Google, Vanguard, McDonald's Wie US-Unternehmen ihre Mitarbeiter zum Impfen bringen

Quelle: imago images

Eine Impfpflicht am Arbeitsplatz ist in Amerika längst gang und gäbe. Bei den großen Tech-Firmen gilt: Homeoffice oder impfen lassen. In manchen Branchen winken stattdessen aber auch Bonuszahlungen.

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Dass Angestellte aus heiterem Himmel ihre Papiere ausgehändigt bekommen, ist in den USA keine Seltenheit. Mit Kündigungsschutz und Arbeitnehmerrechten ist es im Land des „Hire and fire“ in vielen Firmen nicht weit her. Dennoch sorgte die Meldung, dass sich der US-Fernsehsender CNN von drei Mitarbeitern getrennt hat, am Freitagmorgen für Aufsehen. Schuld war der Kündigungsgrund: Die drei nicht näher identifizierten Mitarbeiter waren in der Vorwoche ungeimpft zur Arbeit erschienen.

„Jeder, der jetzt und in Zukunft ins Büro kommt, muss gegen Covid-19 geimpft sein“, erklärte CNN-Präsident Jeff Zucker die Kündigungen am Donnerstag in einer E-Mail an die Belegschaft des Fernsehsenders. „Lassen Sie es mich klar sagen: Wir haben eine Null-Toleranz-Politik bei dem Thema.“ Es sei gut möglich, dass beim Betreten eines CNN-Gebäudes in Zukunft ein Impfnachweis vorgezeigt werden müsse, so Zucker weiter.

Eine Impfpflicht am Arbeitsplatz? Damit steht CNN in den USA nicht alleine da. Im Gegenteil: Was in Deutschland schon aus Datenschutzgründen unmöglich scheint, ist in Übersee neuerdings gang und gäbe – zumindest dann, wenn Mitarbeiter aus dem Homeoffice an die Arbeitsstätte zurückkehren wollen oder ihr Job direkten Kundenkontakt voraussetzt.

In Kalifornien etwa, dem bevölkerungsreichsten Bundesstaat der USA, müssen sich inzwischen alle Angestellten im Gesundheitsbereich impfen lassen. Angeordnet hatte dies das Gesundheitsministerium des Bundestaats. In vielen anderen Branchen kümmern sich die Unternehmen selbst um den Schutz ihrer Kunden und Mitarbeiter – ob mit verpflichtenden Impfungen oder Bonusversprechungen für Geimpfte. Ein Überblick:

Tech-Firmen: Alphabet, Facebook, Microsoft

Wollen Mitarbeiter einen der US-Standorte der Google-Mutter Alphabet betreten, ist eine Impfung Voraussetzung. „Jeder, der im Büro arbeiten möchte, muss sich impfen lassen“, schrieb Konzernchef Sundar Pichai Ende Juli in einem Blogbeitrag. „Wir werden diese Politik in den kommenden Wochen in den USA durchsetzen und werden sie in den kommenden Monaten auf weitere Regionen ausweiten.“ Er hoffe, schrieb Pichai weiter, dass dieser Schritt den Google-Mitarbeitern ein sichereres Gefühl gebe, wenn sie an ihren Arbeitsplatz kämen.

Facebook vertritt eine ähnliche Handhabe. „Jeder, der an einem unserer US-Standorte arbeiten möchte, muss sich impfen lassen“, sagte Lori Goler, Vize-Personalchefin des Konzerns, Ende Juli der Nachrichtenagentur AFP.

Auch in den US-Bürogebäuden von Microsoft wird ein Einlass bald nur noch für Geimpfte gestattet sein. „Angestellte, Verkäufer und alle Gäste, die ein Microsoft-Gebäude in den USA betreten wollen, werden ab September einen Impfnachweis vorzeigen müssen“, sagte ein Konzernsprecher in dieser Woche der amerikanischen Webseite „The Verge“.

Auch große Unternehmen der Finanzbranche wollen ihre Angestellten schnellstmöglich durchgeimpft sehen. Der Vermögensverwalter Vanguard setzt dabei aber auf einen standesgemäßeren Anreiz als die Möglichkeit, ins Büro zurückzukehren: 1000 Dollar erhalten Beschäftigte, die sich bis inklusive Oktober impfen lassen – auch bereits Geimpfte sollen den Bonus nun nachträglich erhalten.

Die Investmentbank Morgan Stanley setzt dagegen auf die inzwischen übliche Vorgehensweise in den USA, dass nur Geimpfte ins Büro zurückkehren dürfen. Einen genauen Zeitrahmen, ob und wann die Rückkehr ins Büro und damit auch die Impfung für alle Angestellten verpflichtend wird, hat das Unternehmen noch nicht genannt.

Ähnlich handhabt es der Vermögensverwalter BlackRock. Hier wurden jedoch zusätzlich schon vor längerer Zeit alle Angestellten aufgefordert, dem Unternehmen bis Ende Juni ihren Impfstatus mitzuteilen.

Bei Goldman Sachs dagegen müssen die Angestellten ihren Impfstatus seit Mitte Juni melden, wenn sie im Büro arbeiten wollen. Ungeimpfte müssen Masken tragen und sich wöchentlich testen lassen.

Gastronomie: Tyson, McDonald's, Darden

In der Lebensmittelbranche hat Gastronomie-Zulieferer Tyson Foods die wohl strengsten Impfregeln: Ab 1. November soll die Impfung hier Voraussetzung für die weitere Beschäftigung im Unternehmen werden. Angestellte mit Kundenkontakt sollen für die Impfung außerdem einen Bonus von 200 Dollar erhalten.

Die Fast-Food-Kette McDonald’s und die Restaurantkette Darden Restaurants bieten den Angestellten vier Stunden bezahlten Urlaub, um sich in der Zeit impfen zu lassen. Die Maskenpflicht gilt hier nach einer Anweisung der US-Behörde CDC neuerdings auch für Geimpfte wieder. Eine Impfpflicht für Angestellte gibt es bisher nicht.

Einzelhandel: Gap, Walmart, Lidl, Aldi

Die Modekette Gap verlangt für Präsenzarbeit in den Bürogebäuden in größeren Metropolregionen ab dem 7. September einen Impfnachweis. Die Supermarktketten Walmart und Lidl bieten ihren Angestellten Impfboni von 150 bzw. 200 US-Dollar. Aldi-Beschäftigte erhalten lediglich vier Stunden bezahlten Urlaub, um sich während der Arbeitszeit impfen lassen zu können.

Mobilität: Lyft, Uber, American Airlines, Amtrak

Auch Angestellte der Mobilitätsdienstleister Uber und Lyft dürfen nur mit vollständigem Impfschutz in ihre Büros zurückkehren. Sie verschoben jedoch auch das Datum für die Rückkehr ins Büro in den Oktober (Uber) bzw. Februar (Lyft), was den Angestellten mehr Zeit gibt, sich zu schützen.

American Airlines gibt den Angestellten für ihre Impfung einen zusätzlichen bezahlten Urlaubstag. Zusätzlich erhalten sie 50 Dollar in Belohnungspunkten für das firmeninterne Reward-System.

Delta Air Lines stellt bereits seit 17. Mai nur noch voll Geimpfte neu ein und will schnellstmöglich nur noch vollgeimpfte Angestellte beschäftigen.

United Airlines schreibt seinen Mitarbeitern vor, bis zum Herbst einen Impfnachweis zu erbringen. Für Neueinstellungen gilt die Impfpflicht bereits seit Juni.

Mehr zum Thema: An Impfstoff gegen Covid-19 mangelt es längst nicht mehr, dafür offenbar an Impfbereitschaft. Ansätze, um mehr Menschen vom Impfen zu überzeugen, gibt es viele. Aussichtsreich aber sind Forschern zufolge nur wenige.

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