China begleiten. Hipp ist seit 2009 auch in China vertreten.

Lesen Sie auch: Während Biontech mit seinem Corona-Impfstoff weltweit Erfolge feiert, ist das Vakzin in China immer noch nicht zugelassen. Mit der Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz könnte nun Bewegung in die Sache kommen.

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